28. Kapitel: Ryan Martinez

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Ich war heute echt nicht gut drauf. Das lag eindeutig daran, dass wir Mary heute zu dieser reizenden Dame bringen durften und sie auch noch da bleiben musste.

Außerdem würde ich sie dann auch sehen und um ehrlich zu sein, war es mir ganz recht, dass ich sie mir einfach so vorstellen konnte wie ich wollte, ohne mit der Realität konfrontiert zu werden.

Als wir dann anhielten wurde meine Illusionsvorstellung aber sehr schnell zerstört. Ich sah sie zwar nur von Weitem, aber ich müsste eigentlich zugeben, dass sie wirklich gut aussah. Nur sagte ich das natürlich nicht! Ich war doch nicht verrückt!

Mir war klar, dass wir beide es zustande gebracht hatten Chris verdammt weh zu tun, aber wenn ich Bill das glauben konnte, hatte ich hier deutlich bessere Chancen meinen Fehler wieder zu richten, als sie. Außerdem hatte ich es eingesehen und versuchte es wirklich wieder in Ordnung zu bringen. Auch wenn man wahrheitsgemäß sagen musste, dass mir klar gewesen war, dass ich ihm weh tun würde. Ich hatte es in der Sekunde gewusst, in der ich es ausgesprochen hatte.

Und ich hatte es von da an jeden einzelnen Tag bereut, mir aber einfach versucht einzureden, dass es besser so war, es ihm besser gehen würde. Dabei hatte ich aber komplett falsch gelegen. Und gerade jetzt konnte ich ihn nicht einfach wieder allein lassen.

Denn es stimmte. Chris war ein Einzelgänger, schon seit Jahren. Er hatte niemanden außer uns.

Schon seltsam. Ich hatte ihn verlassen, weil ich nicht damit hätte leben können, ihm weh zu tun, ihn genauso zu zerstören. Und dadurch, dass ich ihn verlassen hatte, hatte ich ihm vermutlich mehr weh getan, als ich es für möglich gehalten hatte.

Leicht musste ich aufseufzen.

Ich bezweifelte es aber stark, dass ihr überhaupt bewusst war, was sie getan hatte.

Wenigstens waren wir uns alle einig, dass Marys Mutter uns allen nicht wirklich sympathisch war. Okay, das war etwas untertrieben was Chris anging. Der saß nämlich schon seit Beginn der Fahrt so angespannt auf dem Beifahrersitz und sah aus, als würde er gerade am liebsten auf irgendetwas einschlagen.

Vorzugsweise natürlich ein Boxsack- auch wenn ich mir nich sicher war, ob der am Ende noch heil wäre. Ich bezweifelte es stark!

Allein deswegen wollte ich mit dieser Frau reden. Chris war komplett aufgewühlt wegen ihrem Auftauchen!

Er hatte wirklich schrecklich ausgesehen, als ich ihn an diesem Abend gesehen hatte.

Wegen ihr!

Sie hatte ihm schon einmal weh getan, ihn allein gelassen, als er verdammt nochmal jemanden gebraucht hätte! Ich sagte nicht, dass sie mit ihm zusammen hätte bleiben sollen, aber wortlos zu verschwinden und sechs Jahre später wieder aufzutauchen, das ging nicht in meinen Kopf ein!

Und jetzt wollte sie das alleinige Sorgerecht! Wollte sie ihm jetzt nochmal weh tun oder was sollte das werden?!

Ich konnte ihr nicht ansatzweise glauben, dass es an Mary liegen würde. Dann hätte sie doch versucht anders Kontakt aufzunehmen, anstatt gleich mit einem Schreiben vom Gericht um die Ecke zu kommen!

Schon allein deswegen ignorierte ich Chris Worte, dass ich das doch lieber lassen sollte. Diese Frau hatte ihm verdammt weh getan und ich würde sicher nicht zulassen, dass sie das nochmal tat!

Entschlossen ging ich auf sie zu, blieb dann mit verschränkten Armen vor ihr stehen. Okay, sie sah wirklich gut aus.

Sie hatte lange, blonde Haare, blaue Augen ...so wie Chris.

Eigentlich konnte ich das aber nicht miteinander vergleichen. Seine Augen waren intensiver, wärmer. Dieses strahlende Hellblau. Dieses Leuchten in seinen Augen, wenn er mir irgendetwas erzählte, was ihn unglaublich faszinierte.

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