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Draco – 3. Jahr, Herbst

Gedankenverloren starre ich aus dem Fenster. Der verbotene Wald in der Ferne strahlt in rot, gelb, orange und braun. Vor einigen Tagen schon hat die peitschende Weide all ihre Blätter abgeworfen. "Draco!", reißt Parkinson mich aus meinen Tagträumen. Energisch zeigt sie auf das aufgeschlagene Buch, das vor mir liegt und bringt meine Aufmerksamkeit damit zurück zum Lernstoff. Alte Runen. Wie ich das hasse. Warum musste ich den Scheiß auch wählen? Seit Stunden sitze ich in der Bibliothek und versuche, mir das Zeug zu merken. Zwecklos. Ich seufze genervt auf. "Ich muss noch nach einem andern Buch suchen", murmele ich und stehe auf. Hastig verschwinde ich zwischen den Regalen, bevor Parkinson mich zurück rufen kann.

Gelangweilt schlendere ich durch die Regalreihen. Wonach suche ich eigentlich? Unentschlossen stehe ich vor der Abteilung für Geschichte der Zauberei, als mir plötzlich ein Buch auffällt. Auf dem in schwarzes Leder gebundenen Buch steht in schimmernden grünen Buchstaben Dunkle Magier und ihre Geschichte. Ich kann mir nicht erklären, warum, aber irgendwie zieht mich dieses Buch in seinen Bann. Langsam ziehe ich es aus dem Regal und setze mich an eines der riesigen Fenster. Draußen ziehen graue Wolken auf und es beginnt, leicht und leise zu regnen. Interessiert beginne ich, zu lesen.

Ich merke kaum, wie die Zeit verfliegt. Als es schon fast dunkel ist und die Bibliothek beinahe leer fällt plötzlich eine Fotografie aus den Seiten des Buches in meinen Schoß. Sie zeigt einen jungen Zauberer mit markanten Gesichtszügen und blondem Haar. Minuten- oder vielleicht auch Stundenlang kann ich mich nicht von dem Antlitz des jungen Mannes abwenden. Auf der Rückseite des Fotos steht mit geschwungener Handschrift der Name Gellert Grindelwald geschrieben. Grindelwald. Wir haben über ihn in Geschichte der Zauberei gelesen. Er ist einer der gefährlichsten dunklen Magier aller Zeiten. Jetzt sitzt er in Askaban. Doch auf diesem Bild ist er noch jung. Jung und... und... Verdammt, Draco! Sowas kannst du doch nicht denken! Jung und wunderschön. Noch immer kann ich meine Augen nicht von ihm abwenden. Wie kann ich denn einen Mann so schön finden?

"Mister Malfoy", reißt mich Madam Prince aus meinen Gedanken. Hastig lasse ich das Foto in die Tasche meines Umhangs gleiten und hoffe inständig, dass sie es nicht bemerkt hat. "Die Bibliothek schließt jetzt, ich muss sie bitten zu gehen.", sagt sie mit strengem Ton. Offensichtlich hat sie das Bild nicht bemerkt. Ich murmele etwas unverständliches zum Abschied und bringe das Buch zurück an seinen Platz. Die Fotografie lasse ich allerdings in meiner Umhangtasche. Sie hat etwas seltsam faszinierendes an sich, ich kann sie nicht zurück in das Buch legen. Gedankenverloren laufe ich die fast leere Gänge Hogwarts' entlang zum Slytherin-Gemeinschaftsraum.

An diesem Abend gehe ich zeitig ins Bett. Ich ziehe die Vorhänge meines Bettes zu und hole das Bild unter meinem Kopfkissen hervor und betrachte es. Wie kann ein einziges Bild mich so aus der Bahn werfen? Was hat es an sich, dass es mich nicht los lässt? Von tausenden Fragezeichen geplagt falle ich schließlich in einen unruhigen Schlaf.

-

Während der nächsten Tage werde ich die Gedanken an das Bild des jungen Grindelwald nicht los. Wann immer ich mich unbeobachtet fühle, hole ich es aus meiner Umhangtasche und betrachte es.

"Sag mal, was schleppst du denn da die ganze Zeit für einen Zettel mit dir rum?", fragt Parkinson belustigt. Panisch stopfe ich das Bild zurück in meine Tasche. Wir sitzen im Klassenzimmer für Verwandlung. Eigentlich müssten wir einen Text über die Gefahren des Lebens als Animagus abschreiben, aber darauf hab ich gerade echt keinen Bock. "Das geht dich einen Scheiß an, Parkinson!", zische ich die Schwarzhaarige wütend an. Seit Wochen hängt mir das Mädchen am Rockzipfel und mischt sich in alles ein. Ist ja gut, murmelt sie beleidigt und wendet sich wieder ihrem Text zu.

Endlich ist die Stunde beendet. Ich lasse mich von dem Schwarm Schüler treiben, die in die Große Halle zum Mittagessen strömen. Plötzlich tauchen Potter und seine Freunde vor mir auf. Das Schlammblut scheint dem Wiesel irgendetwas über den Petrificus Totalus – Zauber erklären zu wollen. Der Vollidiot hat sich in der letzten Zauberei-Stunde aber auch echt bekloppt angestellt. Statt Harry die Ganzkörperklammer an den Hals zu jagen, hat er seine Haare grün gefärbt. Dessen chaotische schwarze Mähne hat noch immer einen leichten Grünstich.

Angst, Potter? - Träum weiter!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt