1. Verschwitztes erwachen

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Kapitel 1

"PIEP PIEP PIEP PIEP" ertönte mein Wecker links neben mir auf meinem Nachttisch. Ich setzte mich auf und ließ einen theatralischen Seufzer raus. Es war 6 Uhr morgens und ich müsste mich für die Schule fertig machen. Ich wohnte in Berlin und sollte mich theoretisch beeilen, damit ich meine U-Bahn noch bekäme, jedoch war ich von der viel zu kurzen Nacht noch zu erschöpft, sodass ich mir nur noch einen Moment im Bett gönnte. Ich lehnte mich leicht nach hinten und spürte den frischen Windzug an meinem Gesicht. Mein Vater war wahrscheinlich schon arbeiten gewesen also bin ich alleine Zuhause. Seit dem Tod meiner Mutter war es nichts Neues. Meine Mutter ist bei einem Autounfall ums leben gekommen als ich gerade mal 9 Jahre alt war. Mittlerweile bin ich 17 und habe den Tod noch nicht ganz verdaut. Ich denke jedes mal an sie. Was würde ich alles tun, um sie noch einmal in den Arm zu nehmen und zu sagen, dass ich sie über alles liebe. Jedoch wird dies nie geschehen und das machte mich noch trauriger, als ich sowieso schon war.

Nachdem ich meine Gedanken langsam sammelte hob ich meinen Oberkörper wieder hoch und drückte mit leichtem Widerwillen meine Beine aus dem Bett. Der Boden war kalt unter meinen nackten Füßen. Es war zwar erst Herbst, dennoch sehr kalt. Ich stand auf und schlürfte mich Richtung Badezimmer. Dort angekommen schloss ich die Tür hinter mir und ging zum Spiegel. Diese kurzen Nächte taten mir absolut nicht gut. Meine Augenringe hingen gefühlt bis zum Boden. Ich wusch mein Gesicht, kämmte meine Haare und putze meine Zähne. Anschließend überlegte ich, ob ich mich schminken sollte. Ich war sonst ein sehr natürlicher Mensch. Ohne 10kg Tuschkastenfarbe verließ ich oft das Haus. Doch an diesem Morgen würde jeder, der mir über den Weg läuft denken, dass ich eine auferstandene Leiche war. Ich trug ein wenig Concealer und Mascara auf mein Gesicht.

Mein Weg ging zurück in mein Zimmer und ich suchte mir Klamotten heraus. Ich zog wie immer meine unauffällige schwarze Jeanshose an und kramte meinen Fewjar-Pulli aus den Fächern. Ich nutzte die Ärmel, damit ich meine Arme verdecken konnte. Nicht nur, dass ich extreme Augenringe hatte, nein, ich habe auch ziemlich viele Narben an den Unterarmen. In der Schule war ich immer alleine. Vor 3 Jahren war ich noch relativ beliebt in der Klasse, jedoch suchten sich einige einen kleinen Fehler von mir und verwendeten ihn um mich herunter zu machen. Nun war ich alleine und hatte eine riesen Masse die sich Tag Täglich gegen mich aufstürzt. Oft dachte ich mir, ob das Leben noch einen Sinn hat. Ich hatte ja sowieso niemanden. Ich entschied mich aber jedes mal aber gegen den Gedanken, dass ich mir etwas antat was ich nie wieder Rückgängig machen könnte, weil mein Vater viel zu Überfordert mit der Welt wäre. Nach dem Tod meiner Mutter hatte er sich viel zu viel in seine Arbeit gestürzt. Es war zwar im keinem Fall negativ auf seine Karrierelaufbahn auszuwirken, dennoch vernachlässigte er mich und sich selbst.

Ich zog mich also an und tappste leise in die Küche. Dort schnappte ich mir eine Scheibe Brot und strich sie mit Nutella voll. Ich stopfte mir einen Bissen in den Mund und zog nebenbei meine schwarzen Schuhe an. Ich sah in dem Moment aus, als ob ich ein kleines Kindergartenkind wäre. Nachdem ich vollkommen meine Schuhe an meinen Füßen hatte, zog ich meine Jacke an und schnappte mir mein Longboard, rannte die Treppe herunter und düste los zur Schule. Jeden Morgen bepackte mich die Angst. Sollte mir diesen Tag wieder von irgendwelchen Tussis kaputt machen lassen? Sollte ich nicht besser Zuhause bleiben und zocken? Jedoch zwang mich mein Ehrgeiz, dass ich gut in der Schule sein musste, dass ich Täglich den Stress in Kauf nahm und nein, ich meine nicht den Schulstress!

Unterwegs stöpselte ich meine Kopfhörer in meine Ohren und machte meine Lieblingsband an, Fewjar. Ich liebt das Lied Tapirsupper. Es beruhigte mich ungemein und es ließ die Angst die ich zuvor in mir hatte einfach Abfallen. Alles negative in meiner Seele oder in meinem Herz war spurlos verschwunden, bis das Lied aus war. Ich stand schon an der U-Bahnstation und musste noch 2 Minuten auf meine Bahn warten, als mich von hinten eine mir sehr bekannte Stimme traf. "Ach da ist ja die Heulsuse!" Ich drehte mich um und bekam einen Schrecken. Es stand tatsächlich Lea, die die Mobbingsache bei mir angefangen hatte, hinter mir. Wieder bekam ich ziemliche Angst. Doch zum Glück kam die Bahn etwas zu früh und ich stieg ein. Ganz weit hinten suchte ich mir einen Platz wo Lea sich nie hinsetzen würde. Wieder hörte ich meine Lieblingsband auf den Ohren. Dieses mal das Lied Polemonium. Ich war wieder in meiner eigenen Welt.

Bro before Hoe? [Lefloid&Spacefrogs Fanfiction] *BEENDET*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt