"Warum hast du das gemacht?", fragte Nagori mit gesenkter Stimme, kaum dass Shisui sein Jutsu gelöst hatte. "Du siehst dort glücklich aus. Und für ein paar Augenblicke auch hier."
Er hatte die Hände nicht zurückgezogen, doch der Moment war verstrichen und Nagoris Hände blieben wo sie waren. Stattdessen drehte sie den Kopf und ihre Haut brannte unglücklich an den offenen Stellen, die Shisuis fehlende Hände hinterließen.
"Siehst du sie?" Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Shisui den Kopf schüttelte: "Du bist alles, was ich sehe." "Das klingt poetisch", meinte sie spöttisch. "Es klingt nach weniger, als es ist."
In Nagoris Brust lächelte ihr Herz so breit, dass es an ihre Mundwinkel heranreichte und ihre Augen den Weg von selber fanden. Alles in ihr sehnte sich nach einer Erklärung, was er damit meinte und war im selben Moment erleichtert."Nagori?" Die Stimme schob sich zwischen sie, eine hochgezogene Wand aus imaginären Stein, erbaut durch Verrat und verletzten Gefühlen. Die junge Kunoichii setzte sich wie gelähmt auf während Shisui ihrem Team bereits in die Augen sah. Im Braun Rens brach sich Traurigkeit mit Unverständnis, während ihr Kazuos und Daisukes Zorn entgegen flackerte. Nagori wagte nicht zu Ao zu sehen, zu groß war ihre Angst vor dem, was sie darin finden würde. Doch als er auch weiterhin schwieg, wusste sie, dass dies schlimmer, viel schlimmer war.
"Ao...", sie streckte die Hand nach ihrem Anführer aus, dessen Gesicht ihr nach den zwei Tagen in Konoha so unbekannt vorkam wie das einer Person aus einem früheren Leben. Jemand, dessen Fußspuren parallel zu ihren verliefen, sie bei ihrem Weg jedoch nicht begleiteten. Nagori wusste, dass es weder Aos Schuld war, noch war es ihre gewesen. Sie war Tag für Tag, Nacht für Nacht damit beschäftigt gewesen gegen den Schmerz zu atmen, der sie zu ersticken drohte.
Und nun, da sie erstmals das Gefühl hatte, sie könnte ihre Lungen davon befreien, war alles wieder da.Aos Blick war stumm. Er war nicht umsonst ihr Anführer, der sich im Klaren darüber war, dass er, hier in dieser Nacht, die Karte des Verlierers gezogen hatte. Die Szenarios, die sich in seinem Kopf abspielten, krönten Shisui in jedem einzelnen als Sieger.
Sie konnten den Uchiha nicht angreifen ohne ihr Land unter den Konsequenzen leiden zu lassen, denn Konoha und Kirigakure hatten sich bereits auf eine friedliche Lösung geeignet.
Sie hatten keine Chance bereits jetzt die Geiselnahme von Nagori zu beenden, denn ganz gleich, aus welchem Grund sie verdammt nochmal hier draußen war, es wäre ein Verstoß gegen diesen Pakt.
Doch am meisten traf Ao die Erkenntnis, dass er nicht mehr wusste, wen sein Team morgen im Austausch gegen einige wichtige Dokumente in ihrer Mitte begrüßen würde.Noch immer schwebte der Wind zwischen den anwesenden Shinobis; verbarg alle Gefühle hinter milchigen Glas, sodass es keinem von ihnen gelang nach Worten zu ringen. Dann drehten sich alle Köpfe ertappt in eine Richtung.
Der junge Mann, der aus dem Dunklen des Waldes erschien, sah Shisui so ähnlich, dass Nagori einen Moment brauchte um ihm zu erkennen. Das Rot seiner Augen stach aus seinem Gesicht hervor, eine Warnung an das Team aus Kirigakure, ein Gruß an Shisui.Itachi Uchiha wandte sich Ao erst zu als er Shisuis Platz eingenommen hatte, der sich unbemerkt von Nagori halb vor sie geschoben hatte. "Dieses Land gehört zu Konohagakure."
Die Drohung glitt unausgesprochen in die Luft: Kirigakure war wiederholt auf feindlichen Land.
Ao reckte den Kopf, sein Blau ein so deutlicher Kontrast zum Sharingan, die Stimme ein Messer. "Wir mussten sehen warum Nagori hier draußen ist. Wir haben uns Sorgen gemacht als ihr Chakra plötzlich in der Luft lag.""Der Austausch findet morgen wie geplant statt. Geht jetzt." Nagori sah Ao die Zähne zusammenbeißen, hörte das Knirschen und wusste trotzdem, dass auch er verstanden hatte. Itachi hatte diese nächtliche Übereinkunft beendet. Kazuo verschwand. Daisuke verschwand. Ren verschwand. Bis lediglich Ao ihnen noch gegenüber stand und Nagori hoffend seinen Blick suchte.
Doch auch er verschwand ohne ein weiteres Wort.Wolken schoben sich vor den Mond, dessen Licht mit einem Schlag verloren schien. Bittere Finsternis bemalte die Gesichter der Uchihas mit Schatten als sich beide zu dem Mädchen aus Kirigakure umdrehten.
Itachi und Shisui wechselten einen Blick, den Nagori nicht verstand. Itachis Gesichtszüge ähnelten denen eines Geistes. Blass, unheimlich und vor allem eins: Lebensmüde. In Konoha gab es also tatsächlich innere Spannungen. Wenn sie es sehen konnte, dann hatte auch Ao die Konflikte Konohas von dem Gesicht seines Feindes lesen können.
"Wieso hast du dich ihm gezeigt?", flüsterte sie, die Augen weit aufgerissen, ungeachtet der gebrochenen Dämme dahinter. Aber der Uchiha vor ihr antwortete nicht. Sie starrte ihn so lange an, bis sie bemerkte, dass sein Blick auf Shisui ihre Antwort war.
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Seelenheil | Shisui Uchiha - beendet
FanfictionSeit ihre Schwester im Duell gegen Zabuza starb, wandelt Nagori in einer endlosen Ohnmacht. Und erst das Sharingan eines jungen Shinobis aus Konoha scheint dem Himmel seine Farbe zurückgeben geben können. Wäre es nur dabei geblieben.