Kapitel ⁵

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Jeongin P.O.V

Ich wurde auf etwas weiches gelegt und kurz darauf entfernten sich die zwei Arme, die mich bis eben noch getragen hatten.
,,D-darf ich meine Augen aufmachen?" fragte ich vorsichtig nach. Keine Antwort. ,,Hallo?" fragte ich weiter und zuckte zusammen, als ich etwas kaltes an meiner Wunde spürte. ,,Psht- bitte rede nicht..ich will dich nicht verletzen!" bekam ich harsch, aber auch ängstlich zurück und merkte, wie er mich weiter verarztete. Ich nickte nur und schloss Augen und Mund fest. Irgendwie gefiel mir diese harsche Ton. Ich wollte ihn öfter hören. Mein Herz schlug schnell und mir war warm, seit er mich hergetragen hatte. ,,Danke..übrigens..kann ich mich dafür revanchieren?" ,,Erzähle niemandem davon! Wirklich niemandem!"

Ich war verwirrt. Warum? Er hatte mich gerettet. ,,Aber wem sollte ich es schon erzählen? Ich hab keine Freunde..." Er wickelte einen Verband um meinen Kopf und ging nicht auf meine Aussage ein. Ich merkte, wie er sich von mir entfernte und öffnete zum ersten Mal in seiner Nähe meine Augen. Wow.. es war riesig hier!

Es war relativ dunkel gehalten. Dunkelbraune Möbel standen verteilt im Raum. Eine große Eckcouch, auf dieser ich abgelegt wurde, stand in der rechten Ecke. Von da aus, sah man in den großen Flur. Ein bordeauxroter Teppich zog sich durch den ganzen Raum und viele alte Bilder hingen an der Wand. Ein schwarzer Kronleuchter baumelte von der Decke und erhellte den Raum. Gegenüber von der Couch war eine schwarze Schrankwand. Zwischen den zwei Schränken war ein Fernseher aufgehangen. Langsam stand ich von der Samtcouch auf und sah mich um, darauf bedacht nicht zu neugierig zu sein. Meine Hände hatte ich in meinen Jackentaschen vergraben um sie zu wärmen. Ich vernahm Schritte, die die Treppe hinter mir runtergingen. Ich drehte mich mit geschlossenen Augen um und ging auf ihn zu.

Ich wusste nicht warum, aber er war interessant, anziehend, mysteriös, gut gebaut und hatte einen Geruch, der mir so vertraut vorkam. Ich blieb dicht vor ihm stehen und legte meine Hände zitternd auf seine Brust. Warum ich das tat? Keine Ahnung...

Meine Gedanken waren so durcheinander und ich sehnte mich auf irgendeiner Weise nach Nähe. Warum gerade bei ihm war mir unbegreiflich, aber ich wollte sie. Bei meiner Mutter verspürte ich nie so ein Gefühl.

Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt er doch war. Kälter als normale Menschen. Es fühlt sich an, als würde ich gegen eine Betonwand fassen. Seine stark ausgeprägten Brustmuskeln entgingen mir leider Gottes auch nicht und so fühlte ich mich einfach sicher. Er spannte sich an.
,,Du schwebst gerade in Lebensgefahr. Dein Geruch, deine Wärme, deine rosafarbenen Wangen und vorallem dein Herzschlag machen mich verrückt."

Jetzt war ich mehr als verwirrt. War er ein Pädophiler? ,,W-wieso..? Was bist du?" stotterte ich unbeholfen. ,,Ein Monster. Mehr kann ich dir im Moment noch nicht sagen..bald.."

Alles zog sich in mir zusammen. Das konnte nicht sein! Wie hatte er mich gefunden? Was wollte er von mir? ,,D-du bist der Junge aus der Schule?" japste ich und ging einige Schritte zurück. Zu sagen, dass ich keine Angst hatte wäre gelogen. Ich hatte fürchterliche Angst. Mein Herz pochte so schnell wie ein Presslufthammer, der Schweiß war deutlich auf meiner Stirn zu sehen und mein Atem war flach. Die Angst, dass er mir etwas tat wurde immer größer. Die roten Augen, von damals aus der Schule waren angsteinflößend und doch so anziehend. Ich vernahm ein Wimmern seinerseits und war wieder verwirrt. ,,Ja..ich hätte mich dir nicht zeigen dürfen..! Du schwebst in großer Gefahr!"

Bahnhof. Das beschrieb so circa gerade alles, was ich in der jetzigen Situation verstand. Bahnhof. Nur Bahnhof. Er wusste anscheinend, dass ich null verstand, also sprach er weiter. ,,Du wirst alles irgendwann erfahren, aber jetzt bringe ich dich nach Hause." Ich wollte nicht nach Hause, da ich wieder alleine sein werde, aber jetzt zu diskutieren würde böse enden. Hatte ich zumindestens das Gefühl. Außerdem gewitterte es und das überlebte ich nicht.

Ich hatte seit ich ein Kind war und denken konnte Angst vor Gewitter. Warum das so war wusste ich nicht, da es eigentlich schön mit anzusehen war. Diese ganzen Farbspiele am Himmel. Wie die Blitze aufzuckten und im dunklen Nachthimmel wieder verschwanden.

,,K-kann ich nicht hier bleiben? Nur bis das Gewitter aufhört?"

Meine Stimme zitterte durch meine Angst. Immer wieder donnerte es und ließ mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken wandern. Die Blitze erhellten unsere Umgebung und zwangen mich dazu meine Augen fest zusammenzukneifen. Durch meine Angst fiel ich ihm um den Hals und schluchzte in seine Halsbeuge. Ich beruhigte mich. Seine Kälte war verschwunden. Er war unglaublich warm und ich fühlte seine Hände auf meinem Rücken. Man merkte, dass er zitterte, aber ich brauchte seine Nähe gerade.

Was ich dazu sagen musste war, dass ich glaube auch mit Hyunjin oder Felix kuscheln würde. Zumindestens in dieser Situation. Obwohl..
Nein..ich wollte keine Krankheiten oder ähnliches.
Ich merkte nicht, wie mich die Müdigkeit überrollte und versuchte dagegen anzukämpfen, aber scheiterte.

Chan P.O.V

Ich merkte, wie der Kleine in meinen Armen fast einschlief und sich immer mehr an mich lehnte. Es war schon weit über Mitternacht und Menschen brauchten Schlaf. ,,Darf ich bei dir bleiben? Bitte..." vernahm ich eine leise Stimme in meiner Halsbeuge und seufzte leise. Einerseits schrie mein Kopf:,, Nein! Mach das nicht! Du wirst ihn umbringen!" Andererseits sagte er auch:,, Genieße seine Nähe! So schnell wirst du keine Gelegenheit mehr dazu haben!"

Leider gewann meine dumme Seite im Gehirn und ich war auf dem Weg in mein Schlafzimmer, auf meinem Arm Jeongin. Er schlief mitterweile tief und fest. Ich legte ihn ab und wollte mich von ihm entfernen, aber Fehlanzeige. Jeongin krallte sich an meinen Kragen und zog mich rücklings mit ins Bett. ,,L-lass mich nicht alleine..."  wimmerte er und drückte sich fest an mich. Mein Herzschlag verschnellerte sich sofort auf das zehnfache. Mein Kopf war in seiner Halsbeuge und sein süßer Geruch benebelte meinen Verstand.

Ich hätte vielleicht vorher erwähnen sollen, warum ich mich von Tierblut ernährte. Ein Grund dafür war der Geschmack. Es schmeckte nicht so bitter, wie Menschenblut und war nicht so dickflüssig. Der andere Grund war mehr oder weniger, dass ich mir das nie verzeihen könnte, wenn ich einen Menschen tötete. Bei meinen Mate änderte sich alles und dafür könnte ich mich selbst umbringen. Mein ganzer Körper war auf Hochtouren und wollte dieses süße Gift endlich im Hals spüren. Alles an meinem Mate war süß. Sein Geruch, seine Haut, sein Erscheinungsbild und vorallem sein Blut. Andere würden es mit einem Energydrink vergleichen, aber für mich ist es tausendmal süßer.

Meine Zähne wurden immer spitzer und meine Augen längst knallrot, aber ich durfte auf keinen Fall schwach werden. Ich kratzte meine letzte Selbstbeherrschung zusammen und atmete schwer aus. Der Kleine hatte keine Ahnung, in was für einer lebensgefährlichen Situation er sich befand. Woher auch? Er spürte lediglich die Verbindung zu mir und das Gefühl von Geborgenheit. Ich sollte ihn für seine Naivität verurteilen, aber ich konnte es nicht. Seine Gedanken waren total durcheinander. Er hatte Angst, große Angst, aber er vertraute mir.

Leider Gottes war ich ein Monster, eine Ausgeburt der Hölle. Mir konnte man nicht vertrauen. Er tat es ohne zu wissen warum und das bewies mir, dass er mein Mate war.

Sein gleichmäßiger Atem sagte mir, dass er schlief und so entschied ich mich zu gehen. Ich entfernte mich langsam und stand leise auf. Ich legte eine Decke auf ihn und setzte mich auf meinen Sessel. Die ganze Nacht beobachtete ich ihn bis ich selber einschlief.

Stray Kids- Mate (Jeongchan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt