Verschwinden

249 17 25
                                    

Jimin PoV.

Wir betreten gerade unser Haus, als meine Mutter mich plötzlich am Arm festhält und mich zu sich herum dreht. "Du kannst schonmal gehen, Schatz.", Sagt sie zu meinem Vater. Dieser brummt nurnoch irgendwas und geht dann die große Treppe hoch.
"Zieh deine Schuhe aus.", Befiehlt sie mir und ich folge schnell ihren Anweisungen. Kaum bin ich in meine Hausschuhe geschlüpft, zieht sie mich etwas grob hinter sich her in das Wohnzimmer und schließt dort die große Tür, die normalerweise nie zu ist.
"Wir müssen sprechen, Jimin.", Meint sie ernst und deutet mir mit der Hand an, dass ich mich setzen soll. Nervös und sehr verwirrt setze ich mich auf das weiche Sofa und presse meine Hände zwischen meine Beine.
"Was ist denn?", Frage ich leise, als sie nun auch sitzt. Man kann deutlich meine Unsicherheit raushören und auch meine Mutter schaut nun etwas weniger streng.
"Ich werde nicht lange drumherum reden, also." Sie räuspert sich und überkreuzt ihre Beine. "Taehyung und du.", Fängt sie an und schaut mich genau an, wahrscheinlich um meine Reaktion zu sehen. Ich kaue auf meiner Unterlippe herum und schaue sie fragend an. "W-was ist mit uns?"
Meine Mutter nickt und guckt mich weiterhin nur an. "Genau das möchte ich von dir wissen."
Ich schaue etwas hilflos und rutsche unruhig hin und her. "Mit uns ist nichts, wir sind nur... Nur Freunde, oder sowas."
"Warum seid ihr dann fast gleichzeitig weg gewesen und seid genauso wiedergekommen?"
Ich stocke und zucke mit den Schultern. "Naja, ich hatte halt gesehen, dass es ihm nicht so gut geht und bin ihm dann eben gefolgt, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Das machen Freunde so."
Meine Mutter nickt verstehend und legt ihre Hände auf ihre Knie.
"Ja, sowas würden Freunde wirklich tun, aber... Jimin, du hast bereits von deiner Krankheit erzählt.", Haut sie dann eiskalt raus. Ich blinzel ein paar Mal und setze zum antworten an, doch sie spricht bereits weiter. "Du magst Männer, als Mann. Ich mache mir Sorgen, dass du dich an den unschuldigen Jungen ranmachen willst. Er ist normal Jimin, stecke ihn nicht auch noch damit an."

Ich fühle mich, als hätte sie mich geschlagen. Einige Male richtig stark ins Gesicht. Mein Herz tut weh und ich bin sehr enttäuscht.
Kennt ihr diesen Moment im Leben, wenn alles zuviel wird und ihr die Kontrolle über euch selbst verliert?
Wenn euch nichts mehr aufhalten kann und ihr einfach das tut, was ihr schon lange machen wolltet? Ich bin kurz davor...

"Hör endlich auf etwas besonderes sein zu wollen und werde normal! Bitte!"

Genau jetzt bin ich an diesen Zeitpunkt gekommen. Das Fass ist übergelaufen. Ich habe genug davon, mir vorwerfen zu lassen, dass ich mich nicht besonders genug fühle. Genug davon, dass ich von meinen eigenen Eltern deshalb gehasst werde und sie so tun, als sei nichts. Ich habe allgemein genug, von diesem möchtegern perfekten Leben. Denn das ist es nicht. Dieses Leben ist die Hölle, die nur aus Geld und Größenwahn besteht.

Ich stehe ruckartig auf und starre sie wütend an. Sie schaut bettelnd und sieht dabei einfach nur widerlich aus. So verdammt lächerlich... Ich hätte nie gedacht, dass ich meiner Mutter einmal sowas antun könnte, doch ich hebe meine Hand und schlage ihr ein kräftige Ohrfeige, die man aufgrund der Stille, sehr laut hört.
"Jimin, wie kannst du es...!", Beginnt sie und springt auf. Ich sehe, dass sie zurückschlagen will und greife schnell ihre Hand, bevor sie mein Gesicht berührt. Sie steht nah vor mir und hat Tränen in den Augen, doch mein Mitleid ihr gegenüber ist überhaupt nicht vorhanden.
"Ich hasse dich.", Zische ich und stoße sie zurück auf das Sofa. Keinen einzigen Blick widme ich ihr noch, bevor ich die Tür krachend aufschlage und nach oben stürme, um meine Sachen zusammenzupacken.

Von unten hört man meine Mutter wütend schreien und die Treppen hochpoltern, doch sie kommt nicht an meinem Zimmer an. Als ich meine Sachen schnell gepackt habe und mein Gespartes eingesteckt habe, gehe ich schnell aus dem Raum und sehe auch schon, warum meine Mutter nie angekommen ist.
Jin, der das alles mitbekommen zu haben scheint, steht an der linken Treppe und hält sie fest. "Beruhigen Sie sich.", Versucht er es und sieht mich dann. Mit seinem Kopf deutet er an, dass ich schnell verschwinden soll, was ich ohne zu zögern tue. Ich werfe ihm einen dankbaren Blick zu und stürme die rechte Treppe runter.

"Du bist eine Schande! Stirb auf deinem Weg du widerliches Gör!", Schreit meine Mutter mir hinterher und noch kurz bevor ich die Haustür aufreiße und rauslaufe, sehe ich meinen Vater, welcher verwirrt aus seinem Arbeitszimmer tritt.
Das wäre jetzt wohl der beste Zeitpunkt, um abzuhauen.
Ich krame noch während des Laufens den Schlüssel meines eigenen Autos aus der Jackentasche und schließe es auf. Mittlerweile laufen mir einige Tränen über die Wange, welche ich jedoch ignoriere.
Ich steige in das Auto und werfe die Tasche auf den Rückssitz, dann starte ich es und fahre so schnell wie noch nie aus unserer Ausfahrt.

Raus aus dem Tor zum Abgrund und rein in die Freiheit.

𝐇𝐚𝐭𝐫𝐞𝐝 [VMIN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt