Kapitel 14

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"Okay, ihr könnt eure Koffer jetzt in den Bus einladen. Ja, ihr dürft dann auch einsteigen. Halt, Nein! Einer nach dem anderen! Killian, hör auf mit dem Quatsch!", hörte man unseren Klassenlehrer zwei Wochen später quer über den Busparkplatz brüllen.

Er war sichtlich mit den Nerven am Ende und scheinbar auch etwas überfordert, verständlich bei unserer nicht gerade un-chaotischen Klasse.
In den letzten beiden Wochen ist es sehr ruhig gewesen.
Wir haben gelernt, trainiert und schließlich unsere Koffer für die wahrscheinlich coolste Klassenfahrt unserer High-School-Zeit gepackt.
Ich meine man fährt schließlich nicht gerade jeden Tag nach New York.

Nachdem ich den anderen von meinen beiden Träumen erzählt hatte, waren sie zwar durchau beunruhigt gewesen, aber das verdrängten wir in der Vorfreude auf die Klassenfahrt schnell.

"Malia, sitzen wir nebeneinander?", fragte mich Sam und nahm mir ganz selbstverständlich meinen Koffer aus der Hand, um ihn einzuladen. Er wusste dass ich das durchaus auch alleine konnte, aber er liebte es einfach den Gentleman zu spielen, also warf ich ihm nur einen "Typisch Sam"- Blick zu, den er mit einem schelmischen Grinsen quittierte.

"Ähm, eigentlich immer gerne, das weißt du, aber Sophia und ich haben schon ausgemacht dass wir nebeneinander sitzen, hinter Jeff und Eric. Du weißt schon..."
"Ja, klar, verstehe.", sagte er daraufhin leicht bedrückt, drehte sich um und stellte sich zu den anderen in die Schlange, um in den Bus einzusteigen.

Er versuchte zwar es zu verstecken, aber ich hatte bemerkt dass seit der Ankunft von Jeff und Eric mit ihm etwas nicht stimmte. Ich schätze dass er sich ausgeschlossen fühlt, da ich seitdem kaum noch Zeit für ihn hatte.

Einige Minuten später ließ ich mich auf meinen Sitz fallen und verstaute meinen Rucksack unter dem Vordersitz. Wenige Sekunden darauf stieg auch Sophia in den Bus ein und lief zielstrebig auf uns zu. Jeff und Eric saßen bereits auf den beiden Plätzen vor uns.
Sophia umarmte mich zur Begrüßung etwas unbeholfen, da eine ausgiebige Begrüßung bei dem begrenzten Raum zwischen den Sitzen nur schwer möglich war und, wie zur Bestätigung, flackerten unsere Ketten kurz auf.
Ich musste schmunzeln denn das war trotz allem noch etwas ungewohnt.

Wir machten es uns bequem und das leise, kontinuierlich surrende Geräusch des Motors war im Bus zu hören, bevor er sich kurz darauf schwerfällig in Bewegung setzte.
Das konnte eine lange Fahrt werden, deshalb steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und nach wenigen Minuten fielen mir bereits die Augen zu.

"Sehr gut, du bist auf dem Weg", hörte ich eine leise Stimme in meinem Kopf, bis ich schließlich die reale Stimme von Sophia hörte, die wohl schon länger versuchte mich aufzuwecken.
Wir waren die einzigen beiden, die noch im Bus waren.
"Hey, Malia, komm schon, jetzt wach endlich auf! Wir machen eine Pause. Komm jetzt, wach auf! Ich muss echt mal aufs Klo!!! "
Ich öffnete die Augen, es war entscheiden zu hell und darum Schloss ich sie schnell wieder, bis ich erneut Blinzelte und meine Augen diesmal endgültig öffnete und bekam daraufhin nur ein genervtes :" Na endlich!" zu hören, bevor mich eine Hand von meinem warmen, bequemen Sitz zuerst raus in die Kälte und dann in ein müffelndes Toilettenhaus an einer Raststätte zerrte.

Wir waren nicht die einzigen hier draußen, die ganze Klasse stand verteilt auf dem Parkplatz herum und wartete wohl darauf, dass es weiter ging.

Einige hatten sich in der Raststätte etwas zu Essen gekauft, andere standen nur da und beobachteten die fremden Leute, die hier anscheinend auch Rast machten.

Nachdem wir wieder aus dem kleinen Toilettenhäuschen gekomme waren, eingehüllt von dem sehr intensiven Lavendel-Limetten Duft der Seife, übrigens eine schreckliche Kombination, ließen wir unsere Blicke über den Parkplatz wandern. Ich entdeckte Jeff und Eric zuerst und deutete Sophia an, dass sie schon Mal zu ihnen gehen sollte. Ich dagegen steuerte geradewegs auf Sam zu, der mit dem Rücken zu mir alleine auf einem Stein saß. Ich konnte spüren dass mit ihm etwas nicht stimmte.

Hinter ihm angekommen, umarmte ich ihn kurz von hinten und ließ mich dann auf einen benachbarten Stein sinken.
"Okay Sammy, raus mit der Sprache, was ist los... du hast doch etwas auf dem Herzen." , sagte ich nun ernst.

Nach einigen Sekunden, in denen er schwieg, rückte er dann doch mit der Sprache raus: "Diese Typen, ich mag sie nicht besonders...dieser Jeff, irgendwie ist der komisch. Außerdem glaube ich, dass er was von dir will...". Er wendete zerknirscht seinen Blick ab, und ich dachte eine Weile über seine Worte nach.

Ja, dass Jeffrey irgendwie anders war hatte ich auch schon bemerkt aber woran genau das lag konnte ich nicht sagen, dass er etwas von mir wollte, glaubte ich allerdings nicht.
Wir hatten uns gefühlt ewig nicht gesehen. Außerdem flirtete er sowieso ständig mit irgendwelchen anderen Mädchen. Ich blickte zu den dreien hinüber und tatsächlich hingen ihm schon wieder zwei von diesen billigen Klassenbitches mit ihren Stofffetzen von Tops und Hosen, die so kurz waren, dass man sie als Bikinihöschen vermarkten könnte, am Hals. Sam lag definitiv falsch.

Schließlich antwortete ich ihm:
"Ja, Jeff ist im Moment ein bisschen komisch, aber ich bin mit ganz sicher, dass es nicht daran liegt, dass er auf mich steht, und selbst wenn ... " Ich ließ den Satz angefangen in der Luft hängen.
"Auf jeden Fall will ich dich wirklich nicht ausschließen, aber... im Moment ist das einfach zu wichtig um einen Außenstehenden einzuweihen, und es ist vor allem auch wirklich gefährlich.", sprach ich schließlich zu Ende.

Er gab einen immernoch leicht mürrischen Ton von sich und war wahrscheinlich nicht besonders überzeugt, beließ es aber dabei als wir unseren Klassenlehrer bemerkten, der vor dem Bus stand und uns zuwinkte.

Die Fahrt ging also weiter...

Die Hüter der TugendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt