Draco
Schweißgebadet wache ich aus einem unruhigen Schlaf auf. Die Vorhänge um mein Bett sind zugezogen. Durch einen Schlitz zwischen den dunkelgrünen Stoffen fällt fahles Mondlicht. Alles ist still, bis auf das leise Atmen der Anderen im Schlafsaal. Ich spüre einen dumpfen Schmerz in meiner Brust. Er schnürt mir die Luft ab und hämmert von innen gegen meinen Brustkorb. Mein Gesicht fühlt sich heiß und dick an. Als ich meine Hand heben will, um die getrockneten Rückstände von Tränen von meinen Wangen zu wischen durchzuckt ein scharfer Schmerz meinen Unterarm. Mein Blick fällt auf die lieblos um meinen Arm gewickelte Bandage und plötzlich fällt mir alles wieder ein. Der Schnatz, Potter und was er gesagt hat. Dunkle Erinnerungen von unterdrücktem Weinen und Schreien im Waschraum durchzucken meine Gedanken. Ich muss wie in Trance gewesen sein. Blind vor Wut. Schwer atmend setze ich mich auf und entferne die Bandage von meinem Arm. Geschwollene, rote Schnitte sind kreuz und quer auf meiner blassen Haut verteilt. Seufzend greife ich meinen Zauberstab von meinem Nachttisch, murmele "Episkey" und sehe zu, wie sich die Wunden so schnell schließen, wie sie gekommen sind. Da ich weis, dass ich mir die Hoffnung auf Schlaf jetzt sowieso abschminken kann, tapse ich leise hinüber zu meinem Schreibtisch, um ein paar Bücher zu holen. So verbringe ich die restlichen Stunden bis zur Morgendämmerung damit, Zaubertrankrezepte und die Anwendung ungewöhnlicher Kräuter auswendig zu lernen. Damit ist mein Hirn wenigstens beschäftigt.
"Hast du etwa schon wieder nicht geschlafen?", fragt mich Blaise besorgt, als wir am Frühstücktisch in der großen Halle sitzen. "Bisschen", murmele ich und nehme einen großen Schluck heißen, schwarzen Kaffee. Als ich von meiner Tasse aufsehe, bemerke ich, wie mich jemand vom anderen Ende der großen Halle ansieht. Die grünen Augen sehen direkt in meine. Ich beiße mir auf die Zunge, um die Fassung zu bewahren und wende meinen Blick von Potter ab.
In der ersten Stunde habe ich Zaubertränke. Dafür bin ich jetzt immerhin perfekt vorbereitet. Professor Snape ist sichtlich zufrieden, als ich als einziger der Klasse alle seine Fragen mit Leichtigkeit beantworten kann. Gelangweilt schreibe ich eine Antwort nach der Anderen aufs Pergament, als plötzlich ein winzig zusammen gefalteter Zettel vor mir auftaucht. Etwas irritiert öffne ich ihn und lese die unsauber dahin gekritzelten Worte.Malfoy.
Es tut mir leid wegen gestern. Können wir reden?
P.
Potter. Es tut ihm leid. Beinahe muss ich ein Lachen unterdrücken. Ich drehe meine Kopf zur Seite und sehe durch den Klassenraum hinweg direkt in Potters Augen. Mit einem Ausdruck, der ein wenig an einen Welpen, der gerade das Sofa zerfetzt hat, erinnert, sieht er mich fragend an. Mit einer winzigen Bewegung meines Zauberstabes unter dem Tisch lasse ich die Nachricht in Flammen aufgehen. Dann wende ich mich, ohne Potter eines weiteren Blickes zu würdigen, wieder meinen Aufgaben zu. Doch ich kann mich nicht mehr recht konzentrieren. Warum will Potter mit mir reden? Und wieso entschuldigt er sich? Wir haben uns noch nie bei einander entschuldigt. Das Bild dieser traurigen, grünen Augen schiebt sich vor die Zaubertrankformeln und will nicht mehr verschwinden. Genervt kritzele ich irgendeine Antwort in die letzte Lücke und übergebe mein Pergament an Professor Snape. Dann verlasse ich schnellen Schrittes das Klassenzimmer.
![](https://img.wattpad.com/cover/161442888-288-k636035.jpg)
DU LIEST GERADE
Angst, Potter? - Träum weiter!
FanfictionAlbus Dumbledore hat eine Vorahnung. Um Harry Potter und Draco Malfoy steht es nicht gut. Wenn er und die anderen Lehrer nicht sofort handeln, könnten sich Ereignisse wiederholen, die schon mehr als einmal passiert sind und das darf unter keinen Ums...