Kapitel 27

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Beide sahen Credence geschockt an. Das konnte er gerade unmöglich gesagt haben. Er.. Ich meine, er war mit Dumbledores Schwester befreundet und dann hat er sie getötet? Tina atmete tief durch, um sich für eine Sekunde zu sammeln. "Falls das nicht wahr sein sollte, wäre jetzt die letzte Möglichkeit, es aufzulösen.." Der Obskurus betrachtete sie fassungslos.
"Natürlich ist das mein Ernst. Wieso sollte ich Sie anlügen.. Ich vertraue Ihnen." Newt nickte bedächtig. Wie sollte man mit so einer Situation umgehen? Sie konnten Credence schlecht dem Ministerium ausliefern, immerhin war er freiwillig gekommen und einer der stärksten Anhänger Grindelwalds. Es wäre in gewisser Weise ein Vertrauensbruch, ihn auf diese Weise zu hintergehen. "Credence.." Der Brite klang so, als würde er mit seinem Sohn sprechen. "Es ist ein großer Schritt von dir, uns das anzuvertrauen und damit ist auch unsere Mission erledigt, allerdings.." Eine Pause entstand.
"Allerdings was?", fragte der Schwarzhaarige fast schon leicht hysterisch.
"Können wir diese Information nicht einfach so hinnehmen, ohne etwas zu unternehmen.." In Credence' Gesicht trat ein Ausdruck des Entsetzens. Newt hob sofort beschwichtigend die Hände in die Höhe.
"Nein, nein.. Wir werden dich nicht festnehmen und zum Ministerium bringen. Wir hätten dich ja ohne dein Kommen nicht mal zu Gesicht bekommen. Aber wir müssen unseren Leuten zumindest sagen, dass wir durch eine verlässliche Quelle diese Information haben. Bis dahin kannst du schon wieder über alle Berge sein.." Der Junge nickte langsam und wieder wurde dem Magiezoologen bewusst, wie schnell er doch erwachsen geworden war. "Gut..", erwiderte Credence nun, hob wie zum Gruß die Hand und war fast augenblicklich in der Masse aus sich bewegenden Körpern verschwunden. Von jetzt auf gleich einfach weg. Unglaublich. Tina sah Newt mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Du willst dem Ministerium nicht sagen, dass wir persönlich mit ihm geredet haben?"
"Was sollte ich denn sonst tun? Wenn wir es denen sagen, erwischen sie ihn und nehmen ihn fest. Er ist hier aber nicht der Böse, der die Fäden zieht, sondern Grindelwald.. Außerdem geht es hier gar nicht um Grindelwald, sondern um Dumbledore und seine Familie. Wir werden ihm davon erzählen und fertig." Die Amerikanerin seufzte schwer, aber stimmte dann ergeben zu.

Gesagt, getan. Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten und Newt ein paar Scheine zusammen mit Münzen auf den Tisch geworfen hatte, machten sie sich sofort auf zu dem beigen Gebäude, das die Tage lang immer ihr Begleiter gewesen war. Da sie ohnehin schon einmal auf dem Weg waren, kamen sie direkt bei der Bar vorbei, in der der Spion des Ministeriums war, welchen sie benachrichtigen sollten. Der junge Mann war nach der Nachricht verschwunden, vermutlich, um seiner Mission nachzugehen, Grindelwalds Standpunkt herauszufinden.
Beide sahen sich voller Erwartung gegenseitig in die Augen, bevor sie das Ministerium betraten. Sie hatten jetzt jede Aufgabe erfüllt, die ihnen hier aufgegeben worden war. Gewissermaßen waren sie nun frei. Was wiederum bedeutete, dass es jetzt an der Zeit für den Briten war, zu gehen. Ihm wurde ganz flau im Magen, wenn er daran dachte. Ich möchte mich noch nicht von ihr trennen, aber andererseits muss ich arbeiten. Er hatte ihr immer noch nichts davon erzählt und es wurde wohl oder übel langsam Zeit. Doch zunächst kamen sie an Mr. Rochas Büro an. Nach einem Klopfen von Tinas Seite wurden sie hereingebeten. Der untersetzte Mann schien noch mehr Lachfältchen um die Augen bekommen zu haben seit ihrem letzten Besuch. Vielleicht täuscht es auch nur, dachte Newt still und heimlich bei sich.
"Wir haben durch eine sichere Quelle alle Informationen über Credence und die Dumbledores bekommen, die wir brauchen.", kam Tina auch gleich zur Sache und ließ dem schüchternen Newt gar keine Zeit, seine Gedanken zu sortieren.

Mr. Rocha sah Tina geschockt an, als er das hörte. Ja, wir können auch noch nicht glauben, dass das hier alles jetzt ein Ende hat. Nur noch das Gespräch mit Dumbledore steht an. "Ich werde sofort alles vorbereiten, damit Sie an einen sicheren Ort apparieren können, um mit Dumbledore zu sprechen. Er ist heute ohnehin nicht in Hogwarts tätig, sondern geht anderen Geschäften nach, da sollte sich so ein wichtiger Termin einschieben lassen.", plapperte der Minister drauf los und verschwand in einer Seitentür, die von seinem Büro abzweigte. Somit waren Tina und Newt auf sich gestellt. Das dachte die Zauberin zumindest, bis ihr Blick auf eine blondhaarige, kleine Sekretärin fiel, die sich hinter ihrem riesigen Eichenholzschreibtisch versteckt hatte. Deren hellblaue Augen hafteten allerdings schon auf Newt und schienen diesen, der aber nichts davon mitbekam, während er das Büro intensiv betrachtete, zu verschlingen. In Tinas Innerem begann es gefährlich zu brodeln. Ihr wurde ganz schlecht von diesem Anblick. Sie hatte ganz vergessen, dass auch anderen weiblichen Wesen Newts Attraktivität auffallen könnte. Die Amerikanerin griff schnell nach seiner Hand, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Er sah lächelnd auf ihre ineinander verschränkten Finger herab und drückte sie kurz. Er hat immer noch nicht mitbekommen, dass ihn diese... diese doofe Kuh dumm angegafft hat. Dabei liebe ich ihn doch. Ich verstehe ihn doch, er macht mich glücklich.. Eifersucht war wirklich kein schönes Gefühl. 

In diesem Moment trat Mr. Rocha wieder ein und sah das Geschehen verwirrt an. Irgendwie war die Stimmung elektrisch aufgeladen. Tina taxierte die Blondine mit bitterbösen Blicken. Der Magiezoologe wusste immer noch nicht ganz, wieso sie das tat, aber das sollte jetzt wohl eher seine letzte Sorge sein. "Kommen Sie bitte mit mir, Mrs. Goldstein und Mr. Scamander." Der beleibte Mann schob sich durch die schmale Tür und winkte sie hinterher. Ein holzvertäfelter Gang, der mit ein paar eindrucksvollen Gemälden und alten Wandlampen bestückt war, führte sie in einen fensterlosen, stickigen Raum. "Das ist unser Apparier-Raum. Von diesen vier Wänden aus können sie zu dem Treffpunkt.." Er reichte ihnen einen zusammengefalteten Zettel mit einer Adresse. "..gelangen und wieder hierher zurückkehren." Die beiden nickten und der Minister zog sich zurück. Mit einem letzten zustimmenden Blick zog es sie in den altbekannten Strudel ohne Raum und Zeit.

Kaum waren sie wieder auf hartem Boden gelandet, begriff Newt, dass sie sich in einer bekannten Umgebung befanden. Das spärlich möbilierte Zimmer sah dem Wohnsitz, der ihnen in Paris als Rückzugsort gedient hatte, überraschend ähnlich. Es ist Nicolas Flamels Haus.., dämmerte Newt. Mit einer Drehung um die Achse bestätigte sich diese Theorie. Neben Albus stand der zerbrechlich wirkende, alte Mann. "Ich lasse sie nun allein..", sagte er mit einer Stimme, die ein wenig nach Schmirgelpapier klang. Wie auch immer ein Ton danach klingen kann, Newt..
"Nun..", begann Dumbledore und sah den Briten und die Amerikanerin abwartend an. 

"Credence hat mit uns über seine Verbindung zu Ihnen gesprochen.", murmelte Newt mit aufschauendem Blick. Dumbledore wirkte so besonnen, fast als wüsste er schon davon. Das täuscht..
Ausführlich begannen sie, ihm alles zu erzählen. Zumindest zu ihrem Auftraggeber wollten sie ehrlich sein, das hatten sie beschlossen. Nur dem Ministerium würden sie von dieser verlässlichen Quelle berichten. Auch als Tina schließlich die alles entscheidende Information aussprach, nämlich dass Credence Ariane getötet hatte, zeigte Albus sich sehr ausgeglichen. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
"Nimmt Sie das alles gar nicht mit?", hielt Tina es dann nicht mehr aus.
"Sie müssen wissen, Mrs. Goldstein, dass ich in all den Jahren natürlich bereits meine Vermutungen angestellt habe. Dieser Auftrag bestätigt einige. Zum Beispiel, dass meine Schwester einen Verbündeten, einen Freund hatte. Sie wollte mit mir und meinem Bruder nie über ihr Problem mit den magischen Ausbrüchen reden, war aber zugleich in der Hinsicht sehr entspannt. Wir dachten uns schon, dass sie sich irgendwo anders aussprechen konnte. Aber dass dieser sie dann in dem Kampf getötet hat, ist mir neu, aber auch nicht verwunderlich. Immerhin ist Credence ja auch ein Obskurus und nicht kontrollierbar. Das alles ist aber auch so lange her, ich habe inzwischen Abstand dazu gewonnen." In seinen Augen glänzte diese Weisheit, die Newt schon damals als Schüler fasziniert hatte. 
"Haben wir unseren Auftrag ausreichend erledigt?", fragte Newt. 
"Mehr als ausreichend. Vielen Dank. Ich kann all die Geschehnisse jetzt viel besser einordnen. Sie können jetzt die Recherchen für ihr Buch machen und um die Welt segeln..", meinte der im Anzug gekleidete Mann mit einem kleinen Lächeln.

Dagegen verrutschte das Grinsen in Tinas Gesicht. Wut spiegelte sich in ihren sonst so ruhigen Augen. Newt auf Reisen gehen? Wieso hat er mir nichts gesagt? Ist ihm nicht klar, dass wir uns dadurch wieder Monate lang nicht sehen werden und ich ihn vermissen werde? Ich.. Ich dachte, er liebt mich..? Warum sollte man dann sowas tun? Was soll das?! Mit einem letzten Blick auf den Mann, der ihr all das verheimlicht hatte, drehte sie sich um und rannte förmlich aus dem Zimmer. "Tina!" war das Letzte, was sie hörte.

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Es tut mir so leid, dass so lange nichts kam.. Allerdings wird diese Geschichte auch nicht noch lange gehen, wie man sich vielleicht anhand der Handlung denken kann. Ich hoffe, der Teil gefällt euch nach all der Zeit. <3

Awkward Love🦎⚡ - Newtina Fanfiction [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt