27. Die dümmsten Kidnapper des Jahrhunderts

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Percy PoV:

Also, ich wollte nie ein Halbblut sein...
Tod, Zerstörung, Chaos - mein Leben konnte man ungefähr so zusammenfassen. Aber mein Schicksal lag mir nunmal zu Füßen und ich würde nicht weglaufen, niemals. Ich würde mich immer der Gefahr stellen, denn mit all dem Schlechten kam doch auch jede Menge Gutes.

An erster Stelle stand da wohl meine bezaubernde Freundin, die den ultimativen Killerblick besaß, mit dem sie selbst Medusa zu Stein erstarren lassen würde. Würden wir heute noch einmal auf diese alte Hexe treffen, hätten wir keine fliegenden Schuhe nötig. Annabeth würde ihr ordentlich die Leviten lesen.

Ich musste schmunzeln bei dem Gedanken an sie... und an Grover, an unsere ganzen Abenteuer. Mein Schädel hämmerte wie verrückt, ich spürte die Risse auf meiner Haut, die Verbrennungen an Armen und Rücken, meine Kehle war wie ausgedörrt.

Ein kleiner Schluck Wasser und alles wäre gut - doch ich brachte es nicht über mich die Augen zu öffnen, ich wusste nicht wo ich war.
An das, was da im Wald geschehen war, erinnerte ich mich nur vage. Eine große, große Spinne war da gewesen, sie hatte gezischt und... gesprochen.

Sprechende Spinnen waren ja nicht neues für mich - wenn man einmal die Königin der 8-Beiner gesehen hat, erschreckt einen so schnell nichts mehr, doch auf eine weitere Begegnung dieser Art konnte ich getrost verzichten.

Doch dann war alles schwarz geworden, ich wusste nicht, ob ich das überlebt haben konnte, doch noch geisterte ich nicht in der Unterwelt herum. Diesen Luftunterschied hätte ich dann schon noch bemerkt.

Hatte Jason es geschafft? War er entkommen und hatte Annabeth gesagt, dass ich...
Meine Wangen glühten und ich spürte, wie meine Augen brannten und sich mit Tränen füllten.

Wenn es einen Gedanken gab, der mir nie in den Sinn kommen sollte, dann war es ihr Gesicht, nachdem sie erfahren hatte, dass ich angeblich gestorben war. Doch dieser Schmerz wäre für sie leichter zu ertragen, als sich an eine Hoffnung zu klammern und wieder einmal nach mir zu suchen.

Annabeth war stark, stärker als jede Person sonst auf diesem Planeten, viel stärker als ich es je sein könnte.
Doch tief in meinem Herzen wusste ich, dass sie Jasons Worten keinen Glauben geschenkt hatte, denn Annabeth Chase war das klügste Mädchen auf Erden.

"Pscht! Er wacht auf, wenn du zu laut bist!" Ein Poltern war zu hören, gefolgt von dumpfen Schritten.
"Er sieht so friedlich aus, man würde gar nicht vermuten, dass er ein Halbgott ist."
"Auch Drachen sehen friedlich aus, wenn sie schlafen. Das heißt noch lange nicht, dass sie es sind."

Die Stimmen hallten von weit weit her, doch sie mussten ganz nah sein. Irgendwas schien mit meinen Ohren nicht richtig zu stimmen, ein leises Surren dröhnte und sorgte für die schlimmsten Kopfschmerzen seit meiner Zeit im Tartarus.

"Glaubst du, der Boss wird böse sein, dass wir ihn an Ketten aufgehängt haben?", fragte die männliche Stimme, welche klang, als würde der Kerl einen IQ von 40 besitzen. Er sprach langsam und betonte jede Silbe extra stark, wie um sich auch ganz sicher zu sein, das Wort in seiner Gesamtheit auszusprechen und nichts zu vergessen.

"Wieso sollte er?", krächzte die Frauenstimme. Sie hörte sich beinahe wie eine alte Freundin von mir an. Ach Kelli, wie sehr ich sie doch vermisste... sie und ihr zwanghaftes Bedürfnis, mich in Stücke zu reißen.

"Hat der Boss nicht gesagt, wir dürfen ihm kein Haar krümmen?"
"Hör auf ihn "Boss" zu nennen, er ist bloß ein Idiot."

Ich war also an Ketten aufgehängt, nicht tot und würde wohl auch erstmal weiterhin leben. Das waren ganz entgegen meiner Erwartungen an diesen Tag doch erfreuliche Neuigkeiten. Mehr oder weniger.

✓|𝐇𝐮𝐫𝐫𝐢𝐜𝐚𝐧𝐞 - HP/PJ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt