Kapitel 5

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Malia

Auf dem Nachhauseweg war ich ungewohnt gut gelaunt. Ich hatte es geschafft. Sophia hatte ihren Kristall angenommen und war bereit sich von mir unterrichten zu lassen. Außerdem hatte der Kristall sie nicht zu Staub zerfallen lassen, was mir die letzte Versicherung gab, dass sie die richtige war.

Ich weiß, das klingt grausam, aber so ist das mit der Magie. Wenn du nicht stark genug bist...naja... dann puff, und weg bist du. Oder du hast Glück und nur deine Erinnerungen an jegliche Magie werden gelöscht. Zum Glück ist es meistens eher letzteres.

Ich schloss unsere Haustür auf und betrat den Flur, durchden man an unsere Garderobe gelangte. Die Tür ging auf und jemand streckte seinen Kopf durch die Wohnungstür. "Malia!", rief die Stimme meines Bruders freudig und ich umarmte ihn zur Begrüßung. Kyle war einen guten Kopf größer als ich und hatte die dunkelbraunen Haare meines Vaters, die er wie immer gut gestylt hatte. Er war zwei Jahre älter als ich...aber mal abgesehen von der Größe sah man es ihm kaum an. Er war immer gut rasiert, hatte ein Jugendliches Gesicht und leuchtend blaue Augen.

Wir wurden oft für Zwillinge gehalten, da wir uns wirklich sehr ähnlich sahen. Die selbe Nase, die selben mit Grübchen gezierten Wangen und Sommersprossen. Er hatte mehr als ich, ich hab Mal versucht nach zu zählen, was allerdings nicht ganz so gut geklappt hat. Wir hatten beide diese stechend blauen Augen, jedoch hatten meine manchmal einen ausgeprägteren Graustich, manchmal waren sie dann himmelblau und an anderen Tagen dafür Nebelgrau.

"Ich hab uns was gekocht" , rief Kyle, der bereits in die Küche geeilt war, damit die Nudeln nicht verkochten. Es gab seine berühmte Bolognese. Kyle war ein begnadeter Koch und ich beneidete jetzt schon seine zukünftige Ehefrau. Ich packte noch etwas mit an und 10 Minuten später saßen wir schon am Esstisch.

Wir aßen oft nur zu zweit, da meine Mutter arbeitete und mein Vater eigentlich immer auf Geschäftsreise war...behauptete er zumindest. Das störte mich aber nicht denn Kyle und ich waren unsere eigene kleine Familie.

"Gibt's was neues?", fragte er kauend. "Mh, nicht wirklich. Killian hat Lilly immer noch nicht nach einem Date gefragt. Jake und Nora zoffen sich immernoch wegen allem möglichen und Vertragen sich dann nach zwei Minuten wieder, Sam und Liam nerven Dan dauernd und heute ist Mr. Eastman sogar in eine ihrer Aktionen geplatzt... Aber sonst eigentlich nix", antwortete ich ihm. "Und bei dir so?"
"Ne nicht wirklich. Ruby ist jetzt mit Charles zusammen. Soll mir Recht sein, das wird eh nicht lang halten.", meinte er hörbar eifersüchtig.

Ich ging gar nicht weiter darauf ein. Ich wusste wie sehr es meinem Bruder weh tat, zu sehen wie seine Ex einem neuen hatte. Aber ich konnte ihm leider nicht helfen, da ich in Sachen Liebe und Beziehungen keine Expertin war.

Wir räumten gemeinsam die Küche auf und danach ging in in mein Zimmer. Ich kramte etwas herum und fand schließlich das kleine Notizbuch, dass Jeffrey mir damals gegeben hatte. Jeffrey war der Hüter des Edelmutes und hatte mich damals ausgebildet. Er müsste Mittlerweile 16 oder 17 sein. In dem Buch standen hilfreiche Tipps und Regeln zum Thema Magie und auch Anleitungen für Kampftechniken und dem Umgang mit Waffen. Natürlich altertümliche wie Schwerter oder so.

Die Hüter benutzten keine Feuerwaffen oder ähnliches. Dafür gab es zwei ganz einfache gründe: 1. Wenn man mit magie zu tun hat, sind Handfeuerwaffen ziemlich wirkungslos, da man die Kugeln ganz leicht stoppen oder ablenken kann. Der 2. Grund ist, dass man mit z.B Schwertern oder Pfeil und Bogen eine viel größere Kontrolle und Präzision hat.

Ich habe damals mein Talent fürs Bogen schießen entdeckt. Jeffrey zum Beispiel kämpfte vorzugsweise mit dem Schwert, konnte aber auch gut mit Lassos oder Netzen umgehen und besaß generell ein ziemlich großes wissen über Fallen allgemein.

Ich hatte beschlossen Sophia anhand von diesem Buch die grundlegenden Dinge zu erklären, die man als Hüter wissen musste. Ich arbeitete noch lange einzelne Dinge heraus, übte sie ein, sodass ich sie auch vorführen konnte, und versuchte sie in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen.

Ich machte auch noch meine Hausaufgaben und um 22:57 Uhr legte ich mich schließlich schlafen. Aber es sollte wohl keine besonders ruhige Nacht werden, denn ich hatte ja immernoch diese schrecklichen Albträume. Aber daran dachte ich nicht mehr, denn mir waren  bereits die Augen zugefallen...

Die Hüter der TugendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt