Frisch mani- und pedikürt saß ich in einer kleinen Cocktailbar in der Innenstadt. Geschäftig liefen Menschen umher, doch ich war ganz froh, nach dem ganzen Stress endlich zu sitzen. Klara saß mir gegenüber und grinste.
"Ich bin so auf Alexis Gesicht gespannt, wenn er dich in diesem Kleid sieht." Sagte sie zum gefühlten Hundertsten Mal. Dabei hatte sie mich dazu überredet, regelrecht gedrängt. Ich gab zu es sah gut aus. Ein enges schwarzes Kleid, das viel Rücken zeigte, vorne aber hochgeschlossen war. Allerdings ging es gerade mal bis zur Hälfte meiner Oberschenkel. Es stand mir sehr gut. Doch war etwas sexier, als ich mich sonst kleidete. "Deine Mutter wird nichts merken. Mach dir nicht solche Gedanken." Sagte sie, als ich nicht antwortete. "Du kennst meine Mutter nicht." Erklärte ich ihr. "Du siehst fantastisch aus." Erwiderte sie ungerührt. "Außerdem wenn du ihr von Alexis erzählst, wird sie nur darüber reden wollen." Damit hatte Klara vielleicht recht, aber wollte ich denn von Alexis erzählen? Waren wir zusammen? Ich hatte heute ein paar Nachrichten mit ihm gewechselt, doch wusste nicht, ob das schon eine Beziehung war.
"Ich weiß nicht." Fing ich an, doch Klara schüttelte den Kopf. "Du magst ihn doch, oder? Und er ist verrückt nach dir. Also wo liegt das Problem?" Hakte sie nach und verdrehte die Augen. Ich wusste ja selbst nicht, wo mein Problem lag, wie sollte ich es ihr erklären.
Alexis war perfekt für mich, für mein Leben, für meine Zukunft und trotzdem hatte ich das Gefühl immer weiter eingeengt zu werden und irgendwie zu entgleisen. Wiederholt schlich sich ein Gedanke ein, doch ich traute mich noch nicht ihn tatsächlich zu formulieren.
"Er hat mich geküsst." Begann ich, wohl wissend, dass ich sie am Haken hatte. "Echt? Erzähl!" Sagte sie aufgeregt, setzte sich auf und beugte sich vor. "Als wir zusammen essen waren. Er hat mich an seinem Auto geküsst." Sie seufzte. "Wie süß." Erklärte sie mit verträumten Blick. "Und wie war es?" Wollte sie wissen. "Es war..." Ich suchte nach einem Wort, dass es beschrieb." ...Nett?" Versuchte ich es, doch Klara verzog das Gesicht. "Nett?" Wiederholte sie mich. "Es fühlte sich gut an. Warm und so." Erklärte ich, doch hatte das Gefühl ich machte es schlimmer. "Warm und so?" Wiederholte sie wieder. "Das klingt ja..." Diesmal fehlten ihr die Worte.
"Ich weiß auch nicht. Er ist perfekt. Er ist Anwalt, attraktiv, höflich, witzig auf seine Art." Sie nickte. "Aber?" Fragte sie und ich zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, ob ich für den Richtigen schon bereit bin." Erklärte ich und fühlte mich schlecht. Es widersprach Mamas Plan. Meinem Plan. Es wäre perfekt. "Den Richtigen? Larissa, du sollst Spaß haben." Sagte Klara. "Glaubst du echt das du dich für immer an Alexis den Anwalt klammern sollst?" Sie schüttelte den Kopf. "Hab Spaß. Warte ab was daraus wird und dann zieh weiter." Sagte sie mit einem sanften Lächeln. Dankbar lächelte ich ihr zu. "Ich will niemanden verletzen." Sie schnaubte. "Das gehört zum Leben dazu." Erklärte sie mit einem Schulterzucken und trank einen Schluck von ihrem Cocktail. Ich tat es ihr gleich. Sie hatte recht.
Mein Plan konnte sicherlich auch noch ein paar Tage warten. Bis Donnerstag vielleicht. "Musst du morgen arbeiten?" Fragte sie und ich nickte. "Aber erst um zehn." Sagte ich zerknautscht. Denn ich musste mich dringend um das Projekt kümmern, das Mama erwähnt hatte.
"Perfekt. Dann lass uns heute feiern. Ein paar Drinks später, sieht die Welt schon wieder besser aus. Und wenn du mutig genug bist, kannst du Alexis anrufen." Ich schüttelte den Kopf, lachte dabei aber. "Das werde ich sicherlich nicht tun." Versprach ich und schob mein Handy vom Tisch in meine Tasche.
Aber Klara hatte recht, nach dem vierten Cocktail spürte ich wie meine Anspannung abfiel und meine Wahrnehmung etwas schwammig wurde. Klara die sich gerade aufmachte, um uns einen weiteren Cocktail zu holen, obwohl ich ihr versucht habe zu erklären, dass ich schon zu viel hatte, war von ihrem Vorhaben abgekommen und flirtete mit einem großen Blonden.
"Hey." Begrüßte mich eine sanfte Stimme. Vor mir stand ein großgewachsener dunkelblonder Mann mit einem freundlichen Lächeln. "Hey." Begrüßte ich ihn, überschwänglicher, als es für mich sonst der Fall war. "Ich bin Ben." Sagte er und reichte mir seine Hand. "Darf ich mich setzen?" Fragte er und ich nickte, warf aber noch einen Blick zu Klara.
Ben setzte sich auf den Stuhl neben mich und wandte sich mir zu. "Sagst du mir auch deinen Namen?" Fragte er und grinste. Erschrocken nickte ich. "Entschuldige, wie unhöflich. Ich bin Larissa." Sein Blick durchbohrte mich.
"Du bist wirklich wunderschön, Larissa." Blut schoss in meine Wangen. "Danke." Flüsterte ich und nervös strich ich mir eine Locke aus dem Gesicht. Unangenehm rutschte ich auf meinem Stuhl herum. Suchend blickte ich mich nach Klara um.
Wo kamen die ganzen Männer plötzlich her? "Hast du Lust vielleicht mit mir irgendwohin zu gehen, wo es etwas ruhiger ist?" Ich erstarrte. Lange sah ich ihn an, suchte in seinem Gesicht nach einem Anzeichen, dass es ein Scherz war, doch er blickte mich nur abwartend an. "Ich bin mit meiner Freundin hier und die kann ich nicht alleine lassen. Tut mir leid." Sagte ich und blickte mich suchend um. Sah allerdings so aus, als hätte sie mich alleine gelassen.
Genervt erhob ich mich. "Ich werde sie gleich suchen." Brachte ich raus, schnappte meine Tasche und ging zur Bar. Doch Klara war nirgends zu sehen. Zu meinem Glück hatten wir jeden Drink bezahlen müssen, weshalb ich mich unauffällig zur Tür bewegte und mein Handy herauskramte. Doch Klara nahm nicht ab.
Als die kühle Nachtluft mich Empfang fröstelte ich leicht, doch als ich Klara sah, wie sie an dem bekannten schwarzen Mercedes lehnte, war mir alles klar. Dario stand mit dem Rücken zu mir und verdeckte Klara beinahe vollständig, doch das leise Stöhnen verriet sie. Wie ein Eindringling näherte ich mich. Leise räusperte ich mich. Keiner der beiden reagierte.
"Klara?" Fragte ich und sah an Dario vorbei. "Leute?" Rief ich. Erst jetzt löste sich Dario von Klara. "Hey, Lari." Sagte Klara entschuldigend. "Tut mir Leid. Dario hat mich angerufen und..." Ich unterbrach sie. "Schon gut. Ich werde jetzt gehen." Sie nickte. "Fährst du mit einem Taxi?" Wollte sie wissen, aber ich schüttelte den Kopf. Vielleicht würde die Nachtluft mich etwas nüchterner machen. "Ich laufe die drei Stationen." Zerknautscht nickte sie. "Schreib mir eine Nachricht sobald du Zuhause bist, sonst ruf ich die Polizei an." Erklärte sie mit erhobenem Finger und kam auf mich zu. Schnell drückte sie sich an mich. Mit einem letzen Lächeln wandte ich mich um und ging an der Straße entlang. Es war ruhig, nicht weiter verwunderlich an einem Montag, doch es war angenehm, dass es einfach mal still war. In der Entfernung hörte man ein paar Autos, das leise summen von Musik. Doch es hatte sich eine Ruhe über das Kiez gelegt.
"Warte mal." Rief jemand, doch ich ignorierte es. Unbehaglich wurde ich etwas schneller. Dabei wusste ich nicht, ob überhaupt mit mir gesprochen wurde. "Larissa, richtig?" Rief er und ich versteifte mich. Ich erkannte diese Stimme. Ich blieb stehen und drehte mich um. Vor mir stand Ben. Man sah ihm den Alkohol an, mehr als noch in der Bar.
"Hör zu: Es war echt ein langer Tag für mich. Ich möchte nur noch nach Hause in mein Bett. Also..." Begann ich um ihm zu zeigen, dass ich kein Interesse an ihm hatte. "Komm schon. Wir könnten etwas Spaß haben." Versuchte er es und kam einen Schritt näher. Sein Geruch hüllte mich ein und in einer andere Situation hätte sein Aftershave mir gefallen. Doch seine Nähe machte mich nervös. Ich trat einen Schritt zurück. "Wir könnten zu dir gehen. In dein Bett. Das ist es doch, was du willst, oder?" Fragte er mit einem dreckigen Grinsen. Er kam wieder einen Schritt näher.
Wut wallte in mir auf, doch ich schaffte es nicht etwas zu sagen. Ich war von seiner Dreistigkeit schockiert. Als wäre es selbstverständlich packte er meine Hüfte, damit ich ihm nicht mehr davonlaufe konnte und zog mich an sich. Seine Finger bohrten sich fast Schmerzhaft in mein Fleisch. Unbeholfen stemmte ich meine Finger auf seine Brust und versuchte ihn wegzuschieben, doch mit einem Arm griff er danach, während er mich mit der anderen umarmte. "Komm schon." Hauchte er leise und begann meinen Hals zu küssen. Verzweifelt versuchte ich mir etwas einfallen zu lassen, doch die Straße war leer. Hinter mir war die Stadtbibliothek, dort würde um diese Uhrzeit niemand sein. "Nein." Sagte ich fest. Wehrte mich weiter gegen seinen schmerzhaften Griff. "Hör auf." Spie ich aus, doch er hörte nicht auf. Er gluckste. Lachte er über mich? Tränen der Wut schossen aus meinen Augen. "Du stehst doch drauf." Erwiderte er selbstgefällig. Jetzt hätte ich am liebsten gelacht. Kurz schloss ich die Augen, atmete tief durch und besann mich, doch noch immer hatte ich keinen wirklichen Einfall, wie ich aus dieser Situation kommen würde. Und ich fürchtete mich davor, wie weit Ben gehen würde.
Er schob mich rückwärts in den Tiefen Eingang, der nicht von der Straßenlaterne erfasst wurde und presste mich gegen die Wand. Ich spürte seine Erregung an meinem Bauch und konnte nur mit Mühe verhindern mich zu übergeben. Vielleicht hätte ihn das allerdings abgeschreckt?
Wenn mir nicht einfiel, dann würde es zum äußersten kommen. Ich musste etwas tun. "Lass mich los." Rief ich. "Hör auf. Bitte!" Flehte ich förmlich, doch der Geifer in seinen Augen ließ mich verstummen. Er würde nicht auf mich hören. Jetzt nicht mehr.
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Die Prinzessin und der Punk
Novela JuvenilErschrocken riss ich die Augen auf, riss die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Ich sah das verbeulte Rad, doch ignorierte es einfach. Denn daneben lag er. Großgewachsen, kahlrasiert, bis auf einen kleinen Streifen in der Mitte seines Kopfes, tätowi...