Seelenheil | Shisui Uchiha - beendet

sechzehn

Wenn Nagori zurück denkt, erinnert sie sich an die Leere. An den Schmerz und an die Tränen. Vergangen ist der Zorn. Ihre Schwester ist ein Opfer, das Kirigakure bereitwillig gegeben hat, ein Leben, dass Kirigakure durch Nagoris Bruder genommen hat. Und genau so hat Kirigakure Zabuza das Leben genommen, das er hätte leben können.
Ihre Schwester wollte, dass Nagori sich auf die Suche nach ihm begibt, ihn rettet, doch für diese Lösung gibt es keinen Platz. Nicht, wenn ein Krieg so unausweichlich erscheint, nun da Konoha verletzbar ist und Kirigakure davon erfahren wird.

Was sich wie Stunden anfühlt, vergeht in wenigen Minuten, während die Wolken sich vor den Mond schieben, ihn verdecken und wieder freigeben. Daisuke hält die Wache. Er sitzt mit dem Rücken zu ihr, die Beine verschränkt. Nichts entgeht seinem Blick. Sie dreht sich auf die andere Seite, auf der Rens Atem senkrecht in die Luft gleitet. Sie streckt den Finger aus und malt seine Konturen nach. Sie würde gerne sagen, Ren würde es am ehesten verstehen. Doch es ist Ao.

Sie rollt sich leise zurück auf den Rücken und schließt die Augen. Ein letztes Mal, nimmt sie sich vor. Nur um sicherzugehen, dass es keine andere Lösung gibt, geht sie die Möglichkeiten durch.
Nummer Eins: Sie begleitet Ao und die anderen zurück nach Hause. Konohas innere Konflikte können gelöst werden, doch Konoha ist weiterhin geschwächt und wird zur Zielscheibe, ganz gleich, von welchem Land. Sie findet oder findet Zabuza nicht.
Nummer zwei: Sie begleitet Ao und die anderen zurück nach Hause. Konohas innere Konflikte können nicht gelöst werden und es bleibt geschwächt. Es wird zur Zielscheibe, ganz gleich, von welchem Land. Sie findet oder Zabuza nicht.
Nummer drei: Konoha, und Nagori ist sich sicher, dass Itachi diese Mission durchführen wird, greift ihre Gruppe an und es werden alle getötet. Konoha begeht Verrat an Kirigakure und muss dafür büßen.
Nummer vier: Konoha greift ihre Gruppe an und jemand kann sich retten. Konoha begeht trotzdem Verrat an Kirigakure und muss dafür büßen.

Nagori zählt langsam bis vier, dann erst atmet sie aus. Es gibt eine fünfte Lösung. Eine mit Schmerz, ja, aber ohne Krieg. Eine, mit der die Bewohner der Länder überleben werden. Nagori ist sich bewusst, dass die Last dieses Fehlers ihr gebührt. Und sie wird die Schuld mit sich nehmen. Itachi wird ihr helfen. Sie presst die Lippen aufeinander, wie in dem Moment als ihr bewusst wurde, warum Shisui nicht kommen wird. Weil er sich entschieden hat. Für Konoha. Weil das Wohl des Dorfes wichtiger ist als das eines einzelnen. Und deshalb muss verhindert werden, dass ein Krieg zwischen den Ländern entfacht.

Vorsichtig setzt sie sich auf, darauf bedacht, dass Daisuke sich nicht zu ihr umdreht. Ein letztes Mal atmet sie ein, dann setzt sie ihr Chakra frei und der Anfang vom Ende beginnt.

Itachi bewegt sich so schnell, dass die Zeit stehen zu bleiben scheint. Wo kommt er her? Wieso hat Ao ihn nicht bemerkt? Sie will die Antwort nicht wissen, denn sie zeigt eine falsche Realität.
Itachi bewegt sich so schnell, dass Daisuke sich nur noch umdrehen kann und Ren die Augen nicht mehr öffnen wird. Sie möchte sich davon abwenden, doch sie ist gefangen. Welches Bild war das letzte, dass Kazuo sah? Das seiner Frau im Traum oder den Alptraum der Realität?

Ao ist der Letzte und als sie in seine Augen blickt, begreift sie, wie sich ihr Bruder gefühlt hat als seine Klinge das Leben ihrer Schwester nahm. Er steht vor ihr und sein Gesicht ist zu einer Maske verzogen. Wann ist sie aufgesprungen? Wann ist er aufgesprungen? Sieht auch Zabuza das Gesicht ihrer Schwester jeden Tag? Verfolgt es ihn und verfärbt seine Träume, bis kein Licht der Welt an sie heranreicht?
In Aos Augen brennt der Zorn und die Verzweiflung, aber dahinter, so weit von ihr entfernt, dass sie nicht zwinkern darf, schimmert Verständnis. Und Nagori muss sich fragen, ob er Konoha wirklich verraten hätte, wenn sie ihn gebeten hätte, es nicht zu tun.
Doch Itachi nimmt diese Möglichkeit mit sich. Er kommt ihr vor wie ein Schatten aus einer anderen Zeit, aus einer anderen Welt und sie fürchtet sich vor seiner Loyalität Konoha gegenüber. Sie schluckt die Frage herunter, wie weit er gehen würde. Denn die Antwort ist so offensichtlich.