Kapitel 2

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Nervös packte ich meine Sachen zusammen. So hektisch, dass mir die Hälfte gleich wieder aus dem Rucksack purzelte... was war ich auch so schusselig!
Aber bevor ich mich umdrehen, und meine Stifte zusammen suchen konnte, hielt mir eine Hand bereits mein Mäppchen hin. "Danke", murmelte ich abwesend und nickte dem Jungen zu, der es mir gereicht hatte.

Es war Ben. Das wunderte mich nicht besonders, denn er war immer sehr höflich zu allen. Ich lächelte und packte mein Zeug fertig, diesmal  allerdingsdarauf bedacht nichts mehr fallen zu lassen.

Schließlich verließ auch ich, wie so oft als eine der letzten, den Raum.

Draußen wartete Sophia bereits auf mich und wir liefen gemeinsam zur Bushaltestelle gegenüber der Schule. Unterwegs redeten wir über alles mögliche, aber ich war in Gedanken schon bei meiner großen Enthüllung, die ich später hoffentlich glaubwürdig rüberbringen konnte.

Nach dem Essen bei mir Zuhause war es so weit. Wir gingen in mein Zimmer und ich beschloss, so nervös wie ich war, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen:
"Glaubst du eigentlich an Magie?", fragte ich und erntete nur einen belustigen Blick.
"Ich mein's ernst! Glaubst du an Magie?"
Jetzt verschwand das Grinsen aus ihrem Gesicht und sie sagte: "Quatsch, sowas gibt es nicht!"

"Doch", entgegnete ich entschieden, in dem Wissen, ab jetzt möglicherweise als verrückt da zu stehen.

Wie erwartet bekam ich einen sehr skeptischen Blick und ich spürte dass sie auf eine Erklärung wartete. Ja, ich konnte es tatsächlich spüren.

Denn als Hüterin der reinen Harmonie besaß ich eine besonders ausgeprägte Empathie Fähigkeit.

"Okay. Nochmal von vorne: Auch wenn es verrückt klingt, es gibt Magie. Warte, ich zeige es dir und wenn du dann bereit bist, erkläre ich dir warum ich dir das erzählt habe", sagte ich vorsichtig und holte aus meiner Nachttisch Schublade zwei Ketten mit jeweils verschiedenen Anhängern.

Einer war in Herzform und hatte einem pink/rot Farbton, der andere sah einfach aus wie ein kleiner weißer Berg Kristall.

"Das ist Magie", erklärte ich.
"Das... sind Ketten...", wiedersprach sie mir und schaute mich ungläubig an. "Ja", gab ich von mir und verdrehte die Augen.
"Die Kristalle sind magisch!", ergänzte ich und hielt ihr meinen, das pinke Herz, demonstrativ entgegen. Es begann zu leuchten.

"Toller Trick, aber ich glaub du siehst zu viel fern...", spottete sie.

Okay, dachte ich mir, ich kann noch mehr. Ich ließ nun eine kleine lila Wolke über meine hand gleiten, formte sie zu einer Kugel und ließ sie vor uns in der Luft schweben.
"Besser?", fragte ich und grinste. Jetzt war sie sprachlos.
"Wie machst du das?"
" Das, meine Liebe, ist die Magie, von der ich die ganze Zeit spreche. Aber keine Sorge, das ist nicht ganz so spannend wie es klingt. Viel mehr als das kann ich auch nicht. Wenn du mir jetzt endlich glaubst, erkläre ich dir, was es damit auf sich hat.", antwortete ich ihr in der Hoffnung, sie würde einwilligen.

Wie zur Bestätigung ließ sie sich auf mein Bett fallen und spitzte neugierig die Ohren. Also setzte ich mich neben sie und begann ganz von vorne... an dem Punkt, an dem alles begann.

Die Hüter der TugendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt