Feuer...alles brannte. Ich hörte von überall her schreie...von Männern, Frauen, Kindern. Dann sah einen Mann und einen jungen. Sie standen inmitten des Feuers. Der junge sah ängstlich aus und der Mann...er lachte. Aber nicht so ein das-war-jetzt-aber-lustig lachen. Mehr ein hihi-ich-erobere-die-Welt-und-dann-bring-ich-sie-alle-um lachen. Das klang echt ziemlich verstörend. Neben mir tauchte jetzt plötzlich ein Mädchen auf, ich konnte sie nicht erkennen, alles war voller Rauch. Das Mädchen rannte auf sie zu und weiße strahlen oder Blitze zuckten aus ihren Händen. Es wurde gleißend hell auf auf einmal waren alle weg und alles war still. Totenstill . Ich bewegte mich langsam und vorsichtig vorwärts. Da stolperte ich und sah nach unten, um das Hindernis zu identifizieren. Ein Mensch. Um genau zu sein: Eine Leiche. Ich schaute nach vorne...es war nicht nur eine Leiche, alles war voller Leichen. Aber nirgendwo war Blut. Merkwürdig. Da! Es bewegte sich etwas. Aus der Dunkelheit setzte sich eine Silhouette ab und bewegte sich auf mich zu. "Malia? Bist du es?" , fragte die Stimme eines kleine Jungen. Er war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. "Ja", flüsterte ich leise zurück. "Wo warst du? Ich habe gewartet. Die ganze Zeit. Sie haben alle umgebracht, oder? Sie sind alle tot. Wir sind die einzigen nicht wahr?" , flüsterte er und seine Stimme brach mitten im Satz. Ich wusste nicht warum, aber ich ging auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. "Es wird alles gut. Alles wird gut", sagte ich tröstend zu ihm und er hörte augenblicklich auf zu weinen. Dann hörte ich etwas lautes. Ich spürte einen stechenden Schmerz und...
Ich schreckte hoch. Dieser beschissene Wecker. Jedesmal unterbrach er mich an dieser entscheidenden Stelle. Ich hatte nicht immer den selben Traum, aber er endete jedesmal mit diesem Geräusch, dass ich nicht zuordnen konnte und diesem schrecklich stechendem Schmerz.
Langsam richtete ich mich auf und schaute verschlafen auf die Uhr.
09:32.
Mir viel ein, dass ich heute ja mit Sam zum Frühstück verabredet war, also wusch ich mich in Rekord Zeit, zog mir eine Schwarze Hose, die an den knieen Löcher hatten an und dazu ein schwarzes, eng anliegendes top über dass ich noch meine geliebte rot karrierte Bluse zog, in die ich am unteren Ende einen kleinen Knoten machte. Zuletzt krämpelte ich noch die Ärmel hoch, legte mir meine magische Kette an und trug etwas Wimperntusche auf.
Perfekt.
Ich ging in die Küche und griff mir meine Tasche mit meinem Geldbeutel. Ich rief noch ein "ich bin jetzt mit Sam frühstücken", in die Richtung von Kyle's Zimmer und verließ eilig das Haus. Ich schnappte mir mein Fahrrad und fuhr in Richtung des kleinen Cafés am anderen Ende der Stadt, die zum Glück nicht groß war. Samstags war das kleine Café gut gefüllt, aber da ich und Sam öfters hier frühstückten kannten die Besitzer uns schon ganz gut.Ich betrat das gemütlich eingerichtete Café und sah Sam bereits an unserem Stamm-Platz sitzen. Ich ging müde lächelnd auf ihn zu und umarmte ihn zur Begrüßung. "Na, noch lange feiern gewesen gestern?", fragte er spöttisch. "Nein. Albtraum.", antwortete ich einsilbig und sein lächeln verschwand. "Wieder so einer?", harkte er nach und betonte das "so" dabei besonders. "Ja". Er schaute mich nachdenklich an. "Wir dachten es hilft, wenn du Sophia den Kristall endlich gibst... aber anscheinend doch nicht. Was hat das nur zu bedeuten?"
Ja, Sam wusste bescheid. Er wusste alles. Aber er war kein Hüter. Sam war wahrscheinlich die einzige außenstehende Person, die eingeweiht war. Denn das war ja eigentlich streng Vorboten, aber ich konnte es nicht verhindern.Als wir nämlich vor einem Jahr einen neuen Lehrer bekommen hatten, kam mir dieser von Anfang an etwas merkwürdig vor. Jedoch wusste ich nicht genau warum. Erst an dem Tag, als er mich nach der Stunde nochmal wegen "meiner mündlichen Leistungen" sprechen wollte. Er hatte mir die ganze Zeit auf die Kette gestarrt und letzten Endes versucht sie mir vom Hals zu reißen. Er war wohl irgendwie mit Magie vertraut gewesen und hatte mich in die Enge getrieben. Ich konnte mich damals kaum wehren und hatte nur lila Magiekugeln um meine Hände, die ich abfeuern konnte. Sie prallten allerdings wirkungslos an ihm ab. Somit war ich ihm hilflos ausgeliefert. Und da kam Sam ins Spiel: In dem Moment, als der vermeintliche Lehrer mir die Kette entreißen wollte, kam Sam von hinten und schlug die beiden Becken rechts und links gegen seinen Kopf, sodass er aussah wie ein musikalisches Sandwich. Ich war Sammy damals so unglaublich dankbar und bin es bis heute noch. Ohne ihn hätte ich die Kette verloren. Deshalb hab ich ihm alles erzählt und erklärt. Seitdem stand er mir mit Rat und Tat zur Seite und ich muss sagen, ich vertraue Sam mehr als den meisten anderen Leuten die ich kenne.
"Keine Ahnung" antwortete ich auf seine Frage...sie war zwar rhetorisch, aber das war mir ziemlich egal.
"Ich weiß langsam echt nicht mehr was ich tun soll, da kommt irgend etwas auf uns zu. Etwas großes. Und ich habe keine Ahnung was und wie ich es verhindern kann" , wimmerte ich verzweifelt. "Also, zuerst bringst du Sophia bei, mit Magie umzugehen. Und dann versuchst du die anderen Hüter zu erreichen, würde ich vorschlagen." , versuchte Sam mich zu ermutigen. " Das ist gut. Das mache ich, gleich heute Abend. Was würde ich nur ohne dich tun" , sagte ich dankbar und legte meinen Kopf auf seine weiche, perfekt zur Kopfablage geformte Schulter.
Wir aßen unser Frühstück und verabschiedeten uns schließlich gegen 12:00.Ich machte mich auf den Weg zu mir nach Hause, da Sophia dort in ca. zwei Stunden ankommen würde und ich noch einige Dinge vorbereiten und üben musste und auch die magischen Briefe an die anderen beiden Hüter abschicken musste... Natürlich alles in unserer Geheimschrift.
Ich hoffte nur, dass Sophia schnell alles lernte, sodass wir bereit wären, falls es zu einem Problem käme ... denn da kam ganz eindeutig etwas auf uns zu... die Frage war nur: Was?
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Die Hüter der Tugenden
FantasyWenn die Welt droht, zerstört zu werden. Wenn alles, woran wir glauben zugrunde geht. Wenn unsere Normen und Werte nichts mehr zählen. Wenn eine ganz besondere Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird. Was kann dann passieren? Kann es ein Ha...