Kapitel 29

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Die Tür zu ihrem Schlafsaal schwang auf und sie kam die Treppe runter. Sie trug ein dunkelblaues, knielanges Kleid. Dazu high heels in der selben Farbe. Ihre Haare hatte sie zu einem eleganten, schönen Dutt hochgesteckt. Sie sah wunderschön aus.

Als sie die Treppe runterkam, begann mein Herz schneller zu pochen. Wie konnte man nur so perfekt sein? James fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Scheisse, ich hatte sie angestarrt! Schnell drehte ich meinen Kopf weg, um die aufkommende Röte in meinem Gesicht zu verbergen.

Kurze Zeit später hatten wir es sicher durch den Geheimgang hinter der buckligen Hexe geschafft. Im Keller des Honigtopfes angekommen stiegen wir die Treppe rauf und schlichen durch den unbelebten Laden.

Auf der Suche nach einem Lokal, indem man uns nicht kannte, sahen wir eines. Es hiess 'Bar zur brennenden Kehle'. Ziemlich... ähm... seltsamer Name. Sollte vermutlich eine Andeutung auf Feuerwhiskey sein.

Wir traten an die offene Tür und es kam eine Art Kellner auf uns zu. "Guten Abend, haben sie sowas wie Schkomilch?", fragte Luna ihn. Dieser begann zu lachen und meinte, dass sie hier nur härteres Zeug anbieten würden.

"Perfekt!", meinte Luna glücklich und zog uns in das Lokal.

Einige Feuerwhiskeys und andere Getränke später war unsere kleine Party in vollem Gange. Das Lokal war nur leicht besetzt. Wir standen an der Theke, lachten, tranken und quatschten.

"Sagt ma, wa machen denn so klaine Schüla wie ihr hia draussa mitten in da Woche?", fragte der Barkeeper. Er hatte einen sehr starken, scheusslichen Akzent.

Luna meinte ganz stolz: "Was?! Wir sind doch keine Schüler!" Sie lächelze, als wäre es ein schon fast absurder Gedanke. "Wir sind Reisende, kommen aus Transilvanien!", fügte nun Sirius hinzu.

Bewundernd riss der Wirth die Augen auf. "Aja? Un saged doch mal, was tut 'er denn dort? Aso baruflich!", wollte er wissen. "Wir sind Agenten!", warf Sirius ein, nachdem niemamdem was einfiel.

Wir anderen bestätigten dies mit heftigem Nicken. "Wir fassen Verbrecher und beschützen die Bevölkerung! Wie Auroren, nur auf höherem Niveau!", fügte ich hinzu.

Um drei Uhr Morgens hatte der Wirth uns geglaubt, dass wir es schon mit einer Horde aus hunderten von Vampiren aufgenommen hätten. Luna trug den Namen 'die Königin der Schatten', ich hiess 'die Kralle des Mondes' , James hiess 'die Krone des Echos' , Sirius wurde zu 'die Tatze der Macht' und Peter war 'der Jäger der Frikadellen'.

Wir behaupteten, dass dies unsere Codenamen waren und hatten versucht, die Namen möglichst furchteinflössend zu gestalten. (Ausser Peter, er hatte das Prinzip nicht so ganz verstanden.)

"Dann sprangen plötzlich zwei Nundus aus dem Unterholz! Aber die Königin der Schatten hat sie im Nullkommanichts fertig gemacht!", prahlte nun Tatze. Ungläubig keuchte Mathias (der Wirth) auf. "Is nich war!", keuchte er, doch wir nickten kräftig.

"Wir konnten ihr keine Hilfe leisten", erklärte Peter, "da wir gerade von einer Schaar Basilisken und Rotkappen überfallen wurden!"

"In Rumänien gibt es tausende Denkmale von uns! Wir sind richtig berühmt. Sie können von Glück reden, uns jemals anzutreffen!", hickste James, der, wie wir alle, schon sehr angetrunken war.

Nachdem wir dem Barkeeper auf fast alle möglichen Körperstellen Autogramme verteilt hatten, machten wir uns um 05:00 auf den Rückweg.

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Luna Pov.

Am nächsten Morgen erwachte ich in einem Bett. Erste hielt ich meine Augen noch geschlossen, da ich Angst hatte, dass dann die Kopfschmerzen noch schlimmer werden würden.

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich in den Armen einer Person lag. Ein wunderbarer Duft stieg in meine Nase.

Es roch nach alten Büchern, Kamillentee und Schokolade. "Remi?", murmelte ich verschlafen und öffnete meine Augen. Langsam erwachte auch er. Als er sah, dass ich in seinem Bett lag, erschrak er und wurde rot.

Ich trug einen Pulli von Remus. "Weisst du noch, wer mich gestern umgezogen hat? Denn so wie ich mich kenne, war ich dafür schon zu betrunken...", wollte ich wissen und drehte mich auf den Bauch, damit ich meinen Kopf heben und ihn ansehen konnte.

Jetzt wurde er noch etwas röter. Er sah zu Boden. "D-das war... das war ich", meinte er etwas peinlich berührt. "Sorry, ich...", wollte er fortfahren, aber ich unterbrach ihn: "Hey, alles gut. Langsam legte ich meinen Kopf auf seiner Brust ab.

Als ich merkte, wie schnell sein Herz schlug, hob ich den Kopf wieder und fragte, ob alles in Ordnung sei. Er nickte und meinte: "J-ja... das... kommt bestimmt von dem... ähm... Alkohol!"

Also legte ich meinen Kopf wieder auf seine Brust. Wie ich da so lag, schlief ich wieder ein.

Remus Pov.

Luna lag neben mir im Bett und hatte den Kopf auf mir abgelegt. Während ich mit meinen Fingern durch ihr dichtes, nachtschwarzes Haar fuhr, dachte ich nach. Für einen kurzen Momente hatte ich wirklich das Gefühl, dass sie mich auch mögen könnte.

Also auf freundschaftliche Art mochte sie mich bestimmt. Da war sie eine der Personen, bei denen ich mir das auch eingestehen konnte. Aber sie mochte mich bestimmt nicht auf die Art, wie ich sie mochte. Dafür war ich viel zu... langweilig.

Ruf der Nacht - Rumtreiber ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt