Kapitel 3

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Luzifers POV

Dieser Engel war doch eine Spur misstrauischer als er gedacht hätte.

„Nein, ich bin kein Dämon.“

Er hatte noch immer diesen aufgesetzten Gesichtsausdruck beibehalten. Er hatte noch nie versucht jemanden zu beruhigen, also hatte er auch keine Ahnung, ob sein Lächeln etwas brachte.

Wahrscheinlich eher nicht.

Immerhin saß der kleine Engel noch immer Starr vor Angst auf dem Boden und sah zu ihm auf, wie es eine Maus bei einer Schlange tun würde. Befürchtete er am Ende, dass er ihn gleich fressen würde?

Wie absurd. Aber wie er vorhin einfach auf den Boden geplumpst war, war zu süß gewesen, er hätte beinahe laut angefangen zu lachen.

„Aber wenn du kein Dämon bist, was bist du denn dann? Ich meine, wir sind doch in der Hölle, oder nicht?“

„Ich bin ein Gefallener, es gibt in der Hölle fast genauso viele Gefallene, wie Dämonen.“

Er mochte es zwar nicht, sich selbst als Gefallenen zu bezeichnen, aber es war immer noch besser als den ohnehin schon verschreckten Engel zu sagen, dass er der Teufel persönlich war.

Ganz und gar niedlich legte der Engel jetzt den Kopf schief  - Diesen Engel zu finden, war das Beste, was ihm seit Jahrzehnten passiert war! - und blinzelte treuherzig zu ihm auf. Er schien seinen ersten Schrecken endlich überwunden zu haben.

„Aber ich bin doch auch hier herunter gefallen, bin ich dann nicht auch ein Gefallener?“

Ganz wie er sich gedacht hatte, die Logik dieses Engels war einfach zu naiv.

„Nun, angesichts der Tatsache, dass deine Flügel noch weiß – wenn auch staubig – sind, gehörst du nach wie vor dem Himmel an.“

„Tatsächlich...“

Vorsichtig schob er einen Arm knapp unter seine Flügel und den anderen in seine Kniekehle, um ihn dann sachte hochzuheben.

„W-Was? Warum hebst du mich hoch?!“

Der kleine Engel protestierte lautstark, er schien sich wirklich dafür zu schämen, getragen werden zu müssen.

„Ich hatte ein wenig den Eindruck, als könntest du nicht aufstehen. Und wenn du in der zarten Bekleidung dort sitzen bleibst, wirst du am Ende noch krank!“

Wie um diesen Umstand zu beweisen nieste der kleine Engel.

(Ja, auch Engel können krank werden.)

„Mir ist nicht kalt,“ sagte er dennoch.

„Sicher doch,“ meinte der Teufel amüsiert über den Starrsinn des Engels.

Dieser kleine Engel gefiel ihm jetzt schon. Den restlichen Weg zurück in sein Gemach schwieg der Engel verschämt.

Des Teufels Engel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt