Ryujin
Etwas unsicher hielt ich mich an Yejis Arm fest, als wir gemeinsam den Club betraten, in dem sie arbeitete. Schwer schluckte ich einmal und strich nervös eine rosa Haarsträhne hinter mein Ohr, atmete tief durch, aber blieb dennoch unruhig. Schon jetzt fühlte ich mich hier absolut unwohl, der Bass dröhnte laut in meinen Ohr und brachte meinen Körper zum Beben, dabei stand niemand auf der Bühne. Doch die Musik war hier zu laut, um sie auszublenden, sie war zu fühlbar, um ihr zu widerstehen. Ich konnte sie in meinen Knochen spüren, ich konnte meine Muskeln zucken spüren und das machte mir Angst.
Es machte mir höllische Angst.
"Yeji...", flüsterte ich leise und schaute vollkommen eingeschüchtert zu ihr auf. Es war gruselig, ja schon absurd, dass ich sonst so ein taffes und aufgewecktes Mädchen sein konnte und früher viel verstärkter auch war, bei jeder einzelnen Melodie aber beinahe zusammenbrach und zu einem schüchternen, verängstigten, kleinen Ding war. Ich konnte mir selbst nicht mehr treu bleiben, ich konnte mein Leben nicht mehr leben. Und gerade in solchen Momenten, in denen Musik meinen Körper erschütterte, wurde mir das wieder besonders bewusst.
"Es ist alles gut, Ryujin. Wir gehen das langsam an", versprach mir Yeji nur und legte ihre Hand auf meine. Skeptisch sah ich sie an, zweifelte an ihren Worten, genauso sehr, wie ich an meiner Kraft zweifelte. Ich war mir ziemlich sicher, dass diese Idee nur mit einem Nervenzusammenbruch meinerseits enden würde. Und dann wollte sie mir ganz bestimmt nicht länger helfen, sondern mich nur noch nervig finden.
Wobei... tat sie das nicht schon die ganze Zeit?
"Ich glaube nicht, dass das klappt...", erwiderte ich leise und sah mich hier etwas um. Dass der Club überhaupt geöffnet hatte, verwunderte mich etwas, denn beinahe niemand war hier und mich beschlich der Glaube, dass es Yejis Arbeit war, wegen der wir hier einfach Zutritt hatten. Die junge, hübsche Frau führte mich zu einem Tisch, der relativ weit hinten stand und von dem aus man gerade noch so die Bühne sehen konnte. Doch allein ein Blick dorthin genügte, die Stangen dort zu erhaschen reichte aus, dass ich mir fest auf die Lippe bis und meinen Blick abwandte.
Wieso musste ich ausgerechnet eine Phobie vor dem Tanzen haben?
"Ryujin, hey. Schau mich an. Sieh zu mir und konzentrier dich ganz auf mich", sagte Yeji auf einmal. Wir hatten uns an den Tisch gesetzt und ich starrte wie gebannt die Tischplatte an, als stände eine besonders interessante Geschichte darauf geschrieben. Doch mir fiel es einfach schwer, aufzuschauen und in ihre dunklen, mich musternden Augen zu sehen. Ihre Ausstrahlung an diesem Ort machte mich beinahe wahnsinnig.
Dennoch hob ich gehorsam meinen Kopf und sah sie an, schluckte kaum merklich, weil ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie jemand die Bühne betrat. Unruhig fing ich an, auf meiner Lippe herumzukauen und knetete meine Finger, die unter dem Tisch auf meinem Schoß lagen.
"Ich möchte, dass du dich einfach mit mir unterhältst und mir irgendetwas erzählst. Du sollst dich nur auf mich fixieren und all deine Aufmerksamkeit mir schenken. Dadurch solltest du ruhiger werden und dich entspannen können und sobald du das Gefühl hast, es aushalten zu können, will ich, dass du kurze Zeit zur Bühne schaust. Es muss nicht lang sein, Hauptsache, du siehst dort jemanden tanzen. Danach kannst du sofort wieder zu mir schauen und dich weiter mit mir unterhalten. Hörst du?", fragte sie mich und legte leicht ihren Kopf schief. Dabei fiel ihr eine dunkle Haarsträhne ins Gesicht, die sie einfach lässig wegstrich, während sie auf meine Antwort wartete.
Ich aber zögerte. Ich wollte es versuchen und mich darauf einlassen, jedoch war mir bewusst, dass sie eigentlich nicht der Typ Mensch für Gespräche war, besonders nicht mit einer Fremden wie mir. Dadurch lernte man Menschen kennen, man lernte ihre Art zu denken und zu reden kennen. Beinahe so, wie man auch beim Tanzen viel über die Person herausfinden und lernen konnte.
Aber na ja... was hatte ich schon zu verlieren?
"Ist gut... versuchen wir es."
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Stripper ★ Ryeji
Fanfic❇•Choreophobie - Die Angst vor dem Tanzen•❇ Aufgrund eines Erlebnisses in der Vergangenheit ist Ryujin nicht mehr dazu in der Lage zu tanzen. Schweren Herzens hat sie sich von ihrem Freund getrennt, für den Tanzen seine große Leidenschaft ist und si...