Vanessa
Mein Ruf war im Arsch. Ok, scheiß auf meinen Ruf, der war schon seit einem Jahr nicht mehr derselbe. Mein Leben war im Arsch. Ich war im Arsch. Bastis Freundin hatte mich verletzt. Körperlich. Ihre Hand brannte immer noch auf meiner Wange. Und ja, ich hatte es verdient. Ich wusste es. Auch wenn ich mit ihrem Freund geschlafen hatte, habe ich es nicht mit Absicht getan. Doch das wollte sie nicht hören. Gar nichts konnte sie in diesem Moment besänftigen, also habe ich es einfach über mich ergehen lassen. Als ich jedoch diese blauen Augen entdeckte, die mich wütend anstarrten, konnte ich nicht anders als weg zu laufen. Das war feige, ich weiß. Doch der Gedanke, dass Niklas das ganze Drama verfolgt hatte, verletzte mich noch mehr. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er schaute mich aus seinen dunklen Augen wütend an. Das war zu viel. Jeder einzelne auf dieser Party hatte seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet und diese versuchte mich gerade zu erdrücken. Ohne mich noch einmal umzudrehen, rannte ich aus dem Raum, aus dem Haus, Hauptsache weg von der Demütigung, die ich gerade erfahren hatte. Viele murmelten „Schlampe" oder „Hure". Am liebsten hätte ich ihnen gesagt, dass Basti vor unserem Techtelmechtel keine Freundin erwähnt hatte. Aber das klang auch schon in meinem Gedanken, wie eine billige Ausrede. Also ließ ich die Menschen reden. Das konnten sie sowieso am besten. Sobald ich die kühle Abendluft erreicht hatte, wagte ich wieder einzuatmen. Ich zitterte am ganzen Körper. Was war ich nur für ein Miststück? Wie konnte ich einem Mädchen nur so etwas antun? Mein Mageninhalt versuchte sich einen Weg nach oben zu bahnen. Würgend bückte ich mich auf meine Knie. Ein brennender Schmerz schlich sich meine Speiseröhre hinauf, brannte in meinem Hals. Es fühlte sich an, als würde es meinen Körper von innen auffressen. Schweiß trat mir an die Stirn, doch ich hieß den Schmerz willkommen. Ich hatte das verdient. Es war das Mindeste, was ich verdient hatte. Augenblicklich zitterten auch schon meine Knie. Gleich würde ich mich übergeben müssen.
„Vanessa, alles ok bei dir?"
Vor lauter Schreck, brach mein Gleichgewicht zusammen und ich kippte nach vorne. Unsanft landete ich kopfüber auf den Schotter. Verdammt, das tat weh. Eine warme Hand legte sich auf meinen Rücken, die mich aus meiner Starre befreite. Schnell richtete ich mich wieder auf und starrte geradewegs in Niks Gesicht.
„Was willst du hier?" Meine Stimme hörte sich genauso an, wie ich mich fühlte. Zittrig und gedemütigt.
„Ich wollte nach dir sehen." An seiner Stirn, die halb von seiner Mütze verdeckt wurde, bildeten sich Sorgenfalten. Er machte sich Sorgen? Nach allem, was er gesehen hatte, sorgte er sich um mich?
„Warum?"
„Was?" Anscheinend hatte er nicht mit meiner Gegenfrage gerechnet, denn jetzt blickte er mich ungläubig an. „Du wurdest ziemlich heftig geschlagen, da wollte ich..." Gleichzeitig ließ er die Hand von meinem Rücken gleiten.
„Ich hatte es verdient." Meine Stimme war schon wieder so fest genug, dass ich Wut darin hören konnte. Er durfte kein Mitleid mit mir haben.
„Niemand verdient so eine Demütigung." In seine Augen trat wieder der wütende Ausdruck, den ich schon auf der Treppe erkennen konnte.
„Ein Mädchen, das mit dem Freund eines anderen Mädchen vögelt, schon." Kurz schaute er mich verwirrt an, doch dann senkte er den Blick genauso schnell wieder. Schweigsam ließ er seine Hände in die Hosentaschen gleiten. Tja, damit hatte er wohl nicht gerechnet. Als sich Stille zwischen uns ausbreitete, und ich nur meinen Atem und die dumpfen Bässe der Musik wahrnahm, machte ich auf den Absatz kehrt. Ich wollte hier nicht mehr sein, sonst drehte ich noch völlig durch.
Niklas
Sie wollte nicht, dass ich sie bemitleidete. Das merkte ich. Doch als ich sie gekrümmt auf dem Schotterweg vorfand, konnte ich nicht anders als mir Sorgen zu machen. Das Mädchen hatte richtig fest zu geschlagen, was auf ihrer Wange noch deutlich zu sehen war. Ein roter Handabdruck zog sich von ihrem Ohr bis zu ihrer Oberlippe. Ohne nachzudenken, wollte ich sie dort berühren, ihr Tost spenden, doch dann sagte sie etwas, was mich stutzig machte. „Ein Mädchen, das mit dem Freund eines anderen Mädchen vögelt, schon."
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Dark Secrets
Teen Fiction~ wohin du auch gehst, geh mit deinem Herzen ~ Bevor er etwas erwidern konnte, streckte ich ihm meine Hand entgegen. „Komm mit unter den Regen." Was passiert, wenn du dich Hals über Kopf in den besten Freund deines Bruders verliebst? Vanessa Schwa...