Kapitel 14

160 21 7
                                    

Niklas

Ich schaltete den Motor ab und starrte auf einen kleinen Hof, der leicht nach unten führte. Am Rand des Hofes erstreckte sich ein kleines Gebäude ohne Fenster. Es war ziemlich flach und die weiße Fassade wirkte eher grau. Vanessa sprang förmlich aus den Wagen und bewegte sich auf eine kleine Tür zu, aus der wummernde Bässe ertönten. Nachdem wir unsere Stempel hatten, stiegen wir einige Treppen nach unten. Überrascht musterte ich den Schuppen. In der Mitte war eine große Tanzfläche angebracht, gegenüber das Pult des DJs und rechts und links war jeweils eine Bar, die von schmalen Neonleuchten erhellt wurden. Ansonsten war alles ziemlich dunkel. Wenn man weiter ging, kam man in einen Raum mit Tischen und Stühlen, die gefährlich scharfkantig aussahen. Und überall standen Menschen, die anscheinend nur schwarze Klamotten besaßen. Da fiel ich mit meinem weißen T-Shirt ja richtig auf. Ich folgte Vanessa zu einer der Bars und beobachtete, wie sie zwei Shots mit grüner Flüssigkeit bestellte. Nachdem ich den Becher geleert hatte, schaute sie mich mit einem zufriedenen Lächeln an.

„Und wie findest du es hier?" Sie musste sich nah zu mir beugen, damit sie die Musik übertönen konnte. Ich ließ meinen Blick kurz über die jungen Leute gleiten, die wie wild auf der Tanzfläche rumzappelten.

„Düster." Als Vanessa laut auflachte, wandte ich meinen Blick auf ihr Gesicht. Ihre dunklen Augen wirkten in dieser Atmosphäre noch dunkler, faszinierten mich noch mehr. Allgemein wirkte sie in diesem Klub viel entspannter und glücklicher. Unsere Blicken trafen sich und ich kämpfte gegen den Drang an ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen. Verdammt, sie stand mir so nah, dass ich ihren warmen Atem auf meiner Wange spüren konnte. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie zu berühren. Doch ich rührte mich nicht, stattdessen konnte ich mich nicht von ihren großen Augen losreißen. Plötzlich legte sie eine Hand auf meine Brust und lehnte sich leicht dagegen. Bevor ich etwas tun konnte, spürte ich ihren Atem an meinem Ohr.

„Willst du mit mir tanzen?"

Ich konnte nicht verhindern, dass mir warm wurde, als sie mir wieder ihr Gesicht zuwandte.

Mit dem bisschen Rest meiner Selbstbeherrschung, schüttelte ich den Kopf. In der nächsten Sekunde, ließ sie die Hand sinken und trat einen Schritt nach hinten. Belustigt sah sie mich an.

„Wie du meinst." Mit dem Satz, drehte sie sich Richtung Tanzfläche und ließ mich alleine an der Bar stehen. Ich musste mich wirklich zusammen reißen. Um mich abzukühlen, bestellte ich mir ein Bier und setzte mich an einen der hohen Tische neben der Bar, mit Blick auf die Tanzfläche. Ich war froh, dass nicht so viel los war und ich jede Bewegung von Vanessa beobachten konnte. Obwohl die Musik ziemlich rau und hart war, sahen ihre Bewegungen sexy aus. Sie bewegte ihre Hüften im Takt der Musik und schloss genüsslich die Augen. Bevor ich mich dazu entschließen konnte, doch zu ihr zu gehen, wurde ich durch einer abrupten Berührung daran gehindert.

„Hey, Nick. Ich wusste gar nicht, dass du auf solche Musik stehst."

Ich blickte auf Michelle, die sich wie selbstverständlich zu mir gesetzt hatte. Sie trug ihre roten Haare offen. Während sie sprach, konnte ich den Alkohol riechen, der mir warm entgegen kam.

„Hi" Ich nickte ihr kurz zu und konzentrierte mich wieder auf die Tanzfläche. Doch als ich dort Vanessa mit einem anderen Typen tanzen sah, wollte ich am liebsten wieder weg schauen. Der Kerl lehnte sich von hinten an ihren Körper und schlang in derselben Sekunden einen Arm um ihre Taille. Automatisch ballte ich meine Hand zur Faust. Ich beobachtete wie Vanessa seinen Arm weg schob. Gleichzeitig blickte sie in meine Richtung. Bevor unsere Blicke sich treffen konnten, wandte sie sich auch wieder ab und schlang jetzt ihre Arme um den Nacken des Kerls. Verdammt, ich sollte sie wirklich nicht so anglotzen. Es ging mich nichts an, mit wem sie was machte.

„Nick, ich hab dir eine Frage gestellt." Michelles laute Stimme, ließ mich meine aufkommenden Gedanken vergessen und ich drehte mich halb zu ihr. Fragend sah ich sie an. Ich hatte keine ihrer Worte gehört.

Frustriert seufzte sie. „Ich habe gefragt, ob du eine Freundin hast." Verwundert über ihre Frage, sah ich sie an.

Dann schüttelte ich den Kopf. Anscheinend war das die Antwort, die sie hören wollte, denn auf ihrem Gesicht bildete sich ein breites Lächeln. Ich konnte nicht anders und ließ meinen Blick gen Tanzfläche schweifen, ich redete mir ein, nur zuschauen, ob Vanessa nicht doch meine Hilfe benötigte. Doch ich entdeckte sie nirgends. Weder bei den tanzenden Menschen, noch an den Bars. Wo war sie? Sofort stand ich auf. Ich ignorierte Michelles genervtes Schnauben und schüttelte ihre Hand von meiner Schulter. Ohne eine Ahnung wo ich zuerst nach ihr suchen sollte, ging ich durch den Klub. Unzählige schwarz gekleidete Leute rempelten mich an, doch niemand war Vanessa, geschweige denn der Kerl, der mit ihr getanzt hatte. Kurz bevor ich bereit war, ihren Namen zu schreien, blieb mein Blick an den Toiletten hängen. Sie musste dort sein. Wahrscheinlich musste sie nur mal. Als wäre ich geisteskrank, schüttelte ich meinen Kopf. Was machte ich verdammt noch mal hier? Ich führte mich wie ein Irrer auf. Abgesehen davon hatte ich noch nicht mal das Recht dazu, Vanessa etwas zu verbieten. Was war nur in mich gefahren, zu glauben, ich könnte es? Ich wollte mich schon abwenden, als die Tür der Damentoilette mit einem großen Schwung aufschlug und Vanessa mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck hinaus stapfte. Dicht hinter ihr befand sich der Kerl, mit dem sie getanzt hatte, dessen Hemd aufgeknöpft war. Mein Blick fiel wieder auf Vanessa und ich bemerkte diesmal, dass ihre Wangen gerötet waren und ihre Haare hinten wirr vom Kopf abstanden. Es war offensichtlich was die beiden dort getrieben hatten. Sie blieb erschrocken stehen, als sie mich erblickte. Sofort setzte ich einen gleichgültigen Gesichtsausdruck auf. Es ging mich nichts an. Sie konnte machen was und mit wem sie wollte. Trotzdem drehte ich mich nicht um, fixierte den Kerl hinter ihr, der in diesem Moment gegen sie stolperte.

„Ist das da etwa dein Freund?" Ich hörte ihn leicht lallen und verkrampfte sofort. Vanessa jedoch ignorierte ihn und ging ohne ein weiteres Wort an mir vorbei. Sie steuerte auf die Bar zu. Verwirrt sah mich der Kerl an.

„Wenn ich dir eins raten kann, dann das: Lass die Finger von solchen verrückten Weibern." Er deutete mit dem Zeigefinger auf Vanessa und war in der nächsten Sekunde auch schon wieder in der Dunkelheit des Klubs verschwunden. Seine Worte waren zwar nicht gerade die, die ich auch benutzt hätte, doch eins war sicher: Ich musste auf jeden Fall die Finger von ihr lassen.

Dark SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt