Die Hüter der Tugenden

Kapitel 8

Als ich am Mittag nach Hause kam und die Küche betrat winkte mir mein Bruderherz mit einem Brief in der Hand. "Post für dich!" ,rief er. "Von einem Verehrer?" ,fügte er neugierig hinzu. "Nein." ,antwortete ich knapp, schnappte mir den Brief und ließ Kyle verdutzt in der Küche stehen. "Ich esse später", rief ich ihm noch zu und lief darauf auf direktem Weg in mein Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett und öffnete gespannt den Brief. Ich wusste nämlich ganz genau vor wem er war.
Ich brauchte einige Sekunden um auf unsere Geheimschrift umzuschalten, aber dann las ich:

Liebe Mal,
Ich freue mich von dir zu hören, auch wenn es unter solch wenig erfreulichen Umständen ist. Deine Träume sind wirklich äußerst beunruhigend... Wir müssen der Sache nachgehen. Ich nehme morgen den nächsten Flug zu dir und Bringe ... mit. Es ist wichtig, dass wir alle zusammen sind und uns verteidigen können, falls deine Vermutungen eintreffen.

PS: Sehr gut, dass du die neue Hüterin für dich gewinnen konntest. Ich freue mich sie persönlich kennenzulernen und ihre Fortschritte zu beobachten und ihr bei der Auswahl ihrer Waffe zu helfen.
Wir sehen uns dann am Dienstag Abend.
Viele Grüße,
Dein Jeffrey

Ich war froh, dass er meine Nachricht erhalten hatte und bald hier war. Jeff war wesentlich erfahrener als ich und erstrecht als Sophia. Ich war auch auf den vierten Hüter gespannt, den ich bis jetzt noch gar nicht kannte.
Andererseits würde mir bewusst, dass Jeff morgen etwas von Sophia sehen wollte...was bedeutete, ich musste ihr heute noch soviel wie möglich beibringen.
In diesem Moment klopfte es an der Tür.
"Ich bin beschäftigt, Kyle!" ,rief ich und jemand öffnete die Tür trotzdem.
Es war Sophia. "Oh, sorry. Ich dachte du wärst mein Bruder.", sagte ich und machte ein entschuldigendes Gesicht. "Jap, das hab ich gehört. Kyle hat mich reingelassen. Er war irgendwie merkwürdig." , antwortete sie. War ja klar. Ich musste meinem Bruder unbedingt erklären, dass er nicht ständig meine Freundinnen anbaggern soll. Naja, wie dem auch sei. "Also... Morgen werden die anderen beiden Hüter hier eintreffen. Ich habe seit einer ganzen Weile eine komische Vorahnung und wir müssen das dringend überprüfen.", erklärte ich. "Außerdem", fuhr ich fort," werde ich dir heute einiges beibringen, was du bis morgen Mittag können musst, da Jeff sehen will was du kannst. Aber keine Sorge, das schaffen wir."
"Wer ist Jeff?" , fragte Sophia jetzt neugierig. Ich antwortete ihr:" Jeff, bzw. Jeffrey ist der Hüter des Edelmutes. Er ist jetzt glaube ich 16 oder 17 und meines Wissens nach der älteste von uns. Er hat mich damals ausgewählt. "
"Cool." ,war das einzige was sie dazu sagte.

Wir begannen mit den Training. Das Spüren der Magie im Kristall klappte bald nahezu perfekt. Also ging ich über zum nächsten Punkt.
Den Magie Kugeln, unserer wichtigster Waffe.
"Stell dir vor, du hast zwei weiß leuchtende Kugeln um die Hände." , wie's ich sie an. Zu meinem Erstaunen gelang es ihr auf Anhieb die Kugeln zu erschaffen. "Okay. Jetzt wirf sie auf mich", auch das funktioniert gut. Ich ging die Kugeln auf und ließ sie verpuffen. "Sehr gut. Du scheinst ein Naturtalent zu sein."
"Danke", sagte sie.
"Sag mal, war damals etwas zwischen dir und Jeffrey?", fragte sie und ich zuckte zusammen. "N-nein, wie kommst du darauf?", erwiderte ich etwas verwirrt. Es war damals tatsächlich etwas. Ich hatte damals etwas getan, was ich bis heute bereute. Irgendwas hatte mich beim Training so wütend gemacht, dass ich Jeff eine Kugel geballte Magie entgegengepfeffert hatte. Er war zu langsam ausgewichen und ich hatte ihn volle Kanne erwischt. Er war einige Minuten bewusstlos gewesen und seitdem hatte er eine Narbe an der Stirn. Es war mir sehr peinlich, da gerade die Hüterin der Harmonie niemals die Kontrolle verlieren durfte. Und erstrecht niemanden dabei verletzen. Jeff und ich hätten geschworen darüber zu schweigen. Aber das war der Grund, warum meine Kette zwei dunkle Schlieren inmitten des reinen Rubin- pinks aufwies. Sie standen für meinen Kontrollverlust und erinnerten mich daran, dass es jederzeit wieder geschehen könnte.
"Doch.", Sophia riss mich aus meinen Gedanken. "Du hat ihn verletzt, richtig?" ,sagte sie auf einmal und ich war sprachlos. Woher konnte sie das wissen? Das kann doch nicht sein!
Ich wusste zwar nicht, woher Sophia soviel über meine Vergangenheit wusste, aber ich wusste wer es wissen könnte.
Ich schickte Sophia mit der Begründung, sie habe genug gelernt nach Hause und legte mich auf mein Bett...ich musste morgen dringend mit Jeff reden.
Kurz darauf schlief ich ein.