5. Schwäche & Enttäuschung vs. Stärke & Kampf

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Kapitel 5

Ich sah, wie seine Blicke abwechselnd zwischen meinen Augen und meinen Lippen wanderten. Wieso fühlte ich mich so geborgen bei einer Person, die ich nicht mal 1 Tage kannte. Er lockerte seine Umarmung etwas und räusperte sich. "Ich.." stotterte ich unsicher doch er fing an zu schmunzeln. "Was ist?" fragte ich und wich mit meinen Blicken nicht eine Sekunde von seinen Augen ab. "Nichts.. es ist nur.." er stoppte kurz und seine Mimik wurde etwas ernster. Als er sich erneut räusperte fuhr er mit seinen Worten fort. "Du hast so wunderschöne blaue Augen!", "Gar nicht.." murmelte ich nach wenigen Momenten. Langsam merkte ich, wie er mit seinem Gesicht näher kam. Als unsere Lippen wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, wich ich zurück. "Was ist?" fragte er wieder und biss sich auf die Unterlippe. Ja, wieso wich ich zurück? Es war gerade alles so Perfekt. Nur Er und Ich waren auf dieser Welt. Doch dann kam wieder meine Angst, die Angst die ich zuvor bekämpft hatte, die Angst, dass ich erneut enttäuscht werden kann. "Ich kann das nicht.. noch nicht!" flüsterte ich und drehte mich um, um abzuhauen. Erneut packte mich die Angst und ich suchte mir immer den leichtesten Weg aus. Abhauen wenn es ernst wurde.

Ich lief einfach weg. Ohne zu wissen, ob ich irgendwo ankommen würde. In meinen Augen stauten sich Tränen, Tränen der Enttäuschung. Ich hatte Angst, dass ich erneut enttäuscht werden könnte, aber im Endeffekt habe ich mich selber enttäuscht, indem ich einen Rückzieher gemacht habe. Nach ein paar Minuten kam ich an einem kleinen See an. Dort war keine einzige Menschenseele. Ich war allein, ich und die Enttäuschung von mir selbst. Aus völliger Gewohnheit suchte ich mir einen Spitzen Gegenstand. Ich fand schnell einen Stein. Wie alltäglich suchte sich dieser den Weg zu meinem Arm. Dort ruhte er einen kurzen Moment bis ich meine Zähne zusammen biss und einen Schnitt tief in mein Fleisch machte. Auf meinem Arm lief nun das warme, beruhigende Blut herunter. Ich fühlte mich so frei. All meine sorgen, all mein Kummer war wie weggeblasen. Nachdem ich mich wieder etwas befangen hatte realisierte ich, was ich gerade getan hatte. Ich hatte einen Rückfall. Ich war schwach.

Wieso tat ich mir dies immer wieder erneut an? Wieder bahnen sich Tränen aus meinen Augen und liefen über meine Wangen. Vor lauter Verzweiflung suchte sich der spitze Stein aus meiner Hand wieder den Weg zu meinem Unterarm. Doch bevor ich erneut einschneiden konnte, spürte ich eine Hand an meiner Schulter. "Nein!" kam die dazugehörige Stimme. Ich kannte diese Stimme. Es war Flos Stimme. Ich stand erschrocken auf und fing erneut an zu weinen. Er kam auf mich zu und schloss mich in seine Arme. "Wieso tust du das?" fragte er mit brüchiger Stimme. Wieso ich dies tat, war die Frage, die ich mir seit Jahren steltle und immer noch keine Antwort gefunden hatte. Jedoch hatte ich auch einen Grund, um damit aufzuhören. Ich war schwach und musste meine Angst loswerden. Es ist ein befreiendes Gefühl, wenn das Blut über meinen Arm fließt. Die Konsequenzen, die danach sind, sind für diesen Moment ausgeschaltet. Nur ich und das Blut existierten.

Erneut drückte Flo mich fester zu ihm. Wieso folgte er mir auch immer wieder? Kann er mich denn nicht in Ruhe leben lassen? Ich bin sowieso nur gut genug für sein Projekt in der Uni. Er hatte Angst, dass dein Versuchsobjekt weg stirbt. "Isa! Mach das bitte nie, nie wieder!" sagte er mit einem dominanten Ton. "Wieso? Was hindert mich?" fragte und ich löste mich ruckartig von ihm. "Ich hindere dich daran! Ich will nicht, dass du dir noch mehr antust. Du bist mir wichtig, obwohl wir uns vielleicht erst 7 Stunden kannten!" Ich schluckte und wurde ruhiger. Hatte er dies gerade tatsächlich gesagt? Ich bin ihm wichtig? "Wieso sagst du das? Hör auf mich anzulügen.. es wäre besser für uns beide, wenn du mich in Zukunft in Ruhe lässt.. so tun wir niemandem weh!", "Spinnst du?! Ich lasse dich nicht ruhe, weil ich dir nicht weh tuen werde!" Wieder ruhte sein Blick auf meinen Augen und wanderten abwechselnd zu meinen Lippen. Wieso wollte er mich nicht in ruhe lassen? Ich tat ihm nichts, also verlange ich vom ihm, dass er mir ebenfalls nicht tut! 

Abermals fuhr er mit seinen Händen zu meiner Taille und zog mich näher zu ihm. In meinem Bauch explodierten hunderte von Schmetterlingen, als ob ich ein Feuerwerk in mir hatte. Ohne nachzudenken, fuhr ich mit meinen Händen zu seinen Haaren und zog ihn näher an mich. Ich sah ihm noch tief in die Augen, schließlich drückte er seine Lippen auf meine. Ich war zwar erschrocken, erwiderte den Kuss jedoch schnell.


Bro before Hoe? [Lefloid&Spacefrogs Fanfiction] *BEENDET*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt