❇️Step 39❇️

495 50 0
                                    

Yeji

Dass ich besorgt wegen Ryujin war, würde wohl jeder Blinde auf dieser Welt spüren können. Es war unüblich, dass sie Schmerzen spürte, aber ich wusste ganz genau, dass es wegen ihrem Trauma war. Eine traumatische Erfahrung zu bewältigen war nicht immer einfach und es dauerte wirklich lange, bis man dieses Trauma überhaupt überwältigen könnte. Jedoch überwand man ein Trauma dadurch, dass man sich damit auseinandersetzte. Etwas vergessen zu wollen, war beinahe schon unmöglich und darum bestand ich auch so sehr darauf, dass Ryujin wieder tanzte. Wie sollte sie sonst von diesen schlechten Erinnerungen loskommen?

Eine andere Wahl hatte sie nicht.

Doch heute beließ ich es beim Training und führte die hübsche, junge Frau zu einem See, an dem ich jeden Tag meine Zeit verbracht hatte, als der Krebs mich heimgesucht hatte. Damals hatte ich wirklich keinerlei Hoffnung mehr gehabt und oft darüber nachgedacht, ob ich mich nicht einfach im See ertränken sollte. Die Schmerzen, die ich durch die Chemotherapie erleiden hatte müssen, waren Tag zu Tag unerträglicher für mich geworden, aber dank dem Tanzen und diesem See, hatte ich wieder die Kraft erhalten, dagegen anzukämpfen, wie man sehen konnte. Ich lebte noch, war eine begehrte Stripperin geworden und noch dazu hatte ich den Krebs losbekommen.

,,Es ist wunderschön hier", hauchte Ryujin leise, als ich sie an der Hand hielt und hinter mir her zog. Ich führte sie über einen kleinen Weg zu einem Pfad, auf der es eine Wiese gab. Es war ein kleiner Hügel, dank dem wir den See von der besten Seite und in seiner vollsten Schönheit sehen konnten. Die Strahlen der Sonne schienen direkt auf das klare Wasser und verwandelten es in ein glitzerndes Meer. Eines, von dem man seine bloßen Augen einfach nicht abwenden konnte und vor allem bei Nacht war es nur noch schöner, wenn die gesamten Sterne sich im See spiegelten. Ich liebte es hier unglaublich sehr, auch wenn ich wegen meiner Arbeit nicht immer Zeit hatte, hierher zu kommen. Doch heute war ein besonderer Tag. Heute hatte ich Ryujin dabei und sie würde diese Schönheit ebenso betrachten können.

,,Ich war hier früher - als ich noch Krebs hatte -, fast jeden Tag hier. Zumindest, so oft, wie es mein Zustand zuließ", erzählte ich Ryujin, nachdem wir uns auf die Wiese gesetzt hatten und auf den glitzernden See schauten. Zwar sprach ich nicht oft und vor allem auch nicht gerne über meine dunkle Vergangenheit, jedoch wollte ich, dass Ryujin verstand. Sie sollte verstehen, dass man jedes Trauma überwältigen konnte, wenn man es auch nur wollte. ,,Dieser Ort hat mich aufgeheitert und als ich noch unsicher im Tanzen war, dann konnte ich es hier in aller Ruhe tun."

Verstehend nickte Ryujin und warf zeitgleich einen Blick auf ihr Knie. Vorsichtig legte ich eine Hand darauf und streichelte zart darüber, damit ich wieder die Aufmerksamkeit von der hübschen Frau erhielt. ,,Dein Knie ist nicht verletzt, Ryujinnie. Es ist die Einbildung und die Angst, dass es wieder passiert. Aber Verletzungen sowie Krankheiten, kannst du nicht umgehen. Es kann immer und überall passieren, aber davon sollten wir uns nicht abbringen lassen. Schmerzen können uns in den Boden zwingen, aber niemals brechen. Ohne die Schmerzen der Vergangenheit oder eines Verrats, würden wir keine Erfahrungen sammeln können.

Wir würden dieses Leben nicht verstehen können und würden alles nur als halbherzig ansehen. Leidenschaft, Liebe und Zuneigung würden wir nicht empfinden können. Und warum? Weil wir diese Gefühle niemals kennengelernt hätten, wenn wir uns hätten brechen lassen. Darum... darum müssen wir immer und immer wieder aufs Neue aufstehen, verstehst du?" Tief sah ich der Rosahaarigen in ihre Augen und erkannte einen verdächtigen Schimmer, den ich jedoch nicht deuten konnte. War es Liebe? Waren es Tränen? Was auch immer es war, es brachte sowohl mich, als auch Ryujin zum Lächeln.

,,Ich danke dir, Yeji... für alles. Was würde ich nur ohne dich tun?"

Stripper ★ RyejiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt