95.Kapitel: Ryan Martinez

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Es wäre keine Lüge, wenn ich sagen würde, dass dieser Tag der wohl Schlimmste in meinem Leben sein würde. Ich konnte mir absolut nichts vorstellen, was das hier noch toppen könnte. Andererseits sollte ich das lieber nicht verschreien. In den letzten Monaten hatte uns diese Welt schon oft genug gezeigt, dass es immer noch schlimmer kommen konnte.

Ich saß auf dem Sofa, die Finger in meinem Schoß verschränkt. Langsam und regelmäßig wippte ich schon seit Minuten vor und zurück mit einem Ruhepuls von wahrscheinlich 120. Immer wieder atmete ich ein und wieder aus, starrte immer wieder auf die Uhr, beobachtete die Zeiger, die mir auch nichts anderes verrieten, als dass es später wurde und Chris jetzt schon seit Stunden weg war und auf keine einzige meiner Nachrichten antwortete!

Ungeduldig tippte ich mit den Fingern auf meinen Kniescheiben herum, atmete mehrere Male tief ein und wieder aus, griff dann nach meinem Handy, sah auf das Display.

Verdammt nochmal!

Natürlich verstand ich, dass er jetzt erst einmal alleine sein musste, aber ich wüsste trotzdem gerne wo er jetzt war und vor allem ob es ihm soweit gut ging und er nicht irgendwo eine Panikattacke bekommen hatte und jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus war, weil...weil er keine Luft mehr bekommen hatte oder...

Ich schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken, atmete selbst tief ein.

Jetzt malte ich mir nur wieder die schlimmsten Dinge aus.

Mein Blick wanderte durch das Wohnzimmer, blieb dann an den Fenstern hängen.

Inzwischen war es schon dunkel draußen. Wieder sah ich auf die Uhr. Aber diesmal um tatsächlich die Zeit zu lesen.

Verdammt.

Halb elf. Wo konnte er sich da nur die ganze Zeit herumtreiben?!

Ich stand auf, ging auf den nächsten Schrank zu, öffnete diese, hielt dann aber inne. Stattdessen lehnte ich mich an die Wand, tippte nochmal eine Nachricht an ihn.

>Wo bist du? Ich mach mir wirklich Sorgen um dich! Sag mir einfach wo du bist und ich hol dich ab!<

Ich starrte auf meine Nachricht, fuhr mir über die Stirn. Fest drückte ich meine Hand gegen meinen Brustkorb, atmete nochmal tief durch. Ich war mir sicher, dass sich mein Ruhepuls auch wieder auf ein gesundes Maß senken würde, wenn ich wenigstens wissen würde wo er war! So eine einzige Nachricht würde mir schon gut tun!

Langsam steckte ich das Handy wieder ein, fuhr mir wieder durch die Haare, als sich genau dieses Gerät zu Wort meldete.

Endlich!

Sofort griff ich danach, starrte auf die Nachricht. Enttäuscht ließ ich die Augenlider wieder sinken, als ich erkannte, dass die Nachricht von Jamie stammte.

>Entschuldige, dass ich mich jetzt erst melde. Ich bin da gerade an etwas dran. Ich halt dich auf dem Laufenden, wenn ich mehr weiß, ok?<

Ich sah auf die Nachricht, biss mir auf die Unterlippe. Schnell wischte ich mir über die Augen, als mir wieder die Tränen kamen.

>Und was genau soll das jetzt bringen? Sie ist weg,. Und jetzt weiß ich nicht wo Chris ist. Er ist schon den halben Tag weg und ich erreiche ihn einfach nicht!<

Ich seufzte auf, setzte mich auf den Tisch, vergrub das Gesicht in meinen Händen. Wieder griff ich nach meinem Handy, aber immer noch keine Antwort von ihm. Nur wieder eine von Jamie.

>Shit. Und er hat dir nicht gesagt wo er hinwill?<

> Na ja, was ich damit meinte. Ich muss nochmal von vorne anfangen, deswegen kann das gerade etwas Zeit brauchen.<

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