Kapitel 11

1.4K 100 7
                                    

Luzifers POV

Mit einem Rascheln vielen die Kleider zu Boden. Sekundenlang konnte der Teufel nichts weiter tun, als zuzusehen wie sich das Wasser langsam golden färbte.

Er war es gewesen, der den Engel so weit gebracht hatte sich selbst zu verletzen.

Doch als er sah, dass der Engel versuchte das Messer erneut zu heben, machte er einen großen Satz nach vorn und umklammerte dessen Handgelenk. Wortlos starrte er ihn an und der kleine Engel sah mit ängstlichen Augen zu ihm auf.

Was hatte er nur getan?

Mit einem plötzlichen Ruck hob er den Engel hoch und setzte ihn auf die Kommode an der Wand. Er entwand seinen Fingern die Waffe, die er noch immer fest in der Hand hielt.

"Es tut mir leid." flüsterte er, obwohl er wusste, dass es nichts wieder gut machen würde.

"Es tut mir so unendlich leid..."

Sacht beugte er sich dann zu der Wunde herab, aus der noch immer etwas herab tropfte, das nichts anderes sein konnte als Blut. Vorsichtig fuhr er mit der Zunge über den frischen Schnitt und versigelte die Wunde.

Doch als der kleine Engel weder zurück wich noch versuchte sich zu wehren glitt er tiefer am Arm herab und leckte das gesammte Blut ab.

Als er bei den Fingern angelangt war, erbebte der kleine Engel plötzlich und schnell blickte der Teufel auf. Fürchtete der Engel sich wieder?

Ihm offenbarte sich jedoch eine ganz andere Möglichkeit, als er in das Gesicht des kleinen Engels blickte. Sein Gesicht war mit zartem Rot bedeckt und erneut lief ein Schauder über seinen Körper.

Der kleine Engel war tatsächlich erregt.

Dennoch lies der Teufel ihn los und tat so, als hätte er nicht bemerkt, dass der Engel nicht aus Angst erzittert war. Nicht das er so etwas noch mal tat...

"Du bist der erste Engel mit goldenem Blut, dem ich begegne."

Es war keine Frage, dennoch lies er es wie eine klingen und der kleine Engel zuckte leicht zusammen, schien jetzt jedoch wieder ganz er selbst zu sein, auch wenn er nicht antwortete.

Einen Augnblick atmete der Teufel tief durch, dann richtete er sich mit gezwungener Ruhe auf und ging zu der Stelle zurück, an der er zuvor alles hatte fallen lassen.

Geschmeidig bückte er sich um die Sachen aufzuheben und hielt dem Kleinen Engel den Stapel mit Kleidern hin.

"Such dir einfach aus was du willst."

Einen Moment sah es nicht so aus, als würde sich der Engel rühren, doch dann nahm er langsam die Kleider entgegen und sah sie durch.

Kurz hielt er eine Hose in der Hand, doch da es keinerlei Aussichten darauf gab, das er auch nur ansatzweise dort hineinpassen würde, entschied er sich für eines seiner langen Hemden.

Schnell, um nicht länger nackt vor ihm darzustehen, obwohl er die Aussicht natürlich sehr genoss, stülpte er es sich über den Lockenkopf.

Das Hemd hing an ihm herab wie ein Kleid, es reichte ihm weit bis über die Knie. Verstimmt zog der Teufel die Mundwinkel herab.

Jetzt in ein langes weißes Hemd gehüllt sah er mehr denn je wie ein waschechter Engel aus und das störte ihn irgendwie mehr als er für möglich gehalten hätte.

Würde er doch noch zu Gott zurückkehren? Oder auf die Erde... Aber er wollte bestimmt nicht in der Hölle bleiben. Und nach dem hier würde er ihn nicht mehr aus den Augen lassen...

Aber es gab auch keine Möglichkeit seine Arbeit einzustellen. Das war nun mal sein Job.

Eine Bewegung riss ihn aus seinen unüblichen Gedanken, als der kleine Engel jetzt vom Tischchen rutschte. Schnell wandte der Teufel sich von ihm ab und entfernte sich einige Schritte.

Der Engel würde seine Gesellscheft nach allem wohl nicht mehr besonders Schätzen... Er würde jemand anders schicken, der auf ihn aufpasste.

Keinen Dämonen und auch keinen Sündiger, aber vielleicht einem anderen Gefallenen, dem er vertrauen konnte...

"Ich werde dir jemanden schicken, der besser auf dich aufpassen kann als ich. Demian war auch einmal ein Engel, also brauchst du dich nicht vor ihm zu fürchten."

Er drehte sich um, und schritt zur Tür, als ihn plötzlich etwas zurück hielt. Überascht in anbetracht der unerwarteten Entwicklung drehte er sich um.

Eine Hand in sein eigenes Hemd gekrallt, mit der anderen schüchtern am Zipfel seines Hemdes festhaltend stand der Engel mit gesenktem Kopf und hochroten Ohren vor ihm.

Langsam zog er eine Augenbraue hoch. Er verstand nicht, wollte der kleine Engel letzten Endes gar nicht, dass er wegging oder wollte er nur nicht dass jemand anders auf ihn aufpasste?

"Ich sollte jetzt gehen."

Der Teufel sprach mit gemäßigter und ruhiger Stimme. Einen Augenblick geschah nichts und sie standen einfach nur stumm da, der Engel hielt ihn jedoch noch immer zurück. 

Warum sagte er denn nichts? Dann schüttelte er schnell den Kopf, so dass die blonden Löckchen nur so flogen.

Kurz wusste der Teufel sich in dieser gänzlich unwahrscheinlichen Situation nicht zu helfen, dann ging er vor dem kleinen Engel in die Hocke und legte seine Hand an dessen Wange.

Allein seine Handfläche reichte dem kleinen Geschöpf schon vom Kiefer bis zu Schläfe. Wie zerbrechlich er doch auf ihn wirkte.

Vorsichtig schielte der Engel zu ihm hoch, konnte dann jedoch den Blick nicht wieder von den Augen des Teufels abwenden.

"Es ist besser so, glaub mir," sagte er mit leiser Stimme.

Plötzlich fühlte sich seine Kehle wie zugeschnürt an und ein dumpfer Schmerz drückte auf seine Brust, als er in die Tränennassen Augen des Engels blickte.

Was war das? Etwas derartiges hatte er noch nie empfunden.

"Geh einfach wieder in das Wohnzimmer. Du kannst dir aus dem Kühlschrank nehmen was du möchtest."

Rau lachte er, doch es klang irgendwie falsch in seinen Ohren.

"Ich habe natürlich auch ganz normale Sachen da. Wasser, oder noch mehr Orangensaft, wenn du möchtest."

Bevor er es sich anders überlegen konnte, beugte er sich leicht vor und drückte seine Lippen kurz auf die Stirn des kleinen Engels.

Dann stand er schnell auf und schob den kleinen Engel trotz wiederstreben aus dem Raum.

Seine Haut brannte an den Stellen, an denen er den Engel berührt hatte.

Des Teufels Engel (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt