4. Versuchsobjekt

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Kapitel 4

Als ich fast wieder in meinen Gedanken verschwand fuhr Flo mit seinen Worten fort. "Isa, hast du gerade Zeit? Wollen wir uns irgendwo treffen?" Hatte ich das gerade richtig verstanden? Wollte er sich mit mir treffen? Mit mir? Isabelle Denzer? Ich schluckte und überlegte einfach aufzulegen. In den letzten Jahren hat diese Methode einfach wegzulaufen immer sehr gut funktioniert. Ich wollte mich aber aus irgendeinem Grund bei ihm verändern. Also konnte ich mich dazu durchringen schließlich doch zu antworten. Doch nach jeder Sekunde merkte ich dass ich eigentlich keine Ahnung hatte, was ich vor hatte, ihm sagen zu wollen.  "Was?.. Ich? Ähm.. im Grunde schon.. aber.." er unterbrach mich bei meinen Worten finden "Aber? Spricht doch nichts dagegen. In 10 Minuten beim Alex?", "Ähm.. geht klar.. bis gleich!" Als wir unser Telefonat beendeten starrte ich noch einen Moment sinnlos in der Luft herum. Ich hatte eine Verabredung. Ich schnappte mein Longboard und meine Jacke und huschte so schnell wie möglich aus der Tür. Auf dem Weg zum Alexanderplatz flatterten haufenweise Gedanken in meinem Kopf herum. Was ist, wenn er mich nur ausnutzt? Ich war eine einzige Person, noch eine die sich gegen mich aufstellt könnte ich nicht ertragen. Während ich geradewegs auf den Mittelpunkt von Berlin zu steuerte, sah ich schon Flo von weitem. Er stellte sich auf und winkte mir zu. Ich war total verwirrt von seiner Geste.

Mein Longboard rollte auf Flo zu und blieb vor ihm stehen. Unsere Augen trafen sich, jedoch war ich in diesem Moment zu schüchtern und konnte ihm nicht in die Augen blicken. Zu groß war der Scharm vor mir selbst. Als er einen Moment vor mir stand, nahm er mich in den Arm. Ich war so nah an seinem Körper, dass ich seinen Herzschlag auf meinem spürte. Jedes Pochen seines Herzes machte sich auf meiner Haut bemerkbar. Er löste sich von mir und blickte mir in die Augen. Wir verweilten einen kurzen Moment so bis er sich räusperte und verlegen auf den Boden sah. "Was machen wir jetzt?" platze es aus mir heraus. Flo hätte mich unmöglich einfach so hier hin bestellt. "Ich wollte mir dir reden." In meinem Körper machte sich ein komisches Gefühl bemerkbar. War das die Panik die sich gerade einen Weg durch meinen Körper suchte? Ich fühlte mich so warm in diesem Moment. Alles um mich herum schien vergessen nur Flo und seine baldige Aussage waren in meinem Universum.

Er räusperte sich und blickte mir wieder in die Augen. "Ich.. du weißt ja, dass ich ein Psychologie Student bin. Ich habe ein Projekt am laufen, wo ich junge Menschen fragen muss, wie es ihnen geht. Du scheinst mir sehr interessant. Ich hätte wirklich große Lust dich besser kennenzulernen. Ich würde mich freuen, wenn du einwilligst, dass du ein Teil meines Projektes könntest." Da war es wieder. Das egoistische Dasein von jedem Menschen. Jeder wollte nur das beste für sich selbst. Andere und ihre Psyche wären in diesen Momenten völlig irrelevant. Mir war klar, dass Flo etwas von mir wollte, sonst würde er sich nicht die Mühe machen mich treffen zu wollen. Jeder braucht eine Bestätigung, dass er seine Taten gut vollbracht hat. Ich wurde enttäuscht. Schon wieder. Plötzlich überkam mich die Wut und ich nahm mein Longboard vom Boden auf und ging weg. Flos verunsicherte Stimme in meinem Nacken. Ich war in dem Augenblick vollkommen sauer auf mich, dass ich schon wieder einer Person vertraut hatte. Mir liefen die ersten Tränen die Wange herunter. Ich wollte gerade mein Longboard auf den Boden packen, als eine starke Hand meine Schulter berührte und mich so zum stehen brachte. Ich merkte, wie sich eine Männliche Person um meinen Körper schlug und mich fest umarmte. "Du reagierst etwas über!" sagte er. Es war Flo. Was wollte er noch? 

Ich wusste, dass ich in seinem "Projekt" keine Person war, um die es Flo wirklich ging, sondern ich war eine Art Objekt, ein Versuchsobjekt. "Was soll das? Ich bin nicht dein Objekt für irgendein Projekt in deiner Uni!", "Was? Nein, du bist ganz sicher nicht mein Objekt. " fing er ruhig an, wobei er allerdings das Wort Objekt besonders betonte. "Ich kenne dich erst seit heute Morgen, dennoch finde ich, dass du eine ganz bezaubernde Person bist. In dir steckt eine menge Trauer und Wut. Ich weiß, dass du einen wundervollen Charakter hast. Zeig ihn doch!" fuhr er fort. Seine Worte brachten mich zum Nachdenken. Diese Person war mir immer noch ein Rätsel. Ich kannte ihn auch kaum, trotzdem hatte ich noch nie zuvor mehr vertrauen, in so einer kurzen Zeit aufgebaut, als zu ihm. Wieder spürte ich, wie er mich in eine Umarmung zog. Sein warmer Atem und sein Herzschlag umrundeten meinen Körper in allen Weisen. Ich fühlte mich geborgen, frei und gleichzeitig nicht alleine. 


Bro before Hoe? [Lefloid&Spacefrogs Fanfiction] *BEENDET*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt