Kapitel 19: Tag

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„Was soll der Scheiß?!", rief ich, als Sheru vor mir in meinem Zimmer stand. In diesem Moment war ich mehr als nur froh, dass Dad noch nicht zu Hause war.
„Eifersüchtig?", fragte Sheru schelmisch grinsend, „Ich habe dir doch gesagt, du sollst dir nichts auf den Kuss einbilden."
„Als ob ich das tun würde. Und was ist mit Amber? Willst du sie genauso verwirren und kontrollieren wie mich? Denn dann kannst du doch auf etwas gefasst machen!"
Habe ich jemals so viel und so laut an einem Stück geredet, seit Mom nicht mehr hier war? Ich glaube nicht. Mit Amber und Dad stritt ich mich normalerweise nicht.
„Nö.", antwortete er bloß, „Bei dir macht es mehr Spaß."
Ich wusste nicht, ob mich diese Antwort erleichtern sollte oder nicht. Aber das hieß wenigstens, dass er Amber in Ruhe lassen würde. Das hoffte ich zumindest. Ich wünschte nur, er würde mich auch in Ruhe lassen. Einfach verschwinden!
„Ich werde nicht aufhören.", flüsterte Sheru und kam näher, fesselte mich mit seinen grauen Augen. Mir wurde von einem Augenblick auf den nächsten eiskalt.
„Lass mich in Ruhe.", flüsterte ich zurück, allerdings war es bloß ein Hauch einer Antwort. Ich konnte nichts dagegen tun. Wie von alleine beugte ich mich das letzte Stück zu ihm vor, krallte meine Finger in sein Shirt und küsste ihn. Ich genoss es viel zu sehr. Ich versuchte, mich zu wehren, doch es ging nicht. Irgendwann gab ich es auf und gab mich dem Kuss Widerwillens hin. Sheru kam immer näher, schubste mich nach hinten, stützte sich über mich ab und lag nun halb auf mir drauf. Immer, wenn ich die Augen öffnete starrte ich in seine und sah nichts als Feuer in ihnen. Etwas, das ich nicht sah, als er Amber küsste. Mir war kalt und heiß, ich genoss es und hatte Angst zur selben Zeit. Als ich erneut die Augen öffnete verschwand Sherus Emotionenschleier für den Bruchteil einer Sekunde, und als er bemerkte, dass ich es bemerkt hatte, stoß er sich mit Schwung vom Bett ab, stand ganz kurz vor mir, als wisse er nicht, was er hätte tun sollen, und verschwand dann wieder durch das Fenster.

Ich kam absolut nicht mit der Situation klar. Als er weg war, begann ich wirklich zu weinen. Ich brauchte Moms Rat, doch den würde ich nicht bekommen.

Sheru || Wenn sich Wirklichkeit mit Traum vermischtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt