26. Wir erklären einer Hexe unseren Stammbaum

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Jason PoV:

Nach der großen Kundgabe in der großen Halle, hatten wir uns alle ins Büro der Schulleiterin begeben. Professor McGonagall saß hinter ihrem alten Schreibtisch auf dem eine große, unberührte Dose Zitronenbonbons stand.

An den Wänden des großen Zimmers hingen die Bilder von allen ehemaligen Schulleitern von Hogwarts, McGonagall war die erste Frau, die diesen Posten übernahm.

Der letzte Schulleiter war ein griesgrämig dreinguckender Mann Ende dreißig. Seine etwas längeren schwarzen Haare hingen ihm in fettigen Strähnen ins Gesicht.

Annabeth und Piper standen etwas abseits von uns, sie tuschelten. Annabeths Augen waren gerötet und verquollen. Doch wer könnte es ihr verdenken? Percy war die Liebe ihres Lebens und jetzt war er verschwunden, das war alles meine Schuld, ich hätte besser sein können, ihn nicht den Helden spielen lassen.

Mit wackeligen Beinen setzte ich mich auf einen der fünf Stühle, zögerlich griff ich nach der Armlehne und rieb darüber, um die Angst, die auf meinen Schultern ruhte, zu verscheuchen.

Nico und Will nahmen auf den Stühlen neben mir Platz. Die Mädchen bewegten sich nicht, doch die Professorin schien sich nicht dafür zu interessieren.

"Sie haben mir versprochen, mich aufzuklären, nach meiner Ansprache vor den übrigen Schülern", sagte sie.
Ich nickte leicht. Wir hatten der Professorin versprechen müssen, ihr unser Geheimnis zu erzählen, weswegen wir hier waren, wieso es so wichtig war, Percy zu finden und was das mit den missglückten Zaubersprüchen auf sich hatte.

Doch ich hatte Angst, ihr die Wahrheit zu erzählen, danach gab es kein Zurück mehr. Hekate hatte ihre letzten Reserven genutzt, um den Nebel so zu verändern, dass die Schule annahm, wir wären Austauschschüler.
Wir würden nun gleich alles zu Nichte machen, alle Vorkehrungen, die getroffen wurden.

Ich wollte gerade den Mund öffnen, da kam Annabeth mir zuvor. Ihre Stimme war brüchig und leise, doch trotz allem kraftvoll. Sie hatte dieses Gespräch schon häufiger führen müssen, daher war ich ihr sehr dankbar, mir diese Bürde abzunehmen.

"Professor, von den griechischen Mythen haben Sie doch bestimmt schon gehört."
"Selbstverständlich.", erwiderte die Direktorin.
"Gut", fuhr Annabeth fort, "Diese Mythen sind wahr. Alle."

McGonagall lachte kurz auf und zog die Brauen zusammen.
"Miss Chase, wenn Sie mich veralbern möchten,..."
"Will ich nicht. Es ist die Wahrheit. Manchmal kommen die Götter auf die Erde und zeugen Kinder mit den Sterblichen: Halbgötter. Wie Hercules, Perseus und viele mehr. Das sind wir."

Annabeth deutete auf uns alle. Die Lippen der Professorin wurden immer schmäler, sie wirkte nicht überzeugt.
"Wir sind Halbgötter."
"So einen Unsinn habe ich lange nicht mehr gehört!", fuhr uns McGonagall an.
"Aber Professor..."
"Nein! Das kann unmöglich wahr sein."

"Minerva."
Wir alle schreckten hoch, als eine alte, weise Stimme begann zu sprechen. Das Bild des ehemaligen Schulleiters Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore - wow, das war mal ein Name - hatte zu sprechen begonnen.

Es war nicht Neues, das die Bilder in Hogwarts reden konnten, doch nach all den Wochen faszinierte es mich doch immer wieder aufs Neue.

"Albus?"
"Die Kinder sagen die Wahrheit, meine Liebe. Hören Sie sie an. Es ist ungemein wichtig, dass Sie zuhören. Sonst werden viele Schüler, die große Schlacht nicht überleben."
"Welche Schlacht? Albus?"

Doch Dumbledore war verschwunden, der Bilderrahmen leer. Dieser Mann hatte definitiv seinen Spaß an dramatischen Auftritten.

McGonagall musterte uns. Sie nickte und meinte: "Nun gut. Fahren Sie fort."
Annabeth machte einen großen Schritt nach vorne und begann zu berichten, was im Camp Half-Blood geschehen war.

Wie Hekate uns besuchen kam, die Prophezeiung und die zweite, die wir dann in einem der Schulbücher entdeckt hatten, unsere Reise hierher, unsere Mission und das Unglückliche Geschehen im verbotenen Wald.

"Jason und Percy wollten dem Problem nachgehen, doch dann..." Sie brach ab, ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. Wütend schlug sie mit ihrer Faust auf den Tisch, so dass alle Gegenstände in dem Zimmer vibrierten.

Piper nahm ihre Freundin in den Arm und ich übernahm das Reden.
"Percy hat mir das Leben gerettet und seins dabei aufs Spiel gesetzt, doch Piper hatte letzte Nacht einen Traum."

"Das ist so üblich bei uns", erklärte Will. "Wir Halbgötter haben Träume, die uns wie Visionen erscheinen. Wir können sie nicht kontrollieren, wissen aber meistens, dass wir nur träumen. Wir sehen die Zukunft oder die Gegenwart."

"Percy lebt, aber es geht ihm nicht gut", murmelte Piper, während sie Annabeth fest an sich drückte.
"Wir müssen ihn finden, ohne ihn sind wir alle verloren."

McGonagall erhob sich von ihrem Schreibtisch und begann auf und ab zu gehen. Ihre grauen Haare waren in einen strengen Knoten gebunden, doch kleine Strähnen lösten sich bereits.

"Heute Abend kommen Sie bitte alle in die große Halle. Wir werden den ersten Suchtrupp losschicken. Bis dahin brauche ich alle Informationen, die Sie haben."

"Professor, könnten Sie das, was wir eben erzählt haben..."
"Ich werde ihr Geheimnis für mich behalten, zumindest so lange bis es für die Schüler zur Gefahr wird, nichts zu wissen."
Ich nickte.

"Das lief besser als erwartet, grummelte Nico.
"Müssen wir jetzt überhaupt in den Unterricht?", fragte Piper.
Annabeth schnappte nach Luft. "Wir gehen natürlich in den Unterricht, das wird uns auf andere Gedanken bringen."

Keiner wagte es, ihr zu widersprechen.
So trotteten wir langsam zu Zauberkunst, Nico verabschiedete sich nach einer Weile und suchte sein eigenes Klassenzimmer.

Ich dachte an Percy, an das Bild von ihm, das Piper beschrieben hatte. Wie er verletzt in dieser Hütte hing, halb tot und am Ende. Das alles war meine Schuld. Ich hätte etwas unternehmen müssen, als ich die Gelegenheit hatte. Jetzt war es vielleicht zu spät.

Auf einmal tauchte vor uns eine Irisbotschaft auf. Hazel.
"Hey Hazel, was ist los?"
Im Hintergrund hörte man Schwerter klirren, Männer und Frauen schreien. Hazel hatte ihre Rüstung an, die volle Montur.

"Der Kampf hat begonnen!", rief sie, doch die Irisbotschaft flackerte bereits.
"Ich wusste nicht, wie ich euch sonst erreichen kann." Sie zitterte. "Aber ich werde mich bald auf den Weg zu euch machen, Hekate hat mich besucht!"

"Was ist mit Camp Jupiter?", fragte ich besorgt. Ich dachte an mein altes zu Hause, meine Freunde, Reyna.
"Braucht ihr Unterstützung?"

Hazel schüttelte den Kopf. "Wir müssen Percy finden, das ist jetzt wichtiger als das Camp! Ohne Percy wird die Welt untergehen, er wird eine entscheidende Rolle spielen!"

Es knackte und Hazel war verschwunden.
"Was war das denn?", fragte Piper.
"Hekate hat sich eingemischt. Wir brauchen Hazel, um Percy zu retten."

Annabeth wischte sich über die Augen. Sie setzte ihren stahlharten Blick auf, der selbst Percy Angst gemacht hätte und stemmte die Hände in die Hüfte.
"Heute Nacht holen wir ihn zurück. Egal was es kostet!"
Unter ihre Stimme hatte sich etwas mehr Wut eingeschlichen, als es gesund war, doch vielleicht war das der Antrieb, den sie brauchte.

"Und wenn ich ihn alleine da rausholen muss." Und schon stürmte sie davon.

"Hat sie jetzt den Verstand verloren?", fragte Will, vermutlich um die Stimmung aufzuheitern, doch Piper verpasste ihm einen Schlag gegen die Brust.
"Sie konzentriert sich nur noch auf ihre Wut gegen die Götter", murmelte meine Freundin.

"Ohne die Götter würde es Percy gut gehen", ergänzte ich.
"Da würde es uns allen gut gehen", räumte Piper ein.
"Leute", unterbrach uns Will. "Ohne die Götter gebe es uns nicht."

Ich schluckte. Selbstverständlich da hatte er schon recht, doch trotzdem schienen wir den Göttern egal zu sein. Sie scherten sich einen Dreck um unser Leben.

"Vielleicht wäre das ja sogar besser", antwortete ich, rückte meine Brille zurecht und machte mich wieder auf den Weg zum Unterricht.

✓|𝐇𝐮𝐫𝐫𝐢𝐜𝐚𝐧𝐞 - HP/PJ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt