Fehlende Akzeptanz

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Ich bin am überlegen. Für welchen Namen könnte die Abkürzung 'Chim' stehen? Ist es überhaupt die Abkürzung eines Namen? Ich reibe mir den leichten Schweißfilm von der Stirn und stehe genervt auf.
Eigentlich wollte ich vermeiden die Klimaanlage einzuschalten, doch die Hitze ist mittlerweile wirklich unerträglich. Ich schalte auf eine angenehme Zimmertemperatur und lege mich auf den Boden. Der Laminat kühlt meinen nackten Rücken und verschafft mir somit etwas gute Laune.
Ich könnte Chim schreiben und verkünden, dass ich wach bin...
Doch ich verscheuche den Gedanken direkt wieder. Er/Sie will bestimmt Mal eine Pause von mir haben...

Es klopft an der Tür und das Dienstmädchen tritt ein. In ihrer Hand ein Glas frisch gepresste Limonade mit Gurken. Ich beobachte wie sie bis vor meine Beine läuft und ich weiß schon, wie ich mir kurz die Zeit vertreiben und gleichzeitig etwas herausfinden kann.
"Soll ich Ihnen das Glas direkt geben, oder so-Ah!" Quietscht sie, als ich sie zu mir auf den Boden reiße. Das Glas scheppert, Limonade verteilt sich über den ganzen Boden, mitunter versaut sie sowohl meine Hose, als auch das Kleid der jungen Frau. Ich beuge mich über sie und fasse an ihre Wange. Ihre Natur-blonden Haare sind um sie herum verteilt und ihre grünen Augen funkeln mir entgegen.
"Was machen Sie Mr. Kim?" Ertönt ihre zitternde Stimme. Sie ist eine Schwedin und ich kann ihren Akzent stark heraushören. Die Europäer lassen sich so leicht um den Finger wickeln. Geht es mir durch den Kopf, während ich einen der Knöpfe ihrer Bluse öffne.

Sie wehrt sich nicht. Im Gegenteil. Sie schaut lediglich zu mir hoch und verdeckt ihr rotes Gesicht mit ihren Händen.
"Du scheinst es zu wollen." Schmunzel ich und öffne den nächsten Knopf. Einer nach dem anderen, entblößt einen Teil ihrer zarten Brust.
Sie stöhnt zaghaft auf, als ich ihre Brust sanft umgreife und macht mir somit klar, was sie für eine ist.
Ich nehme meine Hand aus ihrer Bluse und setze mich auf.
"Nicht." Bittet sie. "Nicht aufhören."
Langsam komme ich ihren Lippen näher und bekomme mit, wie auch sie ihren Kopf in meine Richtung drückt.
Unsere Lippen sind kurz vor der Berührung.

Ein lautes Klatschen ertönt. Ihre großen Augen starren mich entsetzt an. Ich erhebe mich und blicke nieder auf die Frau, welche so devot vor mir liegt. Ihre rote Wange färbt sie auf der rechten Seite noch roter und ich beobachte wie kleine, glitzernde Tränen ihre Wangen herunterrinnen.
"Niemand wagt es in diesem Haushalt rumzuhuren. Du bist ein widerwärtiges kleines Flittchen. Raus! Verschwinde! Sofort!" Meine Stimme klingt laut. Sie scheint beängstigt zu sein, denn sie rutscht auf den Boden zurück, dann springt sie auf und mit lauten Schritten eilt sie davon.
Ich folge ihr, während ich oben an der Treppe stehe, gehe ich sicher, dass sie dieses Haus verlässt. Die Tür klappt zu und ich bin alleine.
Weder meine Eltern, noch das schwedische Dienstmädchen sind noch hier.
Ich spüre ein Kribbeln in meiner rechten Hand und versuche es mithilfe von Reibung loszuwerden.
Doch es bleibt immernoch, auch nach mehreren Minuten, in denen ich meinen Boden gewischt habe, ist das Kribbeln noch vorhanden.
Ich seufze und setze mich auf mein Bett. Ich hasse Frauen.

Jimin PoV.

Ich gucke auf mein Handy. V hat mir noch nicht geschrieben. Ich will mich nicht beschweren, schließlich haben wir nicht gesagt, dass wir später weiterschreiben würden, doch ich spüre trotzdem leichte Enttäuschung. Ich stehe auf und laufe durch mein Haus.
"Jimin!" Langsam drehe ich meinen Kopf herum und gucke in das Gesicht meiner Mutter. Wo kommt sie denn her?
"Was gibt's?" Neutral gucke ich sie an und warte bis sie spricht.
Sie zögert eine Weile, bis sie mir plötzlich eine Sache an den Kopf wirft, welche mir direkt schlechte Laune macht.
"Ich glaube nicht, dass du schwul bist. Das ist bestimmt nur eine Phase."
Mir entgleisen die Gesichtszüge. Entgeistert starre ich sie an. Noch direkter kann man es nicht sagen und dann auch noch aus dem Nichts. Sie glaubt es ist ein Phase? Braucht sie noch Beweise? Die kann ich ihr geben.
"Was ich dir damit mitteilen will ist; Eine Familie hat ihre Tochter zum heiraten angeboten. Sie ist 17 Jahre alt. Sie kommt aus der Familie Lee des Ranges 24. Gib ihr eine Chance..Sie wird morgen um zwölf Uhr vor der Tür stehen. Ziehe deinen Anzug an, wir wollen schließlich keinen schlechten Eindruck machen."

Wenn ich nicht wüsste, dass ich von meiner Familie abhängig bin, dann hätte ich es jetzt abgelehnt und damit riskiert, dass ich aus dem Haushalt geworfen werde.
Doch ich weiß, dass ich ohne die Unterstützung meiner Familie überhaupt nicht klarkommen werde.
Deshalb nicke ich bloß.
"Okay. Ich werde ihr eine Chance geben." Krächze ich. Ich spüre wie mir die Tränen in die Augen steigen und halte mir die Hand vor mein Gesicht.
"I-ich bin in meinem Zimmer." Entkommt es mir mit einem Schluchzen. Ich will nicht, dass sie mich so sieht. Sie denkt jetzt schon ich sei eine Schande und wenn ich auch noch weine wie eine kleiner Junge, dann ist es für sie, als sei ich kein starker Mann, der ein Geschäft führen könnte. Mit schnellen Schritten gehe ich davon und höre wie auch sie weggeht. Ihre Intoleranz macht mich wütend und am liebsten würde ich es ihr sagen, doch ich darf nicht. Ich sollte nichts unüberlegtes tun.

Schwunglos lasse ich mich auf mein Bett fallen und lege meine Beine um meine blaue Bettdecke. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht, welche trotzdem ungehalten über meine Wangen fließen. Es hatte mich so viel Mut gekostet es zu erzählen und seitdem will sie nicht glauben, dass ich tatsächlich homosexuell bin. Doch das bin ich. Wenn ich mir vorstelle von einer Frau berührt zu werden, dann wird mir übel. Bei Männer ist es genau anders herum.
Sie ist meine Mutter und trotzdem so abweisend. Die Menschen glauben es ist toll reich und bekannt zu sein, doch in Wahrheit hat es viele Nachteile. Die Bindung zu meinen Eltern ist sehr schlecht und das emotionale bleibt komplett aus.
Ich gucke an die Decke und Versuche meine Tränen mit mehrmals Blinzeln wegzubekommen. Ich atme tief ein und zitternd wieder aus.
"Alles ist gut Jimin. Alles ist gut." Spreche ich mir selbst zu und Versuche mich damit zu beruhigen.
Ich werde mir diese Frau angucken müssen und eines Tages werde ich auch eine heiraten müssen. Da gibt es keinen Weg dran vorbei. Es ist meine Pflicht, um ein guter Geschäftsführer zu werden und erfolgreiche Nachkommen zu zeugen. Auch wenn ich kein Problem mit meiner Sexualität habe, steht sie mir trotzdem im Weg. Manchmal muss man sich eben selbst belügen, um ein gutes Leben führen zu können.

𝐇𝐚𝐭𝐫𝐞𝐝 [VMIN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt