Kapitel 8: Nacht

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Sicher, mit festen Schritten folgte ich dem alt bekannten Waldweg. Ich hatte das Gefühl mittlerweile jeden einzelnen kleinen Stein, jeden Ast und jedes gefallene Blatt, ganz genau zu kennen. Dieser Ort brannte sich jede Nacht mehr in mein Gehirn ein und ließ mich jeden Tag mehr an ihn denken.

Schritt für Schritt kam ich der Stelle näher, an der er jede Nacht auf mich zu warten schien. Meine Schritte wurden schneller, je näher ich der Stelle kam.

Mein nasser Pyjama klebte an meinem Körper wie eine zweite Haut, doch die Kälte kam erneut nicht an mich heran.

Als ich ihn sah, blieb ich für eine Sekunde stehen, bevor ich das letzte Stück zu ihm lief.
Als er sich jedoch umdrehte und wegging, blieb ich erneut stehen. Es wunderte mich, denn bisher hatte er sich nie sonderlich von der Stelle bewegt.
Die unsichtbare Kraft zog mich jedoch hinter ihm her.
Ich folgte ihm durch, mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannte, Schleichwege, bis hin zu einer Klippe.

Wie hypnotisiert sog ich den Anblick förmlich in mich auf. Erst der klare Sternenhimmel ließ mich bemerken, dass es nicht mehr regnete, geschweige denn, blitzte oder donnerte.
Ich blickte weiterhin nach oben, konnte meinen Blick nicht abwenden.

„Wo sind wir hier, Sheru?"
Mein Blick wanderte zu ihm und als ich seinen Namen aussprach spiegelten seine Augen etwas wieder, das ich nicht benennen konnte.
Er antwortete nicht. Wendete einfach nur seinen Blick ab und sah zum Himmel auf. Ich tat es ihm gleich, überwältigt von der Schönheit dieses Ortes. Dieser Nacht.

Irgendwann setzte ich mich hin, starrte weiter zum Himmel hinauf und genoss die Elektrizität, die von Sheru ausging, sowie die Stille in dieser Nacht.

Ich konnte endlich mal wieder durchschlafen, doch die Worte, die er letzte Nacht sagte, ließen mich nicht los: „Weil ich es will."

Sheru || Wenn sich Wirklichkeit mit Traum vermischtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt