Kapitel 21

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Mr. Rocha sah sie an, als wäre es das Selbstverständlichste schon wieder in eine Bar geschickt zu werden. Sie hatten auf jeden Fall Besseres zu tun, als in Rio durch das Nachtleben zu streifen und in Pubs abzuhängen.
"Was sollen wir schon wieder in so einer versufften Kneipe?", fragte Queenie verärgert und stemmte die zierlichen Arme in die Hüften. Sie sah bei dieser Pose im Gegensatz zu vielen anderen Menschen nicht sonderlich bedrohlich aus. Ihre blondes Haar fiel ihr in feinen Strähnen vor die wild funkelnden Augen, aber sie wirkte immer noch ziemlich nett. Das kann täuschen.. Tina und Newt wechselten einen zweifelnden Blick. Man konnte sich über ihre Erfahrungen in Bars wohl streiten. Das erste Mal war es in eine Gefangenschaft und Flucht ausgeartet und das zweite Mal hatten sie Queenie wieder aufleben lassen und ihre Gefühle füreinander eingesehen. Das konnte man wahrlich als gegensätzlich bezeichnen.
Mr. Rocha sah die merkwürdig zusammengestellte Bande mit einem hinterlistigen Grinsen auf den Lippen an. "Es wird kein Hinterhalt werden, keine Sorge. Sie müssten bloß einem der Spione, der für das Ministerium arbeitet, den Auftrag von mir überbringen, dass er Grindelwalds neuen Standort herausfindet.. Wobei die Verbindung dieser jungen Lady hier zu ihm.." Der Blick aus seinen haselnussbraunen Augen strich kurz über Queenie hinweg. "..uns wohl auch weiterhelfen könnte." Die junge Zauberin kniff die Augen zusammen. Womöglich hat sie etwas in seinen Gedanken gelesen, wovon er nicht denkt, dass sie es erfahren kann.. Wir sollten diese kleinen Triumph des Wissens wohl für uns behalten. Er weiß nicht, dass sie ein Legilimentor ist. Wenn wir bloß wüssten, was sie erfahren hat.. , schoss es Newt in Sekundenschnelle durch den Kopf. Seine Hand lag immer noch in Tinas und wurde kurz darauf gedrückt. Tina wollte ihm versichern, dass alles in Ordnung gehen würde. Wenn sie nur endlich diesen Auftrag erledigt hätten, hätten die beiden mehr Zeit füreinander. Und das war momentan alles, was sie sich wünschten.
"Aber was haben wir damit zu tun?", fragte Tina. "Unsere Aufgabe von Dumbledore ist es, Credence Familie und Vergangenheit zu erforschen und nicht Grindelwald zu finden." Mr. Rocha verlagerte sein Körpergewicht und sah kurz in die Runde.
"Nun ja, da Credence aber in Grindelwald dient, wird er auch in seiner Nähe-"
"Er war nicht in seiner Nähe.", platzte es aus Newt heraus. Er konnte diese Information einfach nicht mehr für sich behalten. "Als ich mit Queenies Hilfe Tina befreit habe, waren wir , bevor wir zu Grindelwalds Versteck gegangen sind, bei Mr. Ollivanders Zweitgeschäft. Dort war Credence. Nicht in Grindelwalds Umgebung."

Queenie blickte zu Newt mit leicht geöffneten Lippen und einem gehetztem Ausdruck auf den Gesichtszügen. "Erinnerst du dich noch daran?", fragte der Brite vorsichtig. Queenie nickte. "Wahrscheinlich hat der Fluch mich nur zeitweise beherrscht.. Ich wollte dir so dringend helfen, aber als wir dann in dieser Zelle waren.. Da musste ich euch dann einfach wieder aufhalten.." Sie stockte. Ein paar Tränen glitzerten in ihren Augen. "Solange du jetzt nicht mehr darunter leidest, ist das ja eigentlich auch vollkommen egal. Viel wichtiger ist doch, wieso Credence da war.. Weißt du das noch, Queenie?", mischte sich Tina nun ebenfalls ein. Darauf begann die Angesprochene hin und her zu tigern. Sie schien fieberhaft nachzudenken und Informationen aus ihrem Hirn zu quetschen. Die anderen beobachteten sie verunsichert, keiner wusste, wie er ihr auf die Sprünge helfen konnte. Plötzlich hellte sich Queenies Gesicht wieder auf. "Ich glaube, er wollte irgendetwas im Alleingang erledigen.. Ob er das mittlerweile geschafft hat, weiß ich natürlich nicht. Aber ich vermute eher, dass er immer noch ohne Begleitung unterwegs ist. Er ist mächtig genug. Grindelwald würde sich wohl eher ohne ihn versteckt halten."
Als Queenie ihren Bericht beendet hatte, breitete sich Stille in dem Zimmer aus. Was sollten sie jetzt machen?
"Wenn das so ist, müssen Sie natürlich nicht diesen Auftrag erfüllen.", lenkte Mr. Rocha ein, jedoch schrie alles an seiner Haltung nach einem großen Aber. "Aber ich habe momentan niemand anderen, dem ich diese Aufgabe übergeben könnte.. Also vielleicht wären Sie so freundlich..?" Er hob in einer hilflosen Geste die Schultern an.
Tina wollte gerade den Mund aufmachen, um lautstark zu protestieren, dass sie ja wohl keine Eulen wären, als Newt eingriff: "Gut, wir überbringen ihrem Spion diese Nachricht, aber nur wenn sie im Gegenzug gewährleisten, dass Queenie wieder sicher nach Amerika reisen kann. Dort wartet jemand ganz Bestimmtes auf sie und eigentlich hat unser Auftrag ja gar nichts mit ihr zu tun." Queenie strahlte Newt an, während Tina immer noch verblüfft war. Er will dafür sorgen, dass Queenie Jacob wiedersieht und aus der Gefahrenzone rauskommt.. Er kann vielleicht nicht gut mit Menschen umgehen, aber ein großes Herz hat er dennoch für sie.. Tina musterte ihn bewundernd. Er steckte immer voller Überraschungen.
"Das wäre.. wunderbar.", schwärmte Queenie und begann wild im Raum umher zu hopsen, bis sie schließlich bei Newt angelangt war, und ihn überschwänglich umarmte. Ziemlich überfordert tätschelte dieser unbeholfen ihre Schulter. Mit Körperkontakt kam er immer noch nicht klar. Queenie gab einen Laut von sich, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einem pfeifenden Teekessel hatte, so hoch war er. Dann ließ sie den rot angelaufenen Magiezoologen doch los. Ihr Blick schweifte zu Mr. Rocha, um seine Antwort abzuwarten.
"In Ordnung." Der leicht dickliche Mann wurde nun ebenso von einer erdrückenden Umarmung überfordert.

Die drei hatten sich von Mr. Rocha verabschiedet und standen nun wieder im leichten Luftzug vor dem Gebäude des Ministeriums. Das Lächeln wollte gar nicht mehr von Queenies Gesicht weichen. "Du bist genial, Newt. Absolut genial. Und mein Schiff geht schon heute Abend. Unglaublich. Ich werde Jacob sehen!" Wieder quietschte sie auf, doch dann verfinsterte sich ihre Miene, als wäre ein Sturm mit Donner und Groll darauf aufgezogen. "Ob er mich überhaupt noch will, nachdem ich ihn so hintergangen habe?" Ihre Stimme klang rau und verunsichert. "Natürlich, Queenie..", versuchte Tina ihre Schwester aufzumuntern, "Er wird sich freuen, dich endlich wiederzusehen."
"Er hat dich schrecklich vermisst Queenie. Allein dein Gesicht zu sehen, wird ihn schon unfassbar glücklich machen. Genauso wie es bei mir mit Tina ist. Und dann könnt ihr euch endlich aussprechen..", steuerte Newt ebenso seinen Part zur Unterhaltung bei. "Okay..", flüsterte Queenie und schaute gerührt zu ihrer Schwester und Newt auf. "Gut.. Dann heißt es jetzt wohl Abschied nehmen.. Ich muss noch ein paar Dinge klären, bevor ich abfahren kann.." Noch ein letztes Mal drückte die Blondhaarige die zwei, während Newt und Tina die Tränen in die Augen stiegen. Sie hatten einfach viel zu wenig Zeit zusammen gehabt. Aber in Amerika würde es Queenie besser gehen. Sie wandte sich gerade zum Gehen, als Newt ihren Namen rief. "Queenie! Noch eine Sache.. Was hast du vorhin in Rochas Büro in seinen Gedanken gelesen, als er meinte, du könntest eine Hilfe beim Aufspüren von Grindelwald sein?" Augenblicklich wirkte Queenie wieder total sauer. "Er wollte, dass ich irgendwie wieder eine Verbindung zu ihm aufnehme , um ihn zu kontaktieren und seine Position herauszufinden.. Total hirnrissig. Als würde ich mich je wieder freiwillig dazu bereitstellen.. Aber das soll jetzt nicht mehr meine Sorge sein. Findet ihr zwei erstmal diesen Spion und dann Credence." Sie warf ihnen eine Kusshand zu, dann klackerten ihre Absätze auf dem unebenen Pflaster Rio de Janeiros davon.
"Sie ist echt total durchgeknallt..", murmelte Tina und schaute Queenie nach, bis ihr wippender Haarschopf um eine Ecke verschwunden war.
"Da kenne ich noch jemanden.." Schalk glänzte in Newts grünen Augen.
"Hey!" Tina stieß ihn immer wieder in die Seite, bis er schließlich ihre Finger festhalten musste. "Porpentina Esther Goldstein.. Nicht so frech.." Sein Lachen rauschte über ihren Kopf hinweg, als er sie näher zu sich zog.
"Du hast doch angefangen..", schmollte Tina, aber musste doch schmunzeln. Als Antwort drückte er einen zarten Kuss in ihr Haar. Vielleicht war dieser ganze Job wieder total bescheuert und riskant, aber immerhin würden sie ihn zusammen erledigen.

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Es tut mir so leid, dass dieses Update so lange gedauert hat. Ich war irgendwie immer beschäftigt oder hatte keinen Elan. Und bald kommt auch wieder mehr Newtina-Fluff in der Handlung, versprochen. Ich muss bloß erstmal ein paar Dinge richten, immerhin sind sie ja auf einer Mission. :)
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Awkward Love🦎⚡ - Newtina Fanfiction [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt