Überlassung

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Unglaubwürdig ziehe ich die Augenbrauen hoch und wende mich Mingyu zu. Er sitzt im Schneider-Sitz neben mir und nimmt nun auch seine Hand von meinem Rücken.
Es herrscht Stille, die mit jeder Sekunde unangenehmer wird. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich nicht anlügt, aber so wie er sich gerade verhält... Glaube ich nicht, dass er lügt.

Mir fehlen die Worte. Mein sonst mit vielen Worten gefüllter Kopf, ist wie leergefegt.
Ich zupfe abwesend an meinem Pullover und höre Mingyu neben mir seufzen.
"Soll ich dir helfen?" Fragt er leise. Ich schaue ihn verunsichert an. Langsam dreht er seinen Kopf in meine Richtung.
"Womit helfen?" Erwidere ich zögerlich und blinzel verwirrt.
Mingyu hebt eine Schulter und lächelt ein trauriges Lächeln.

"Dir helfen Jimin für dich zu gewinnen." Meint er und hebt die Augenbrauen fragend.
Ich starre ihn perplex an.
"Willst du denn garnicht versuchen ihn von dir zu überzeugen?" Mingyu lacht leise und schüttelt den Kopf.
"Wir sind nicht in einem Drama. Ich weiß, dass du besser für ihn geeignet bist, also will ich dort nicht reingretschen." Ich schüttel den Kopf.

"Würdest du sowieso nicht. Jimin kann mich wirklich nicht leiden."
Ich muss daran denken, dass Jimin V mag, aber nicht Taehyung. Wie würde er reagieren, wenn er erfahren würde, dass ich V bin?

"Das wissen wir noch nicht. Du musst ihm deine Liebe gestehen. Denn schwul ist er ganz bestimmt. Das erkennt man sofort."
Mingyu greift unter mein Kinn und dreht meinen Kopf herum.
"Hoffen wir Mal Jimin ist nicht allzu pedantisch."
Entrüstet schaue ich ihn an.
"Was soll das denn bedeuten?" Ein fieses Grinsen bildet sich auf Mingyu's Gesicht.
"Naja... Du bist bei weitem nicht so perfekt wie ich." Stolz wirft er seine unsichtbaren, langen Haare über seine Schulter.
"Halt die Klappe." Brumme ich. Natürlich wissend, dass es ein Spaß war.

"Es geht nicht." Ernst gucke ich in die dunklen Augen des jungen Mannes.
Ich drehe mich zu ihm, sodass wir uns gegenüber sitzen.
"Wieso sollte es nicht gehen?" Seine Stimme klingt wirklich unwissend.
Mit bitterer Stimme erkläre ich ihm das offensichtliche Problem.

"Ich bin reich. Jimin ist reich. Wir müssen heiraten und Nachkommen zeugen, was nunmal nicht möglich ist, wenn beide Männer sind. Zudem leben wir in Korea, Überraschung. Toleranz und Akzeptanz für Gleichgeschlechtliche Paare ist leider noch nicht so stark vorhanden."
Bestürzt senke ich die Schultern.

Mingyu legt eine Hand auf meinen Oberschenkel und streicht darüber.
"Ich weiß, dass es viele Probleme geben würde. Aber jedes Problem hat eine Lösung. Auch wenn es nicht so scheint. Manchmal muss man für sein eigenes Glück etwas aufgeben. Es ist die Entscheidung zwischen Moral und Emotionen."

Seine Worte bohren sich in meinen Kopf und lassen mich nachdenklich werden.
"Was würdest du im Notfall wählen?" Hilflos blicke ich ihm entgegen, auf eine Antwort wartend.

Der schwarzhaarige zuckt mit den Schultern.
"Es ist deine Entscheidung. Ich kann es nicht sagen, weil ich nicht in dieser Situation stecke."

Mutlos senke ich die Mundwinkel. Ich kann direkt aufgeben. Jimin kann mich nicht Mal leiden, warum sollte ich also zuviel riskieren?

"Riskier etwas." Meint Mingyu plötzlich, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich hebe langsam meinen Kopf und gucke ihn zweifelnd an.
"Ich habe gerade das Gegenteil gedacht." Erwidere ich dann.
"Das dümmste ist das Aufgeben, noch bevor du es versucht hast.

Ich lege den Kopf in den Nacken und starre gegen meinen bemalte Decke.
"Wie soll ich es denn versuchen?"

Mingyu ist eine Zeitlang still, dann jedoch schnippst er und schlägt mir aufs Bein.
"Man kann es richtig Klischeemäßig machen." Ich lege den Kopf schief und deute ihm mit einem Rucken der Hand an, dass er weitersprechen soll.

"Wie wäre es, wenn du ihm einen Liebesbrief schreibst?"

𝐇𝐚𝐭𝐫𝐞𝐝 [VMIN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt