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Harry

Ich bin echt so ein Idiot. War doch klar, dass Draco nicht auf diese bescheuerte Art, sich zu entschuldigen eingehen würde. 

"Och komm schon Hermine, kannst du mir nicht wenigstens etwas bei den Hausaufgaben helfen? Das ist alles viel zu viel und viel zu schwer. Ich kann das nicht ohne dich.", jammert Ron vor sich hin und ich kann nicht glauben, wie für alle das Leben einfach weitergeht. Selbst für die beiden. Das Trimagische Turnier sitzt mir noch immer tief in den Knochen. Das ganze Schuljahr an sich und hier sitzen wir, als wäre nie etwas passiert.

Aus Gewohnheit stochere ich im Essen herum und lasse meinen Kopf hängen. Noch immer schäme ich mich für meinen Ausbruch vor und gegen Malfoy und brüte darüber, wie ich das wiedergutmachen kann. Wärst du doch nur hier, Cedric, du hättest sicherlich einen Rat. Und du würdest mich bestimmt auch nicht verurteilen, nein, sogar ermutigen, das Richtige zu tun. 

Am besten, ich schreibe Sirius einen Brief und berichte ihm von meiner Gefühlswelt. Er ist der Einzige, der mir in dem ganzen Schlamassel gerade bleibt. Bei Merlin's Bart, damit könnte ich echt nie zu Professor Dumbledore rennen und Hagrid lässt sich noch immer nicht blicken. Was auch immer er treibt, hoffentlich kommt er schnell zurück. Von den anderen habe ich mich so sehr distanziert, dass ich es nicht mehr schaffe mich zu öffnen. Nebenbei taste ich die eingeritzten Worte an meiner Hand ab und frage mich, ob Umbridge's Art zu Lehren überhaupt erlaubt ist. Diese Frau hat echt nicht mehr alle Kessel beisammen.

"Harry.", reißt mich dieses ruhig gesprochene Wort aus meinen Gedanken. Luna Lovegood steht vor mir und lächelt mich an. "Was hast du? Schmeckt dir der Pudding heute nicht, dass du wieder lieber deinen Gedanken nachhängst, als dich an der realen Welt zu beteiligen? Oder hat es was mit Cedric zu tun?" 

Mit aufgerissenen Augen springe ich auf. "Was hast du gerade gesagt? Wie kommst du denn auf SOWAS?", speie ich ertappt aus und ziehe die gesamte Ausmerksamkeit der Großen Halle auf mich. "Weiß nicht, seit Cedric's Tod hat sich dein ganzes Wesen verändert. Wie es aussieht, ist es niemand anderem aufgefallen. Pass auf dich auf, Harry." Mit diesen Worten dreht sie sich um und schlendert vergnügt summend zum Ravenclaw-Tisch, um sich hinzusetzen. 

Hunderte Augenpaare liegen auf mir. Ich spüre wie sich mich gespannt scannen und schon beginnt das Tuscheln. Schnell stürme ich aus der Halle und durch die Gänge in den Innenhof. Ich brauche frische Luft. Warum heute? Warum tut sie das ausgerechnet jetzt? Ich lasse mich an einem der Bäume zu Boden gleiten und stoße einen Seufzer aus. Nun kann jeder eins und eins zusammenzählen. Erst die ganzen Gerüchte, dass Frauen für mich nicht das einzig Wahre sind und jetzt das.

Als ich den Kopf hebe, blicke ich genau in Malfoy's Augen. Das Grau trägt heute einen besonders traurigen Glanz. Als seine Augen meinen Blick bemerken, sehen sie schnell woanders hin. Parkinson scheint mal wieder über andere Schüler herzuziehen und Malfoy versucht wohl angestrengt, ihre Hetztiraden spannend zu finden. Wären das nicht die Erzfeinde überhaupt, hätte diese Szene lustig sein können. Und damit wären wir wieder bei dem Ereignis auf dem Quidditch-Feld. Verärgert springe ich auf. Nirgends gibt es einen Ort oder Menschen, der keine Probleme bedeutet! Warum ist mir Malfoy's Wohlergehen überhaupt so wichtig geworden? Der Junge ist so ätzend wie eh und je. Bald darauf finde ich mich im Schlafsaal wieder und fange an einen Brief an Sirius zu verfassen. Dass ich gerade Pflege magischer Geschöpfe verpasse, ignoriere ich gekonnt. Frustriert schreibe ich die ersten Zeilen.

Lieber Sirius,

Hier in Hogwarts ist wie immer viel los und das erste mal in meinem Leben wünschte ich, ich könnte woanders sein. An einem ruhigen, einsamen Ort. Etwas hat sich offenbart und das ändert alles. Lange habe ich mich darum gedrückt es dir zu beichten, aber nun scheinst du der einzige zu sein, der mir etwas helfen könnte. Bitte verurteile mich nach diesen Zeilen nicht. Cedric. Er war oder ist etwas besonderes für mich. Auf die ganz bestimmte Art besonders, weißt du? Er fehlt mir so schrecklich und ich weiß nicht wohin mit meinen Gefühlen. Was kann ich tun, damit es besser wird? Kann es denn überhaupt besser werden? Außerdem scheint ganz Hogwarts wieder mal mehr über mich zu wissen als ich selbst. Ach, heute habe ich mich sogar selbst verraten. Meine Gedanken und Gefühle überschlagen sich und keiner hat dieses Problem hier. Lieber würde ich Voldemort genau in diesem Moment gegenübertreten, als weiter diesen Schmerz und diese Verwirrung zu empfinden. Cedric soll zurückkommen. Warum bin ich nicht an seiner statt gestorben? Hilf mir, bitte! 

Hedwig schläft sicher gerade in der Eulerei, aber ich schicke dir den Brief sofort mit ihr los. Vielleicht hast du ja was Leckeres für sie als Belohnung.

Harry

Nicht wirklich zufrieden mit dem Geschriebenen mache ich mich auf zur Eulerei. Sirius wird mich schon verstehen und irgendwas darauf antworten. Schon ist mir mein Gefühlsausbruch unangenehm und ich würde am liebsten umdrehen. Doch ich weiß, dass mir das nicht helfen wird. In der Eulerei angekommen, erblicke ich Hedwig mit dem Schnabel im Gefieder. Sie schläft wirklich mitten am Tag. Bei den Dursley's ist sie sonst total aufgekratzt, aber sobald sie raus kann schläft sie. Vorsichtig wecke ich meine Eule und befestige den Brief an ihrem Bein. Kurz erkläre ich ihr, an wen er gehen soll und lasse sie dann fliegen. Obwohl sie leicht verschlafen wirkte, scheint sie sich über ihre kleine Reise zu freuen. Verträumt blicke ich ihr hinterher und verliere mich im Anblick des Himmels. Cedric hatte ihn geliebt. Genauso wie das Fliegen. 

Ich Idiot sollte mich endlich mal zusammenreißen. Jeder Lehrer liegt uns mit den ZAGs in den Ohren und ich jammere nur herum. Ich kann jetzt nicht Ewigkeiten trauern. Ein kleines Grinsen huscht über mein Gesicht. Als ob ich mir diese Gedanken selbst glauben würde. Schnell laufe ich zurück in den Schlafsaal und bereite mich auf meinen nächsten Unterricht vor. Das Fehlen würde noch ein Nachspiel haben, das wusste ich, aber das sollte später meine Sorge sein.

Zusammen mit Ron finde ich mich vor der Tür zu Professor Trelawney's Raum ein und er stupst mich an. "Sag mal, wo warst du denn vorhin? Alle wundern sich. Was war das auch mit Luna, was will die eh von dir?", ich weiß, dass ich etwas sagen muss, damit er nicht weiter nachfragt, also werfe ich irgendetwas zusammen. "Ach, mir ist plötzlich schlecht geworden und habe dann die restliche Zeit im Bad verbracht. War nicht so angenehm. Und das mit Luna. Keine Ahnung, war wohl nur ein Missverständnis." 
"Was denn für ein Missverständnis? Sag mal was redest du denn da, das macht doch überhaupt keinen Sinn?", gibt er irritiert zurück und guckt mich argwöhnisch an. Doch bevor ich noch etwas sagen kann, unterbricht ein Räuspern unsere anstrengende Unterhaltung. "Harry, ich muss Sie bitten mitzukommen." Professor Dumbledore war hinter mir erschienen und scheint mich dringlichst sprechen zu wollen. Also folge ich ihm widerwillig durch die Gänge, zu seinem Büro. Wie immer kann ich überhaupt nicht deuten, was er wollen könnte. 

Sobald ich den Raum betreten habe, zieht sich mein Bauch zusammen. Vor mir steht Malfoy. Noch immer dieser Blick. Diese Augen. Noch immer finde ich keine Worte der Entschuldigung. "Nun, sie beide haben in den letzten Stunden nicht den Unterricht besucht, was mich dazu zwingt sie beide auch zusammen Nachsitzen zu lassen. Ihre Aufgaben werden ihnen Professor McGonagall und Professor Snape zukommen lassen. Also möchte ich sie bitten, sich sofort bei ihren Hauslehrern einzufinden. Wenn es weiter nichts ist, Zitronenbonbon?"

Ich werde das Gefühl nicht los, dass hier etwas extrem falsch läuft. Nachsitzen mit Malfoy? Ausgerechnet mit ihm? Das kann doch nicht wahr sein!

-Merle

Angst, Potter? - Träum weiter!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt