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Ich träume immer davon frei zu sein, aber ich wusste auch das ich hier niemals raus kommen würde.

Sie brauchten mich.

Jeden Tag versuchte ich mich daran zu erinnern was vorher war, bevor die Erinnerungen gänzlich verblassen. Ich versuche das Gefühl der Freiheit, wenn man über den Wolken seine Flügel ausbreitet, festzuhalten bevor es ganz verschwindet.

Die Tage hier unten bringe ich nur hinter mich indem ich hoffe. Ich hoffe das ich eines Tages wieder frei fliegen kann. Auch wenn ich weiß das es aussichtslos ist.

Seit Jahren habe ich keinen einzigen Sonnenstrahl mehr gesehen, keinen einzigen Regentropfen auf meinen Schuppen gespürt, keinen Lebenswillen.

Irgendwann gewöhnst du dich daran, an die Gitter hinter denen du sitzt, das grelle künstliche Licht, das allein-sein, die Schmerzen.

Es ist eine tägliche Demütigung wenn sie mir zeigen das sie alle Macht über mich haben.

Das einzige Geräusch ist das vereinzelte Brüllen eines anderen Weibchen.

Das sind die Neuen, sie versuchen noch stark zu sein. Anfangs willst du noch um deine KInder kämpfen. Aber irgendwann geben alle auf.

Du versuchst zu vergessen das es Kinder sind, deine Kinder, die sie dir nehmen.

Ich weiß nicht wofür sie die Kleinen brauchen, oder wie viele von uns hier sind, seit wann ich hier bin. Ich weiß das es mehrere Jahre sein müssen aber genauer kann ich nichts sagen. Irgendwann verliert man jegliches Gefühl für Zeit. Ich wünschte es wäre mit dem Schmerz genauso. Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es. Doch das ist Schwachsinn, man lernt nur nicht mehr gegen ihn anzukämpfen, sondern ihn zu ertragen, aber dadurch tut es nicht weniger weh.

Meine einzige Hoffung ist nur noch das Ende. Das Ende von allem. Der Tod!

Doch nicht einmal das kann ich bestimmen. Sie entscheiden sogar meinen Todeszeitpunkt. Also kann ich einfach nur alles über mich ergehen lassen und ertragen.

Und warten, auf das Ende.

310 Wörter




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