Kapitel 25

567 28 7
                                    

Zögerlich, ja beinahe so als hätten sie Angst, Newt könnte sich ihnen entziehen, krabbelten Tinas Hände langsam aus ihrer Tanzhaltung und schoben seine Arme behutsam um ihre eigene Taille. Newt betrachtete sie verwundert. Seine Augen wurden so groß wie Untertassen und Tina wurde einmal wieder bewusst, wie unschuldig er doch war. Man konnte nicht behaupten, dass sie viel mehr Erfahrung mit der Männerwelt hatte als Newt mit den Frauen, dafür war sie ebenfalls zu zurückhaltend und in ihre Arbeit versunken gewesen, aber dennoch besaß Tina doch noch mehr Mut als der schüchterne Brite. Tina hatte in der Vergangenheit aber nicht nur ihre Art bei romantischen Beziehungen im Wege gestanden, sondern auch ihre Vergangenheit und ihr damit vebundenes Verantwortungsbewusstsein für ihre jüngere Schwester. Sie hatte stets Angst davor gehabt, Queenie ein schlechtes Beispiel mit unehrlich gemeinten Partnerschaften zu sein, und das wäre genau das gewesen, was ihre Mutter nicht gewollt hätte. Kurzzeitig zuckten ihre Gedankenströme zu der Kette um ihren Hals, doch dann spürte sie wieder den leichten Druck von Newts Fingerkuppen an ihrer Hüfte und wurde in die Gegenwart zurückgeholt. Sie war hier bei ihm in diesem wunderschönen Garten und sollte nicht ihren düsteren Gedanken hinterherhängen. Für eine Sekunde strich Newt mit seiner Daumenspitze über ihre Wange, als hätte er in dem einen Moment ihren Schmerz gespürt und sie wieder zu ihm bringen wollen.

"Alles in Ordnung, meu passarinho?"

Gleichermaßen von dem kurzen Anhängsel wie der Frage an sich überrascht, sah Tina ihn an, während ihre Hände mittlerweile in seinem Nacken lagen.

"Ja.. ja klar. Ich habe nur kurz über die Vergangenheit nachgedacht.", raunte sie lächelnd. Die Aurorin wollte ehrlich zu ihm sein. Er hatte es verdient, immerhin war er auch stets aufrichtig zu ihr.

"Das musst du nicht.. Genieß die Zeit hier.. Wir müssen morgen noch früh genug zu diesem Spion." Allein bei dem Gedanken daran knirschte Newt mit den Zähnen. Er hatte die Nase gestrichen voll davon für alle immer nur den Laufhund zu spielen. Dasselbe galt für Dumbledore. Er hatte sie wieder dazu verpflichtet, irgendeine Mission zu vollbringen, die für ihn selbst überhaupt keinen Nutzen hatte. Na gut, wenn man mal davon absah, dass er dadurch endlich Tina näher gekommen war.

Newt wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als Tina ihn erneut in eine wiegende Drehung führte. Sie waren sich jetzt ganz nah. Unbewusst hatte der Magiezoologe sie immer dichter zu sich herangezogen. Er konnte nicht anders.

"Was sollte das vorhin überhaupt heißen?", flüsterte Tina sanft in sein Ohr, an dem nun ihre Lippen lagen. Newts Körper reagierte mit einem mächtigen Kribbeln, das sich bis zu seinen Armen ausbreitete. Auch ohne, dass sie etwas ergänzte, wusste er genau, was sie meinte. Verlegen biss er sich auf die Unterlippe und starrte an ihrer Schulter vorbei auf die bewachsene Erde. "Newt?"

"A-also ich.. Vielleicht hat mein Großvater mir während unserer Besuche auch ein bisschen portugiesisch beigebracht." Er lachte verlegen auf und wagte einen kurzen Blick in ihre Augen, um ihre Reaktion auf ihren neuen Kosenamen abzuschätzen, bis er durch die Verwirrung, die in ihr Gesicht geschrieben stand, begriff, dass sie die Worte ja gar nicht verstand. Er hustete, um seine eigene Blödheit zu vertuschen. Tinas Lächeln wuchs und wuchs. Sie fand es viel zu süß, wie unsicher ihn all das hier machte. Doch so musste er sich nicht fühlen. "Dir brauch nichts vor mir unangenehm sein, Newt. Ich liebe dich mit all deinen Macken und Kanten. Bitte vergiss das nicht." Newts Mundwinkel zogen sich gen Himmel, als er das hörte. Diese Frau ist so viel mehr, als ich verdiene. "Danke..." Während er jetzt weitersprach schunkelten die beiden unter den ausladenden Baumkronen der Nadelbäume und im lieblichen Duft der sie umringenden Blüten hin und her: "Die Worte heißen übersetzt >Mein kleiner Vogel<.. Nun ja, das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen bescheuert an, aber du erinnerst mich häufig an meine Tierwesen, weil.. äh.. Du bist schon so ein großer Teil meines Lebens, genauso wie sie, dass ich dich einfach in Verbindung damit bringen muss. Was ich eigentlich sagen will ist.." Er wurde rot. "Ich weiß, dass die Occamies deine Lieblinge sind und sie haben ja vogelähnliche Züge.. Aber auch von der Art bist du einfach wie sie, meu passarinho.." Jetzt sah er Tina wieder an. Ein liebevoller Ausdruck war in sein Gesicht getreten, so sehr wollte er, dass ihr der Name gefiel. Tinas braune Augen glänzten feucht. Schnell fuhr Newt fort: "Du bist zärtlich, liebevoll und verletzlich.. Genauso wie sie. Aber andererseits bist du stark, entschlossen und du hast einfach diesen Ehrgeiz an dir, der mich immer mitziehen lässt. Wenn du bei mir bist, habe ich immer das Gefühl, dass du mich stärker machst. So als könnten wir zusammen gegen den Rest der Welt antreten, was natürlich kompletter Blödsinn ist, aber aber... Ich hoffe, du weißt, was ich meine.."

"Ich weiß, was du meinst..", flüsterte Tina mit von Gefühlen belegter Stimme. Etwas in ihrem Inneren fühlte sich so an, als würde es in Flammen stehen.. Ich denke ihn zu kennen und schon überrascht er mich immer wieder. "Danke für den wunderbaren Kosenamen, mein Liebling.. Du bist einfach wunderbar.. Ich kann nicht glauben, dass du mich mittlerweile als Teil deiner eigenen Welt siehst. Das war alles, was ich jemals wollte." Zärtlich strich sie mit der einen Hand, die sie von seinem Hals genommen hatte, über seine Wange. Du machst mich sprachlos, Newt. "Du warst schon immer ein Teil meiner Welt..", flüsterte Newt und sah ihr tief in die Augen. In dem sanften Wiegen ihres engumschlungenen Tanzes und dem angenehmen Gefühl, das Tinas Worte hinterließen, beugte Newt sich zu ihr und setzte einen sanften Kuss auf ihre Lippen. Es war ein berauschendes Gefühl sich hier im Herzen der Natur irgendwo in Rio de Janeiro zu küssen, während er Klarheit darüber hatte, dass Tina ihn wirklich und aufrichtig liebte. Der Kuss trug sie fort in andere Dimensionen, Sphären ohne Zeit, die nur sie beide enthielten und sie zu zweit glücklich werden ließen.

***

Tinas Kopf ruhte auf Newts Brust, als sie aus ihrem kleinen Nickerchen erwachte. Newt hatte irgendwann , nachdem sie noch eine gefühlt endlose Zeit lang getanzt hatten, vorgeschlagen, sich ins Gras zu legen und in die Sterne zu blicken. Zunächst hatten träge Wolken ihre Sicht betrübt, doch schließlich waren sie fortgezogen und gaben den Blick auf einen atemberaubenden Himmel frei. Er erstrahlte in satten Pink- und Lilatönen, während die Sonne begann, sich dem Horizont entgegen zu neigen. Der Duft der Kiefernadeln, der sich in ihre Nasen verirrte, gepaart mit dem sanften Bewegen der Grashalme unter ihren Armen, hatten sie schließlich langsam in den Schlaf gewiegt. Newts Hand lag in ihrem wirren Haar und strich immer wieder hindurch, als wolle er sie im Schlaf beruhigen. Tina musste sofort grinsen. Hat er das schon die ganze Zeit lang gemacht, während ich geschlafen habe? Die Amerikanerin wusste es nicht, doch es war ihr eigentlich auch einerlei, solange er bei ihr war. Meu passarinho. Auch er war ein Vogel, nur vielleicht ahnte er es noch nicht. Auch er war schüchtern und zuvorkommend, aber dennoch so selbstlos und mutig, dass sie immer wieder staunte. Sie beschloss, ihn ebenso bei dem Namen zu nennen. "Bist du aufgewacht, meu passarinho?" Newt küsste kurz ihre Schläfe, dann sah er wieder hinauf in das Himmelszelt, welches wie ein in Farben getränktes Tuch wirkte, dass jemand hoch oben zum Trocknen aufgehängt hatte. "Hmm..", brummte Tina und kuschelte sich noch näher an ihn heran. Heute Morgen noch hatten Newt und sie sich das erste Mal geküsst, doch das fühlte sich schon Lichtjahre entfernt an. Die Aurorin wusste, dass sie bald würden aufbrechen müssen, um sich morgen einem neuen Abenteuer zu stellen, so wie sie es immer taten, doch gerade wünschte sie sich einfach nur bei diesem einzigartigen Mann neben ihr zu sein und seine Hand in ihrem Haar spüren zu können, während die Stille sie umfing. Bald würde das wieder den lauten Geräuschen der Stadt, Angst, Waghalsigeit und Sorgen weichen. Diese Welt steuerte mit Grindelwald langsam aber sicher dem Abgrund entgegen und sie wusste immer noch nicht, wie sie sie aufhalten sollten.

---

Heyy, ich bin wieder zurück. Es hat wieder einige Zeit gedauert und ich habe immer das Gefühl mich vor euch rechtfertigen zu müssen, dabei ist das ja gar nicht nötig. Ich kann leider nicht verprechen, dass die Updates regelmäßiger werden, aber ich gebe mein Bestes, einmal in der Woche hochzuladen. :)

Jedenfalls wollte ich mich an dieser Stelle noch einmal für dreitausend Reads bedanken. Ich hätte niemals erwartet, dass es einmal so weit kommt, als ich den ersten Teil dieser Ff hochgeladen habe. Ihr seid einfach wunderbare Leser, immer so lieb und verständnisvoll, dafür wollte ich mich bei euch bedanken. Ich hoffe, ihr habt auch in Zukunft noch Spaß an dieser Geschichte. :3





Awkward Love🦎⚡ - Newtina Fanfiction [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt