29. Kapitel: Mary Clarke

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Ich saß jetzt schon seit Stunden auf diesem Sofa und verfluchte alles und jeden der mir einfiel. Kurz nachdem Pops, Daddy und Bill gefahren waren, hatte ich schon wieder zurück gewollt.

Konnte diese Frau aufhören mit mir zu reden, als wäre ich ein Kleinkind?! Ich verstand sie auch so. Sie musste nicht reden, als wäre ich schwer von Begriff. Das war wohl eher sie, weil sie das nicht kapierte, dass man mit mir ganz normal reden konnte!

Ich zog die Beine an den Körper und kramte in meinem Rucksack herum, zog dann einen von Bills Comics hervor, die er mir diesmal sogar freiwillig gegeben hatte.

Schwungvoll schlug ich es auf, ignorierte Enisa so gut es ging, als sie einmal in die Küche lief, dann wieder zurückkam, sich vor mich setzte.

Ich merkte, dass sie mich ansah, doch ich hob das Heft nur weiter hoch, fing an zu lesen.

Leicht sah ich auf die Uhr, seufzte leise auf. Es war noch nicht einmal Abend und ich saß immer noch hier fest!

„Mary, was siehst du dir da denn an?"

Ich ignorierte sie weiter, blätterte die Seite um. Pops sagte zwar immer, ich sollte jedem mindestens eine zweite Chance geben, aber bei ihr wollte ich es nicht.

„Mary?"

„Ja, das ist mein Name.", erwiderte ich nur, hob den Blick nicht einmal an.

„Hast du mir zugehört, Süße?"

„Hör auf mir solche dummen Namen zu geben." Widerwillig ließ ich meinen Comic kurz sinken, sah ihr in die Augen. „Und ja ich hab dich klar und deutlich gehört. Aber ich will dir nicht antworten."

Ich hörte wie sie durchatmete, ignorierte es aber, vergrub mich wieder hinter meinem Comic.

Daraufhin sprach sie mich eine ganze Weile nicht mehr an, was mir nur recht war. Ich könnte sie auch einfach so lange ignorieren, bis Pops und Daddy mich wieder abholten. Sie machte mich schon durch ihre bloße Anwesenheit wütend. Das ganze wurde nicht besser, wenn sie redete.

Ich klappte inzwischen schon den dritten von Bills Comics zu, kramte weiter in meinem Rucksack herum.

Verdammt! Nur mit Mühe schluckte ich den Kommentar herunter. Pops mochte es nicht, dass ich fluchte.

Also lies ich es bleiben, auch wenn es mir gerade wirklich schwer fiel.

Nach mehrfachem Suchen musste ich mich allerdings damit zufriedengeben, dass ich jetzt wohl alle durchgelesen hatte.Verdammt!

Ich kramte weiter darin herum, suchte nach irgendetwas anderem, womit ich mich beschäftigen könnte, nur damit ich diese Frau nicht ansehen oder mit ihr reden musste.

„Hast du Hunger?"

Eigentlich ja schon, nur wollte ich nicht mit ihr essen und ich weigerte mich ihr zu antworten.

„Mary?"

Ich kniff die Lippen aufeinander, zog die Brauen zusammen, sah sie weiterhin nicht an, fand dann zum Glück das was ich suchte. Ein Glück!

Sofort schlug ich es auf, suchte die Stelle an der Pops und ich gestern aufgehört hatten. Wo war das denn?

Ich hörte wie sie aufstand, auf mich zukam, sich dann neben mich auf das Sofa setzte. Sofort rückte ich von ihr weg, drehte ihr den Rücken zu.

„Mary, ich weiß dass du wütend bist."

„Nein, weißt du nicht.", sagte ich, legte meinen Finger an die Zeile. „Du weißt gar nichts."

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