Seokjin

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Jimin's PoV.

Ich atme tief ein und atme zitternd wieder aus. Paralysiert starre ich gegen die Wand, an welcher ein Bild meiner Familie hängt. Ich schließe meine Augen und verziehen die Augenbrauen. Meine Finger krallen sich in das Laken meines Bettes und mein Brustkorb spannt sich an.
Es war eine gute Entscheidung mit V den Kontakt abzubrechen. Ich kenne ihn erst seit kurzer Zeit und das meine Gefühle für ihn immer stärker werden, ist ein Zeichen dafür, wie gefährlich er für mich werden kann.
Wer war der Mann, der an das Telefon gegangen ist? War es wirklich V? Ist er so unfreundlich, oder einfach wütend, weil ich ihm geschrieben habe?
Ich hätte wissen müssen, dass er mich abstoßend findet und abrupt Abstand nehmen würde, wenn er von meiner Sexualität erfährt.

Verzweifelt greife ich mir in die Haare und schreie. Das tue ich immer, wenn mir etwas zu viel wird und das ist genau jetzt der Fall. V war mein erster Freund und dann, nachdem er mein Geheimnis erfahren hat, zieht er sich zurück.
Ich habe ihm mit der Blockade lediglich einen Gefallen getan. Als letzten Beweis dafür, dass er mir wichtig ist. Ich hoffe er versteht wie es gemeint ist.

Aufgebracht stürme ich durch mein Haus. Ich denke nach, was ich am besten tue, um mich abzulenken. Meine Augen sind stets nach vorn gerichtet und suchen meine Umgebung nach Ablenkung ab, doch es lässt sich nichts finden.

Unerwartet steht mein Butler vor mir. Er sieht verwundert aus.
"Ist alles okay, Mr. Park? Kann..." Ich hebe meine Hand und gebe ihm damit das Zeichen, dass er aufhören soll zu sprechen. Mein Butler hält sofort den Mund und schluckt.
"Halt den Mund Seokjin." Unterbreche ich ihn. Daraufhin gehe ich auf den jungen Mann zu und lege ihm meine Hände auf die Brust.
Mein Blick liegt auf der schrägen Fliege, welche ich ohne zu zögern richte. Dann blicke ich hoch in sein Gesicht.
"Warst du schon immer so gutaussehend?" Frage ich leise und streiche über die Wange des größeren.
"Nun Mr. Park, sie würdigen mich selten eines Blickes, weshalb sie zu hoher Wahrscheinlichkeit nie wirklich mein schönes Gesicht registriert haben. Doch ich bin mir meines guten Aussehens bewusst." Ich stoße mich von ihm ab und gehe die doppelte Treppe auf der linken Seite herunter, um im großen Vorraum stehen zu bleiben. Zweifelnd gucke ich zu ihm hoch.
"Sie sollten nicht zu sehr von sich überzeugt sein, Seokjin. Sie mögen eine gute Hausfrau sein und ihr Gesicht mag überaus ansprechend sein, dennoch fehlt es ihnen an Erfahrung." Ich höre ein leises Lachen von oben.
"Ich habe durchaus Erfahrung. I.."
"Seien Sie still. Ich... Brauche Ruhe." Murmel ich und gehe schnell zum Wohnzimmer.

Ich gucke in unser Regal, als mir etwas ins Auge sticht. Ein dunkelblaues Buch weckt meine Aufmerksamkeit. Ich nehme es langsam heraus und gehe damit mehrere Schritte zurück, bis meine Kniekehlen einen Sessel berühren und ich mich auf diesen setze.
Vorsichtig lege ich das Buch auf meinen Schoß und Klappe die erste Seite auf. Kleine Texte sind zu sehen geschmückt mit Schnörkeln und Stickern. Es ist ein Buch mit Zitaten und Gedichten, welches ich meiner Mutter zu Muttertag schenkte. Es ist jetzt 4 Jahre her. Ich weiß noch wie stolz ich auf mein Werk war, aber wenn ich es mir jetzt angucke, dann fällt mir auf, dass es schlecht gemacht ist.
Ich seufze laut und lege meinen Kopf in den Nacken um ihn zu knacken.

Plötzlich gerät V's Stimme zurück in mein Ohr. Sie war so rau und dunkel, irgendwie kam sie mir bekannt vor. Es ist eher unwahrscheinlich, dass wir uns kennen, deshalb habe ich es nicht als große Sache empfunden, doch es ist schon auffällig wie ähnlich sie der Stimme meines Feindes ist.
Taehyung und V... Sie sind sich aber vom Verhalten her nicht ähnlich, deswegen brauche ich garnicht erst etwas komisches vermuten.
Wieso habe ich überhaupt etwas in diese Richtung gedacht? Es ist unmöglich, die Wahrscheinlichkeit liegt bei 1 zu gefühlt 100.000.

Mit Ärger über mich selbst schlage ich das Buch beiseite und verlasse schnellen Schrittes das Wohnzimmer.
Habe ich mich nur so stark zu V hingezogen gefühlt, weil ich sonst so alleine bin? Ich merke gerade, wie einsam ich in diesem großen Haus bin. Es ist bedrückend groß und trotz des vielen Platzes habe ich das Gefühl hier drinne zu ersticken.

"Jin!" Rufe ich und warte bis mein Butler kommt. Ächzend werfe ich mich auf eine der Sitzbänke.
Schnelle Schritte näher sich mir. Dann Jin's sanfte Stimme.
"Was kann ich für Sie tun?"
Ich neige meinen Kopf so weit zurück, dass ich ihn Überkopf anschauen kann.
"Lass uns zu McDonald's fahren. Ich gebe etwas aus." Seokjin's Gesichtsausdruck wandelt von neutral zu Überraschung und Freude.
"Ich hole den Wagen!" Ruft er und läuft Richtung Parkhaus. Ich bin verwundert über die Normalität, welche er mir soeben rüber gebracht hat. Jin ist eigentlich auch nur ein junger Mann, welcher dringend einen Job brauchte. Ich sollte anfangen besser mit ihm umzugehen. Auch wenn er des öfteren arrogant und selbstverliebt ist, irgendwo ist es auch lustig. Da er allem Anschein nach nicht viel Geld besitzt, versucht er mit etwas anderem anzugeben und dafür hat er mein vollstes Verständnis.
Wenn ich mit ihm essen gehe, dann werde ich V und meine Gefühle für ihn, schnell verdrängen können.

"Der Wagen steht bereit." Lächelt Jin. Mir fällt erneut auf, wie freundlich er auch ohne seine Arbeiter-Miene ist.
"Willst du wirklich im Anzug zu McDonald's?" Frage ich ihn und überstreife ihn mit meinem Blick. Wie gut er in seinem Anzug auch aussehen mag, er sollte sich alltagsgemäß kleiden, wenn wir in einen Fastfood Laden gehen.
"Ich werde meine reguläre Kleidung anziehen, warten Sie bitte Mr. Park." Noch immer liegt ein glücklicher Unterton in seiner Stimme und ich kann nicht anders als ihm hinterherzurufen. "Das ist wie ein McDoof-Date. Also nenn mich Jimin!"

𝐇𝐚𝐭𝐫𝐞𝐝 [VMIN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt