Wir schlenderten die Oranienstraße hinunter. Ich war mir Mückes Nähe so sehr bewusst, dass mich jeder Schritt verunsicherte. Ich hatte meine Hose angezogen, doch trug eines seiner weißen Shirts und wirkte vermutlich underdressed, doch es störte mich nicht.
Er griff nach meiner Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Das Wetter war ebenso gut, wie ich mich fühlte.
Mücke zog mich in einen kleinen Laden. Wir ließen uns an einem Tisch in einer Ecke nieder und er lächelte. "Was willst du trinken?" Fragte er mich und strich über meine Schulter, als er aufstand. "Ich kann das..." Wollte ich anfangen, doch er schüttelte den Kopf. "Ich weiß das du das kannst. Aber du musst nicht. Also, was willst du trinken?" Fragte er nach und sah mich streng an. "Einen Pfefferminztee?" Sagte ich fragend und er nickte. Dann ging er zum Tresen, bestellte und kam mit zwei Karten zurück.
Elegant ließ er sich mir gegenüber nieder und legte seinen Knöchel auf sein Knie. Er blickte nicht in die Karte, doch ich schlug sie auf und musterte sie lange. Doch ich war mir bewusst, dass er mich anstarrte. Irgendwann klappte ich die Karte zu und setzte mich auf. "Was ist?" Fragte ich unsicher und beobachtete, wie er mit den Schultern zuckte.
"Dir steht das Shirt viel besser als mir." Sagte er und grinste. Raubte mir die Sprache. Flirtete er mit mir? Mein Körper reagierte auf ihn, das konnte ich nicht leugnen. Aber bis jetzt war mir nicht klar gewesen, dass er vielleicht auch nicht ganz kalt gelassen wurde. Konnte das sein?
"Warum...?" Begann ich, aber runzelte die Stirn und blickte auf meine Hände. Ich war mir plötzlich unsicher, ob ich die Antwort hören wollte. "Warum, was?" Wollte er wissen und ich atmete tief ein, bevor ich antwortete.
"Warum machst du das?" Verständnislos blickte er mich an. "Warum mache ich was?" Stellte er die Gegenfrage. "Du weißt doch was ich meine. Warum hilfst du mir? Nicht nur das, warum, lässt du mich bei dir schlafen, gehst du mit mir frühstücken, machst mir Komplimente?" Lange sah er mich an, überlegte.
"Soll ich mit den Komplimenten aufhören?" Fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. Weiter wollte ich nicht nachfragen. Eine hübsche Kellnerin kam an den Tisch, ihr Gesicht voll mit Piercings. Ihr Make-Up für meinen Geschmack etwas zu viel. Doch ihr freundliches Lächeln wandte sich Mücke zu. "Wisst ihr schon was ihr wollt?" Fragte sie Mücke, sah mich nicht einmal an. Er jedoch sah mich an.
"Weißt du es schon?" Fragte er und ich nickte. "Den Joghurt mit Früchten." Sagte ich schlicht und er nickte. "Mir reicht mein Kaffee, Danke." Erklärte er und symbolisiert ihr zu gehen. Doch während ich auf die Straße blickte schwiegen wir.
"Wenn du nicht da gewesen wärst, hätte ich ihn umgebracht." Sagte Mücke nach einer Weile. Ich riss den Kopf herum. "Ich hätte nicht aufgehört." Sagte er und klang dabei unterkühlt. "Aber du warst da. Er hat dich angefasst, obwohl du nein gesagt hast." Erklärte er mir. Seine Worte kamen gepresst. "Und ich bin dankbar das du da warst." Sagte ich ehrlich. "Und das du mich zu dir gebracht hast. Das ich deine Dusche benutzen durfte und du mit mir auf der Couch geschlafen hast." Fügte ich hinzu. Er wandte den Blick ab. "Das war purer Eigennutz." Erklärte er und ich schluckte. "Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte dich gar nicht alleine lassen können." Flüsterte er, nachdem er sich zu mir vorgebeugt hatte. Schon wieder raubte er mir die Sprache. Mir stieg die Röte ins Gesicht und ich war froh, dass meine Haare vor mein Gesicht fielen, sie gaben mir wenigstens das Gefühl mich verstecken zu können.
Die süße Kellnerin kam und stellte mir meinen Joghurt vor die Nase. Haufenweise Früchte und Beeren häuften sich darauf. Mücke dankte ihr leise und ich schnappte mir den Löffel. Mit meinen Fingern nahm ich die zwei Stücke Honigmelone aus der Schüssel und legte sie auf den Unterteller. Mücke musterte mich, beugte sich vor und schnappte sich eines der beiden Stücke. Ich rührte die Schüssel um und nahm einen ersten Bissen. Erst jetzt merkte ich, wie hungrig ich war. Gierig verschlang ich die gesamte Portion und ignorierte den durchdringenden Blick von Mücke auf mir.
Ich wusste einfach nicht was ich sagen sollte. Ich war nicht gut darin mit Männern zu reden, gerade wenn mein Herz jedes mal anfing wie wild zu schlagen wenn es dieser bestimmte Mann war. Ein Mann der nicht in meinen Plan passte. Alexis passte in mein Leben. Und doch wollte ich gar nicht daran denken, das ich Alexis wiedersehen würde.
"Wie hast du das gemeint? Das mit dem Eigennutz?" Traute ich mich nach einer Weile zu fragen. Doch bevor er antworten konnte stand Klara vor mir. "Was ist nur los mit dir, Larissa?" Rief sie wütend, wandte Mücke den Blick zu, der etwas verwirrt zu ihr aufsah. Wie immer sah sie wie aus dem Ei gepellt aus. "Ich dachte du hättest die Nachricht nur vergessen, aber du gehst nicht an dein Telefon und als ich nach Hause gekommen bin, merke ich dann, dass du gar nicht zuhause warst. Ich habe mir Sorgen gemacht und suche dich seit Stunden und du?" Wetterte sie weiter. "Du sitzt hier und frühstückst seelenruhig mit..." Sie wandte sich zu Mücke um und verzog angewidert das Gesicht. "...dem komischen Punker." Empört riss ich meine Augen auf. Ich hatte sie noch nie so angewidert, so abwertend gehört. "Moment mal..." Wollte ich anfangen, doch sie schüttelte den Kopf. "Ich will es nicht hören. Was ist mit Alexis? Vögelst du mit diesem Versager? Weiß deine Mutter davon? Sie wäre sicherlich begeistert von deinem kleinen Sozialfall." Rief sie und schüttelte den Kopf. Ich konnte sehen, wie sie mich verurteilte und es machte mich wütend und traurig. "Ich werde gehen." Sagte Mücke plötzlich kalt und erhob sich. Er ging zum Tresen und zahlte. Dann steuerte er die Tür an. "Mücke? Warte!" Rief ich, doch er schüttelte nur den Kopf. "Mücke? Du vögelst mit einem Typen der sich Mücke nennt?" Sie lachte freudlos auf. "Sei still." Zischte ich wütend, drängte die Tränen zurück. Doch Klara schüttelte nur den Kopf. "Was ist denn los mit dir? Das kenne ich gar nicht von dir." Sagte sie enttäuscht. Doch alles was ich dachte war dass Mücke das wirklich nicht verdient hatte. Und ich auch nicht.
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Die Prinzessin und der Punk
Ficțiune adolescențiErschrocken riss ich die Augen auf, riss die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Ich sah das verbeulte Rad, doch ignorierte es einfach. Denn daneben lag er. Großgewachsen, kahlrasiert, bis auf einen kleinen Streifen in der Mitte seines Kopfes, tätowi...