3. Nichts tun, ohne Gewinn

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Kapitel 3

Ich nickte einfach um diese Unterhaltung so schnell wie möglich zu beenden. "Musst du zur Schule?" fragte er anschließend. Warum zögerte er dieser Konversation noch weiter heraus? ich wollte weg von hier. Ebenfalls nickte ich nur leicht und hoffte innig, dass er gehen würde. Seine Nähe, seine Sorge um mich konnte ich nicht ertragen. "Soll ich dich bringen?". Flo lächelte mich an strich mir über die Schulter. "Nein.. Ich gehe einfach alleine!" antwortete ich und ging weg. Ich spürte seine Blicke auf meinem Rücken. Er wollte doch sowieso nur, dass ich mich zum Affen machte. 

Als ich auf dem Schulgelände ankam sah ich wieder Lea und ihre beste Freundin Luisa. Beiden glotzen mich hinterhältig an. Doch aus irgendeinem Grund, sah ich keine Gefahr in ihr. Ihre Existenz brachte mich zwar  zum Schweigen, jedoch nicht, dass sie mir mein Leben versauen könnten. Die Begegnung mit Flo brachte mir Kraft.

Sie kamen auf mich zu und normalerweise hatte ich Angst. Doch in diesem Moment war es mir komplett gleichgültig was sie machen würden. Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben stark. Stärker als Lea und Luisa. Ich ging weiter und setzte mich im Klassenraum auf meinem Platz. Wenige Minuten später kamen der Lehrer und die anderen aus meiner Klasse herein und setzten sich auf ihre Plätze. Ich saß hinten am Fenster. Der Unterricht war wie immer äußerst langweilig. Nach den ersten 10 Minuten schaltete mein Kopf komplett ab. Ich war in meinen Gedanken und dachte an die Begegnung mit Flo. Wieso sollte es eine Person interessieren, wie es mir geht? In den letzten 3 Jahren war ich jedem egal. Selbst mit meinem Vater habe ich kaum noch geredet. 

Als der nervige Schultag zu ende war schnappte ich mir meine Tasche und mein Longboard. Ich blickte noch einmal voller Gleichgültigkeit zu Lea und Luisa und verschwand anschließend aus dem Raum. Als ich aus dem Gebäude ging, trat ich den allzu öden Nachhauseweg an. Nach 30 Minuten kam ich an meinem Haus an, schloss unten die Haustür auf und ging hoch in mein Zimmer. Ich war natürlich alleine. Mein Vater würde erst spät abends nach Hause kommen und dann sofort ins Bett fallen, damit er früh morgens um 5 Uhr wieder zu seiner Arbeit antreten konnte. Ich schmiss meine Sachen auf den Boden und ließ mich aufs Bett fallen. Immer noch war diese Person in meinem Kopf. Ich kramte aus meiner Hosentasche den Zettel hervor, den Flo mir gegeben hatte. Ohne vorher drüber nachzudenken tippte ich diese in mein Handy ein und rief an. Als das erste 'TÜT' er schien, war mir bewusst, was ich gerade tat. Ich rief eine wildfremde Person an.

An der anderen Leitung ging jemand mit einer ermüdeten Stimme ans Handy. "Ja?" ertönte es. Ich schluckte kurz und konnte nicht antworten. Ich war wie im Schock. "Hallo? Wer ist da?" fragte Flo noch einmal auffordernd nach. "Ähm.. ich bins.. von heute Morgen!" antwortete ich jedoch und spürte die Angst und Nervosität in mir aufsteigen. Dahin war meine Stärke von heute Morgen. Er schien sich zu freuen, denn seine Antwort kam direkt und mit einem kleinem Schmunzeln in der Stimme "Oh, ja. Hey, wie gehts?", "Gut." war meine alltägliche Antwort. Es interessierte sowieso keinem Menschen wie es mir wirklich geht, von daher antwortete ich immer gleich. "Wirklich?" hakte er nochmal nach. Wieso interessierte es ihn wie es mir geht? "Wieso willst du das Wissen?" fragte ich mit einer monotonen Stimme. "Hatte ich dies nicht erzählt? Ich bin Psychologie Student. " Ich schluckte. Es interessierte ihn nur, weil er es für sein Studium wissen müsste. Es ging ihm nicht wegen mir, es ging ihm um eine Note die er kassieren müsste. "und ich habe momentan ein Projekt." fuhr er fort. Ich blieb still. "Bist du noch da?" fragte er nach und ich konnte meine Wut und Trauer die ich in all den Jahren angesammelte hatte nicht mehr ertragen. Ich ließ alles frei.

 "Dir geht es nicht um mich. Du willst eine Note haben. Ich wusste, dass ich niemanden vertrauen kann es geht allen Menschen um Gewinn. Nie wird man mal gefragt wie es einem geht, weil man es als Person wissen will.. es muss immer um eine Sache gehen. Ich kann euch Menschen einfach nicht verstehen. Warum seit ihr so egoistisch?" fragte ich mir rollten die ersten Tränen die Wange herunter. Er schluckte kurz und argumentierte mit einem sehr ruhigen und gelassenem Ton "Was redest du denn da? Ich habe dich gefragt wie es dir geht, weil ich es wissen möchte. Die Note steht hinten dran. Ich muss zugeben, dass ich heute Morgen noch relativ auf meine Note aus war, allerdings will ich, dass es dir als Mensch gut geht." Seine Aussage ließ mich zweifeln. Ich konnte Menschen nicht vertrauen. 

Bro before Hoe? [Lefloid&Spacefrogs Fanfiction] *BEENDET*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt