Ich wusste nicht wie lange ich unter Dusche, an die Wand gelehnt, dastand und so lange weinte bis mir die Tränen ausgingen. Dieser ganze Tag war eine einzige Katastrophe.
Als ich aus der Dusche stieg fröstelte ich. Schnell trocknete ich mich ab und schlüpfte in die Jogginghose, band sie zu, dann schlüpfte ich in das schwarze Shirt. Meine Haare wickelte in in eines der Handtücher. Ich blickte in den Spiegel. Zwar sah ich besser, doch auch ausgelaugt, müde aus. Aber ich war so müde, dass es mir egal war.
Mit nackten Füßen verließ ich das kleine Badezimmer und steuerte das Wohnzimmer an. Mücke stand sofort von der Couch auf und sah mich unschlüssig an. Es sah aus, als wollte er was sagen, doch wüsste nicht was er sagen sollte. Langsam kam er auf mich zu.
Mit jedem seiner Schritte fiel es mir schwerer meine Maske aufrecht zu erhalten. Ich hatte geglaubt alle Tränen waren schon geweint, doch hinter meinen Augen drängten weitere hervor. "Mir geht es nicht besonders." Flüsterte ich leise und zog an dem Handtuch auf meinem Kopf, das am herunterrutschen war. Meine Arme fühlten sich so schwer an.
Mücke stand neben mir, fuhr mir sanft über den Kopf und nahm mir das Handtuch ab. Sachte fuhr er damit über meinen Kopf und begann zärtlich meine Haare zu trocknen. Ich beschloss ihm nicht zu sagen, dass er eigentlich nur meine Haare verknotete, so wie er mir über den Kopf rubbelte. Mir entwischte ein Kichern, als er mir das Handtuch vom Kopf zog und meine Haare vor mein Gesicht fuhren. Doch sofort strich er mir meine verirrten Strähnen wieder aus dem Gesicht. Verschmitzt grinste er mich an. Ich konnte nicht anders, als ihn anzulächeln.
Er schaffte es irgendwie das ich mich besser fühlte. "Danke." Flüsterte ich leise, so leise, dass ich glaubte er habe mich nicht verstanden. Aber er war mir so nah, dass ich seinen Geruch wahrnahm. Tief sog ich seinen Duft ein. Dann fühlte ich mich besser. Zärtlich strich er über mein Kinn und sah mir tief in die Augen. Seine waren nicht nur grün, sondern sie waren mit goldenen Sprenkeln übersät. Ich schlug die Lider nieder und blickte auf seine Brust. Diese Nähe ließ mich prickeln. Er war noch weiter von mir entfernt, als es Alexis gewesen war und doch fühlte sich das hier so viel besser an, als jede Berührung. Als jeder Kuss.
Alexis engte mich in das Leben ein von dem ich träumte. Sah die Person die ich sein sollte. Doch Mücke und sein warmer Ausdruck, das sanfte Lächeln, seine schwieligen Hände die so sanft über meine Arme glitten, sah mich. Wie ich jetzt vor ihm stand. Nicht wer ich war, wer ich sein sollte. Einfach nur mich und zum ersten Mal fühlte ich mich losgelöst. Ich dachte nicht an meine Haare, mein Outfit, meine Worte.
"Lass uns hinsetzen." Sagte Mücke und schob mich zur Couch. Er wartete bis ich mich hingesetzt hatte und reichte mir eine graue Decke. Er deckte mich damit zu, stopfte sie in der Couch und unter mir fest und grinste breit. Dann setzte er sich neben mich. Der Abstand war nicht groß, doch für meinen Geschmack hätte er sich näher setzen können. Ich kuschelte mich in die grauen Polster und legte meinen Kopf auf die Lehne. Dann sah ich ihn an. Zwar war sein Blick nicht auf mich gerichtet, doch ein lächeln auf den Lippen an dem ich mich nicht satt sehen konnte.
Gemütlich, warm und leicht beobachtete ich, wie er nach der Fernbedienung griff und den Fernseher einschaltete. Ich bekam nicht mal mit was genau lief und es war mir auch egal. Sachte streckte ich mich aus, schnappte mir eins der Kissen und legte mich bequem hin. Ich war am eindösen, als ich seine Finger spürte, die zärtlich über meinen Kopf streichelten. Diese Situation fühlte sich so intim und natürlich an, das mein Herz sich verkrampfte. Ich hatte immer nach dem perfekten Leben gestrebt. Dabei war ich nie auf die Idee gekommen, dass ich mich in dieser Situation so viel besser fühlte als ich je für möglich gehalten hätte. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich absolut normal. Ich fühlte mich so behütet, umsorgt und sicher, dass ich beinahe sofort einschlief. Mein letzter Gedanke war, dass ich mir wünschte hier für immer liegen zu bleiben.
Desorientiert hob ich meinen Kopf und sah mich um. Der Fernseher lief noch immer, doch das Licht war aus. Mücke schnarchte leise, lag mit den Beinen auf dem Couchtisch und seinem Kopf auf der Lehne so dicht neben mir, dass ich im Schlaf meinen Kopf in seinen Schoß gelegt hatte. Für eine Sekunde fragte ich mich, was ich tun sollte, doch mein Körper fühlte sich wund an und ich war noch immer so müde, dass ich meinen Kopf wieder in seinen Schoß legte, mich in die Decke einkuschelte und wieder einschlummerte.
Als ich das nächste mal aufwachte und mich streckte, fühlte ich mich so ausgeruht, als hätte ich seit Ewigkeiten nicht mehr so gut geschlafen. Mein Körper fühlte sich noch immer etwas wund an aber mein Kopf war klar. Kein verdächtiges Pochen.
Langsam setzte ich mich auf und fuhr durch meine Mähne. Ich war mit nassen Haaren schlafen gegangen und ich vermutete nur, das ich völlig verwildert aussah.
Langsam enthedderte ich mich aus der Decke und erhob mich. Gerade als ich stand, kam Mücke ins Wohnzimmer und ich erstarrte. Nur mit einem Handtuch um die Hüften blickte er mich an. Auf dem Gesicht dieses vertraute Grinsen, dass ich so gerne an ihm sah. "Guten Morgen, Prinzessin." Sagte er und musterte mich einen Moment, lehnte sich lässig an den Türrahmen. Er wirkte ungezwungen und häuslich. Ich musste zugeben, dass es in meinem Bauch begann zu kribbeln. Und das nur, weil er mich ansah. Vielleicht auch etwas, weil ich ihn ansah. Denn obwohl ich seine nackte Brust schon gesehen hatte und sie mich nie so in Beschlag genommen hatte, war das nun etwas anderes. Das Handtuch saß so niedrig auf seinen Hüften, seine Muskeln waren angespannt. Er war muskulös ohne aufgepumpt zu wirken, war sehnig und elegant, keinesfalls schlaksig.
Erschrocken flatterte mein Herz. Hämmernd schlug es in meiner Brust. Mein Atem stockte und ich senkte die Lieder, strich mir über die Haare und versuchte die Katastrophe auf meinem Kopf zu beseitigen. Doch er durchschaute mich sofort. "Lass das." Flüsterte er, stieß sich von dem Türrahmen ab und kam zu mir, stoppte meine Finger die versuchten das Chaos zu beseitigen. Dann grinste er dreckig und strich über meine Wange. "Du warst noch nie schöner." Flüsterte er leise und zog mich an meinem Nacken zu sich heran.
Jetzt hämmerte mein Herz noch schneller, beinahe schmerzhaft. Ich hielt die Luft an, doch schnappte nach Luft. Hart wurde ich gegen seine Brust gepresst. Mein Körper sank gegen seinen. Er raubte mir den Verstand, den Atem und mein Herz. Und das alles zur gleichen Zeit.
Vorsichtig beugte er sich vor und küsste meine Nasenspitze. Dann ließ er mich los. "Lass uns was essen gehen." Schlug er vor und verschwand wieder in den Flur.
Mit bebenden Fingern, wackligen Knien und schlagendem Herzen blieb ich im Wohnzimmer zurück.
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Die Prinzessin und der Punk
Novela JuvenilErschrocken riss ich die Augen auf, riss die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Ich sah das verbeulte Rad, doch ignorierte es einfach. Denn daneben lag er. Großgewachsen, kahlrasiert, bis auf einen kleinen Streifen in der Mitte seines Kopfes, tätowi...