Kapitel 4

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Sophia's P.o.V.

Als ich endlich Zuhause angekommen war, schmiss ich Jacke und Schultasche in die Ecke, schleuderte meine Schuhe von mir und ließ mich erschöpft auf mein großes, weiches Bett fallen. Also natürlich nicht körperlich erschöpft...mehr schockiert, überrumpelt und naja, zugegebenermaßen auch fasziniert. Denn was Malia da eben veranstaltet hatte, war kein Trick gewesen. Da war ich mir sicher. Ich habe es gespürt. So ein angenehmes kribbeln.
Ich weiß nicht warum aber diese Geschichte hat mich irgendwie gepackt...aber ist das wirklich real und wenn ja...was bedeutet das dann jetzt für mich?
Ich beschloss, vorerst nicht in der Irrenanstalt anzurufen und diese "Sache" für mich zu behalten. Doch schon tat sich die nächste Frage auf: wie sollte ich mich morgen Malia gegenüber verhalten? Sie ignorieren? Nein, zu dramatisch. Ich beschloss, mich einfach ganz normal zu verhalten und das heikle Thema zu meiden. Doch da hatte ich die Rechnung wohl ganz ohne Malia gemacht...

Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg in die Schule und traf unterwegs auf Meg und Laura die ebenfalls auf dem Schulweg waren. "Guten Morgen", rief ich den beiden zu. Sie sahen mich und kamen zu mir auf die andere Straßenseite. Meg knuffte mir freundschaftlich in die Seite."Guten Morgen, wie war's gestern? Habt ihr euch über was spannendes unterhalten? Gibt's irgendwas neues?" , fragte sie.
Ganz unterbewusst zuckte ich zusammen und mir wurde ganz heiß... jetzt bloß nichts falsches sagen. "N-nein... nur das übliche" , brachte ich gespielt gelangweilt heraus und hoffte sie würde nicht weiter fragen. In dem Moment stießen auch Nora, Leyla und Mal, so nannte ich Malia meistens, zu uns. Mal schien sich ans Schauspielern gewöhnt zu haben, da sie auf die selbe Frage ein ganz gelassenes "nö, denk nicht" antwortete. Allerdings bemerkte ich ihren Blick in meine Richtung der eindeutig "alles ok bei dir?" ausdrückte. Ich nickte kaum merklich aber sie verstand mich und atmete erleichtert aus. Als wir uns zur Begrüßung umarmten, bemerkte ich zum aller ersten Mal wie ihre Kette leicht zu glühen begann. "Wir müssen uns dringend unterhalten. In der Pause, unten an der alten Mauer. " Raunte sie mir zu und ich begrub meine "am-besten-einfach-ignorieren-und-vergessen-" Pläne.
Wir gingen rein und liefen auf direktem Weg zu unserem Klassenzimmer. Es waren schon ein paar Leute da und wir begrüßten uns freudig. Wir waren noch mit einigen anderen ganz gut befreundet wie z.b. Dan, Leo, Sam, Jonathan, Jake, Liam, Killian, Lillith und Jenny. Schließlich setzte ich mich auf meinen Platz neben Leo und Jenny. Malia saß zwei Reihen vor mir neben Sam und Lillith. Auf der anderen Seite, neben Lillith, saß noch Killian, der so ziemlich die ganze Zeit mit Lillith flirtete. Die beiden waren zwar nicht zusammen, aber ich war mir sicher dass sich das bald ändern könnte. Mal und Sam bemerkten das allerdings kaum, da sie selbst ständig am Quatsch machen waren.

Auch die anderen hatten sich auf ihre Plätze gesetzt und ihre Sachen herausgeholt... Und schon flog das erste Mäppchen quer durch den Raum...es war Dan's. In dem Moment, als es gegen die Tafel geknallt wäre wurde es aufgefangen... von Mr. Eastman, unserem Englisch Lehrer... ausgerechnet. Ernst schaute er durch die Reihen: "wem gehört das?" Fragte er und Dan meldete sich zögerlich. Mr. Eastman gab es ihm zurück und wir begannen mit dem Unterricht.
In der Pause blieb ich absichtlich etwas länger drinnen, damit mich niemand zu der alten Mauer gehen sehen konnte, sonst hätten wir nur eine Menschen Traube um uns gehabt und keine Chance etwas zu besprechen. Als ich endlich angekommen war stand Malia bereits vor mir. "Da bist du ja endlich", bemerkte sie genervt. "Sry...", zischte ich zurück. "Okay, angenommen ich würde dir diese verrückte Geschichte glauben...", begann ich vorsichtig, doch ich wurde unterbrochen. "Gott sei Dank, ich dachte schon ich hätte mich geirrt. Das hätte richtig Ärger gegeben!", platzte es erleichtert aus Mal heraus und sie viel mir um den Hals. Ich ließ das jetzt Mal so stehen, da ich wusste es würde nichts bringen ihr zu erklären dass das nur eine theoretische Frage war. "Also...was heißt das jetzt?", beendete ich meine eigentliche Frage. "Also, zuersteinmal", sie kramte kurz in ihrer Jackentasche und zog dann die Kette mit dem weißen Kristallanhänger hervor. "Der, gehört jetzt dir. Du wirst die neue Hüterin der puren Weisheit." Sie gab mir lächelnd die Kette mit dem Anhänger. Der Anhänger war an einem schwarzen Band aus weichem Leder befestigt und fühlte sich sehr angenehm in meiner Hand an. Huch...dachte ich. Plötzlich begann es in meinem ganzen Körper zu kribbeln und mir wurde ganz warm. "Spürst du es?", fragte meine Freundin ganz neugierig.
"Ja, ich glaube schon", antwortete ich lächelnd. Es fühlte sich gut an. Ich fühlte mich auf einmal so stark und so anders so...magisch. Jetzt schaute mich Mal ernst an."Du darfst auf gar keinen Fall jemals irgendwem hiervon erzählen.", ermahnte sie mich. Ich versprach es und sie schlug vor, dass wir uns am nächsten Tag treffen könnten, um mir ein paar Regeln und tricks beizubringen. Ich willigte ein und wir machten uns wieder auf den Weg nach oben ins Klassenzimmer... jetzt hatten wir Mathe.

Oben angekommen fragten uns die anderen, wo wir so lange geblieben sind und ich antwortete schnell " Nur kurz auf dem Klo" und wir setzen uns.
"Schöne Kette, ist die neu? Die hab ich noch nicht an dir gesehen." ,bemerkte Leo neben mir. Ich wurde etwas rot und antwortete: "Ja, ist sie, Dankeschön."
Er lächelte mich an und ich lächelte zurück, dann mussten wir uns wieder auf den Unterricht konzentrieren, da der Lehrer bereits Übungsaufgaben angeschrieben hatte.
So vergingen die nächsten Stunden und ich war froh, als die Schule endlich fertig war. Ich machte mich gemeinsam mit Jenny auf den Heimweg und der restliche Tag verstrich relativ ereignislos.

Die Hüter der TugendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt