17. Von neuen Freunden und neuen Feinden

2.1K 110 28
                                    

Hermine PoV:

"Hermine, ihm ist langweilig!", stöhnte Ronald, während er hinter mir her eilte.
Mit einem Augenrollen kommentierte ich seinen fünfzigsten Versuch, mich umzustimmen, doch wir würden Harry erst morgen früh, vor dem Unterricht, besuchen.

Er brauchte Ruhe, Schlaf und einen quidditchfreien Abend. Ron wollte mit ihm besprechen, wie sie sich für die Auswahlspiele vorbereiten wollten, doch a) konnte das auch bis morgen warten und b) war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob Harry dieses Jahr ins Quidditchteam wollte. Auf mich hatte er zumindest nicht diesen Eindruck gemacht.

"Er kann bestimmt nicht einschlafen, weil er glaubt, wir würden noch kommen - es wäre also herzlos, nicht zu gehen!"
Restlos genervt drehte ich auf dem Absatz um und blickte Ron starr in die Augen.

"Ronald Bilius Weasley, es reicht mir jetzt! Von mir aus, geh zu ihm, lass dich von Madame Pomfrey anschreien, ich werde Harry seine Ruhe gönnen und es wäre schön, wenn du das auch machst!"

Ich warf mein buschiges Haar über die Schulter und brauste die nächsten zwei Treppen im Eiltempo hinauf.
Jungs, wie ich sie doch manchmal hasste! Rons Einfühlungsvermögen, das hatten wir ja schon festgestellt, passte perfekt auf einen Teelöffel!

Ich fuhr mir stürmisch durch die Haare, das alles war doch einfach nur furchtbar. Ich war so in Gedanken versunken, ich bemerkte nicht einmal, wie mein Fuß die dritte Stufe von oben berührte - die Trickstufe.

Sie verschwand und mein Fuß glitt einfach ins nichts, ich begann zu stolpern und fiel nach hinten... gegen eine Wand.
Wie die da hin gekommen war, war mir ein Rätsel... oh

Die Wand hatte einen Herzschlag. Das war nicht sonderlich normal für Wände. Scheiße.

"Granger, Pass auf, wo du hintrittst."
Malfoys Stimme an meinem Ohr ließ mich zusammenzucken. Was bei Merlins Bart machte er denn hier?

"Malfoy." Ich richtete mich mit seiner Hilfe auf und betrachtete ihn kritisch. "Warum bist du hier?"
Er wurde leicht rot (bei seiner blassen Haut merkte man das sofort) um die Ohren. "Ich hab Potter im Krankenflügel besucht."

Sofort schrillten meine Alarmglocken loß, doch ich sagte nichts. Er würde ihm doch nichts antun? Harry ging es sicher gut, die beiden waren doch Freunde oder so ähnlich.

Der blassblonde Junge hatte meine Unruhe offensichtlich bemerkt, denn er hob beschwichtigend die Hände. "Harry geht es gut, ich habe ihn nicht geköpft oder so..."
Ich schmunzelte leicht.

"Das hatte ich gar nicht..."
"Doch hattest du."
Seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben.
Er ließ seine Hände in den Taschen seines Umhangs verschwinden und verlagerte das Gewicht auf sein rechtes Bein, während er mit dem linken Fuß im Sekundentakt auf den Boden tippte.

Ich hatte Malfoy nicht verziehen. Er hatte mich als Schlammblut bezeichnet, meine Zähne wachsen lassen, Harry schikaniert und Ron gedemütigt. Er war ein Todesser gewesen, hatte sich Voldemort angeschlossen, beinahe Dumbledore getötet und doch... er hatte Harry das Leben gerettet und somit uns allen.

Ich wusste, wieso Harry ihm verzeihen konnte, doch ich? Ich fand es nett, hier mit ihm zu stehen, sich nicht zu bekriegen, doch Freunde werden? Das lag noch in ferner Zukunft.
Wenn überhaupt.

"Hör mal, Granger, ich..."
"Nenn mich doch Hermine. Du und Harry nennt euch doch auch beim Vornamen."
Seine Augen weiteten sich und irritiert musterte er mich von Kopf bis Fuß.

"Wer bist du und was hast du mit Granger angestellt?"
"Ha Ha." Genervt rollte ich mit den Augen. "Benimm dich nicht wie 13 oder ich verpasse dir noch einen Schlag."
Er grinste leicht und fuhr sich durch die blonden Haare.
"So weh getan hat es gar nicht."
"Deine Reaktion sah ganz anders aus."

Wieder grinste er, doch das war nicht von langer Dauer. Er sah an mir vorbei und sein Blick verhärtete sich.

"Malfoy, was hängst du bei dem Schlammblut ab?"
Gerald Parker kam neben mir zum Stehen. Dafür, dass er jünger war als ich, war es ziemlich demütigend fast einen ganzen Kopf kleiner zu sein.

Ich zog scharf die Luft ein und wollte gerade etwas sagen, da fuhr Draco Malfoy, derjenige, der mich vor einem Jahr auch noch so genannt hatte, Gerald in einem Ton an, der mir eine Gänsehaut bescherte.

"Halt die Fresse, Parker! Lass sie in Ruhe oder du landest mit einer gebrochenen Nase im Krankenflügel!"

Erstaunt musterte ich den blonden Slytherin und betrachtete amüsiert Geralds immer röter werdendes Gesicht. Zu meiner Genugtuung wirkte er immer kleiner, je lauter Draco wurde.

"Wirst du jetzt also auch so einer? So ein Blutsverräter? Erst feige wie dein Vater und jetzt ein Blutsverräter wie der Cousin deiner Mutter! Muss im Blut liegen Malfoy!"

Gerald rauschte an uns vorbei und ließ Draco mit einem perplexen Ausdruck zurück. Seine Atmung war unregelmäßig, flach und zu schnell. Er würde bald hyperventilieren, wenn er so weitermachte.

Bedächtig legte ich meine Hand auf seiner Schulter ab, versuchte seinen Blick auf mich zu ziehen und ihm gut zuzusprechen, doch seine Atmung wurde nur unregelmäßiger.

"Draco..."
"Ich brauch frische Luft!", rief er laut aus und stieß mich leicht zurück. Er drehte sich um und lief die Treppen nach unten.
Verlegen biss ich mir auf die Lippe bis ich Blut schmeckte.

Sofort fuhr ich mir mit den Fingern über den Mund und fluchte leise.
"Nana, Mädchen! Achte auf deine Sprache." Eine alte Frau, in einem der Portraits musterte mich missbilligend und schüttelte den Kopf.

"Kümmern Sie sich um ihren eigenen Kram", blaffte ich zurück und lief Richtung Krankenflügel.

Egal wie sehr ich Harry seine Ruhe gönnte, ich brauchte seine und Rons Anwesenheit, bevor ich noch etwas dummes anstellte oder schon wieder in die Bibliothek eilte. Ich wollte nicht ein siebzehntes Mal 'Die Geschichte von Hogwarts' lesen. (Oder war es schon das 18. Mal?)

So schnell mich meine Füße trugen, rannte ich den Korridor entlang und kam vor den großen Flügeltüren zum stehen.

Leise trat ich ein und der Anblick, der sich mir bot, war einfach zum dahinschmelzen.
"Diese beiden Idioten", murmelte ich leise und grinste.

Harry lag in seinem Krankenbett und schlief, (er sabberte leicht) seine Brille saß verkehrt herum auf seiner Nase und war gerade dabei abzurutschen. Seine Haare standen zu allen Seiten ab. Er sah furchtbar süß aus beim schlafen.

Ron saß auf einem Stuhl neben ihm, doch er hatte sich mit seinem Oberkörper auf Harrys Bett gelegt, er schlief ebenfalls (und sabberte auch), sein Kopf ruhte auf Harrys Beinen.

"Die zwei bringen mich irgendwann um", lachte ich und ging auf Harrys Bett zu.
Auf der anderen Seite stand noch ein Stuhl, als hätten sie fest mit meiner Ankunft gerechnet.

Madame Pomfrey war nicht zu sehen, wahrscheinlich mischte sie in ihrem Büro Heiltränke zusammen.
Nur kurz, dachte ich und ließ mich auf dem Stuhl nieder.

Ich betrachtete meine besten Freunde, die ich beide so sehr liebte. Ich könnte es nicht ertragen, je ohne sie zu sein.
Mit einem Schmunzeln legte auch ich meinen Kopf auf Harry ab, er war definitiv bequemer als er aussah und das trotz des harten Quidditchtrainings und der halben Fastenkur, die wir im letzten Jahr durchgemacht hatten.

Doch während Rons Kopf auf Harrys Beinen ruhte, legte ich meinen auf seiner Brust ab, das war deutlich angenehmer.

Ich schloss die Augen.
Nur für ein paar Sekunden, sagte ich zu mir selbst.
Ich spürte wie die Müdigkeit über mir hereinbrach, die letzten schlaflosen Nächte forderten nun ihren Tribut.

Die Nacht brach über uns herein und mein Körper fiel ins Land der Träume.

✓|𝐇𝐮𝐫𝐫𝐢𝐜𝐚𝐧𝐞 - HP/PJ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt