Stripper ★ Ryeji

❇️Step 5❇️

Ryujin

Frauen gingen an mir vorbei, verschwanden in den Toilettenkabinen und wuschen sich ihre Hände. Sie ignorierten mich allesamt, nahmen keine Notiz von mir und blendete meine Anwesenheit komplett aus. Ich war nur ein unwichtiges Mädchen, das hier in der Ecke saß, am ganzen Körper zitterte und verzweifelt versuchte, keine Panikattacke zu erleiden. Von draußen hörte ich die Musik, sie dröhnte lautstark bis hier hinein und wollte sich in meinen Kopf bohren. Deshalb presste ich meine Hände auf meine Ohren und regulierte mit größter Mühe meinen hektischen Atem, was mir beinahe zu misslingen schien.

Erst nach einer Weile glaubte ich, meine Fassung wiedererlangt zu haben und löste langsam meine Hände von meinen Ohren. Ich lehnte meinen schmerzenden Kopf zurück gegen die Wand und ließ meine Augen geschlossen, suchte in der Dunkelheit nach Schutz, nach einer Mauer, hinter der ich mich vor dieser Folter verstecken konnte. Tief atmete ich durch und spürte, wie Ruhe in meinen Körper zurückkehrte. Meine Stärke und meine Kraft kehrten zurück, als würde sich die Melodie in meinem Kopf nach langer Pause endlich wieder wiederholen und ich richtete mich langsam wieder auf.

Unsicher warf ich einen Blick in den Spiegel, der hier aufgehängt war und musterte das dezente Make-Up, sowie das Crop Top unter meiner Jacke und den kurzen Rock, den ich trug. Changbin zuliebe hatte ich mich etwas herausgeputzt, doch in diesem Moment war ich mir nicht sicher, ob ich froh darüber war oder nicht. Ich fühlte mich einfach erschöpft und mies, wollte nur noch nachhause und mich unter meiner Decke verkriechen. Ich wollte etwas haben, worin ich mich einkuscheln konnte und wodurch ich mich sicher fühlte. Denn hier, hier konnte ich mich nicht sicher fühlen. Niemals.

Wieder blitzten vor meinem inneren Auge Bilder von der Tänzerin auf, die gekonnt mit der Stange interagiert und ihre Fähigkeiten im Tanzen gezeigt hatte. Ich erinnerte mich an ihr unglaubliches Talent, ihr unvergessliches Aussehen und ihre Blicke, die einfach nur perfekt zu ihren Bewegungen gepasst hatten. Sie war eine Stripperin, eine hochtalentierte noch dazu und fest biss ich mir auf die Lippe. Als ich sie zuvor auf der Straße gesehen hatte, hätte ich ihr das niemals zugetraut. Doch sie war es und ich hatte nun ehrlich Angst, nach draußen zu gehen und sie wiederzusehen.

Ich wusste nicht, ob ich das ohne einen Angstzustand überstehen könnte.

Dennoch musste ich zu Changbin zurückkehren, deswegen riss ich mich zusammen und fuhr mir einmal durch meine dunklen Haare, bevor ich die Toiletten verließ und mich auf die Suche nach meinem besten Freund machte. Kaum hatte ich den großen, befüllten Raum wieder betreten, hörte ich, wie eine andere Musik als vorhin bei der Stripperin gerade verstummte und als ich unseren Tisch erreichte, sah ich nur die zwei Gläser von uns, eines davon war leer. Verwirrt drehte ich mich um und suchte den Älteren, bis ich ihn schließlich an der Bühne entdeckte - grinsend mit einem anderen Stripper redend.

Aber das, was danach geschah, überraschte mich.

Was auch immer Changbin zu ihm gesagt hatte, es hatte den blonden Jungen dazu verleitet, ihm eine Backpfeife zu verpassen. Erschrocken schlug ich mir meine Hand vor den Mund und musste mir tatsächlich ein kleines Schmunzeln verkneifen. Ups? Aus diesem Grund lag nun ein kleines Grinsen auf meinen Lippen und meine vorherige Panik war beinahe vergessen, ehe ich auf Changbin zuging. Jedoch erreichte ich ihn nicht, da er nach einem kurzen, weiteren Wortwechsel mit dem fremden Stripper sich einfach umdrehte und mein Handgelenk ergriff, um mich aus dem Club herauszuziehen. Wenigstens hatte er meine Anwesenheit gerade bemerkt, ob ihn meine Abwesenheit zuvor interessiert hatte? Wohl eher nicht. Nun, zumindest benahm er sich jetzt wieder wie ein Freund.

"Lass uns von hier verschwinden, Ryujin. Ich hab keine Lust, länger hierzubleiben."