2. Grausame Nähe

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Kapitel 2

Mein Blick richtete sich erst wieder nach oben, als wir an der nächsten Haltestelle angekommen waren, wo neue Leute einstiegen. Kurz überlegte ich, ob ich jetzt schon aussteigen sollte. Die Anwesenheit von Lea tat mir nicht gut. Die Angst packte mich wieder, als ich zur Tür der U-Bahn wollte. Lea sah ich schon von weiten mit einem schleimigem Lächeln im Gesicht. Ich wunderte mich jedes mal, wie viel Hass ich für eine einzige Person in den letzten Jahren gesammelte hatte. Ich erschrak leicht, als mich von der Seite eine Hand an der Schulter anfasste. Ich drehte mich leicht zu der Hand und blickte anschließend in kastanienbraune Augen. Sie waren unterlegt mit tiefen  dunklen Augenringen. "Ist alles ok bei dir?" hatte dieser Mann mich das gerade tatsächlich gefragt? Eine Person, die sich um mein Dasein sorgte? So was kannte ich nicht. Als ich wieder in meinen Gedanken versank, spürte ich einen sanften Ruck an meinem Arm. Er umfasste sie und sah mir wieder tief in die Augen. "Hallo?" fragte er daraufhin. Ich schluckte kurz und blickte erneut in seine Augen. Sie waren nicht nur von tiefen Augenringen unterlegt, nein, sie waren auch Blut durchlaufen. "Ich.. ähm. Ja, alles ok!" nötigte ich mich fast schon selber, dass ich ihm antwortete. Er zog seine linke Augenbraue leicht nach oben und sah mir immer noch in die Augen. 

Ich beachtete diese jedoch nicht weiter und stieg aus der Bahn aus, als die Bahn anhielt. Es war zwar nicht meine Station, dennoch wollte ich weg von dort. Dieser junge Mann bedrückte mich und gab mir eine Nähe, die ich nicht ertragen konnte. Meine Augen suchten sich einen ruhigen Platz, wo ich geradeaus zu lief. Hinter mir hörte ich Schritte. In mir kam eine Angst hoch. War der Mann mir gefolgt? Ich drehte mich unauffällig nach hinten und sah Lea. Sie kam mit einem erneuten bösartigen Lachen auf mich zu. Mein Atem stockte kurz auf und ich bekam Panik. Was würde sie tun? Sie war definitiv zu alles fähig. Als ich ihre Schritte näher kommen hörte, waren meine Beine wie festgebunden. Ich stand auf einem Fleck stehen. Auf einmal trat sie vor mir. Lea stand mir nun in Augenhöhe vor mir, dennoch verspürte ich, dass ich nicht auf ihrer Höhe war.

"Naa, hast du etwa Angst?" fragte sie und ich bekam erneut Panik. "Na, wieso antwortest du denn nicht?" fragte sie und schlug mir leicht gegen den Oberarm. In mir kam die Trauer hoch. Ich hatte damit zu Kämpfen, dass mir die Tränen nicht kiloweise die Wangen runter kullerten. Als sie ihre Blicke von mir abrichtete und hinter mir fielen, wurde sie leicht Blass und ihr böses Lächeln war weg. "Was machst du denn da?" kam von hinten eine bekannte Männliche Stimme. Ich drehte mich kurz nach hinten und die Person aus der U-Bahn stand direkt hinter mir. "Ich klär' mit ihr was wegen der Schule!" antwortete Lea schnell und ich merkte, dass sie leicht in Panik geriet. "Nach das sieht mir das aber nicht aus.. zisch ab!" sagte er und machte eine schnelle Handbewegung, die sie dazu aufforderte wegzugehen. Sie tat wie ihr gehießen und verschwand von diesem Ort. Ich schluckte kurz und sah der Person wieder ins Gesicht. Er hatte, obwohl er riesige Augenringe hatte, eine wunderschöne Gesichtsform.

"Ich bin Flo!" sagte er und reichte mir die Hand. Ich wusste in dem Moment nicht, wie ich damit umgehen sollte. Noch nie zuvor hatte das jemand für mich getan. Vorher haben alle den typischen Berliner-Temperament abgelegt. Wenn auf der Straße jemand fertig gemacht wird, wird weg geschaut und einfach weiter gegangen. Er anscheinend nicht. "Ich bin Isabelle.. aber nenn' mich Isa." er nickte kurz und zog erneut seine Augenbrauen hoch. "Was ist?.." fragte ich leicht verwirrt. "Wieso warst du vorhin so abneigend in der Bahn?", "Ich... ich musste eben aussteigen.." antwortete ich ihm nuscheln. Er nickte dies nur wissend ab, dass ich ihn anlog  und kramte aus seiner Jackentasche einen Zettel hervor. Ebenfalls fand er einen Stift in seiner Hosentasche, schrieb etwas hinauf und gab ihn mir. Ich blickte etwas irritiert auf den Zettel und darauf zu sehen war eine Handynummer. Ich sah ihn etwas misstrauisch an er fing an zu lächeln und antwortete darauf "Ruf mich einfach mal an!" In dem Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ich kannte diese bestimmte Nähe von Menschen vorher nicht. Sollte ich es dankend annehmen oder wieder abhauen? Ich war von Natur aus ein sehr schwacher und emotionaler Mensch. Allerdings, sagte mich eine Stimme in mir, dass er mich nicht verarschen würde. Zum ersten Mal seit 3 Jahren vertraute ich einer Person. 

Bro before Hoe? [Lefloid&Spacefrogs Fanfiction] *BEENDET*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt