Vollkommen erschöpft höre ich das Klingeln meines Weckers. Ich habe die ganze Nacht lang unruhig geschlafen, war immer wieder zwischendurch wach. Es war einfach unerträglich. So viele Gedanken sind mir durch den Kopf geschwirrt, von Jonah bis hin zu meinen Eltern. Das Letzte was ich jetzt also brauche ist aufzustehen, unten wahrscheinlich auf meine Eltern zu treffen und in der Schule dann auch noch Jonah zu sehen. Ich würde am Liebsten liegen bleiben.
Genervt schlage ich jetzt neben mich, weil dieser Wecker mir einfach verdammte Kopfschmerzen bereitet. Schon alleine daran merke ich, dass meine Laune heute absolut scheiße sein wird. Den ganzen verdammten Tag lang. Mir tun meine Freunde jetzt schon leid, selbst wenn ich mich immer bemühe meine schlechte Laune zu verbergen. Klappen tuts dann meistens doch nicht so gut.
„Es ist viel zu früh." höre ich einen verschlafenen Louis neben mir grummeln, welcher dann vollkommen planlos aufsteht und ohne ein weiteres Wort aus meinem Zimmer verschwindet. Und dabei haben wir heute schon erst zur dritten Stunde. Ich muss zugeben, dass mir das tatsächlich ein kleines Grinsen entlockt hat. Louis ist wirklich genau so ein Morgenmuffel, wie ich es bin.
Widerwillig stehe ich auf und mache mich fertig, bevor ich es wage nach unten zu gehen. Ich hab mir heute extra viel Zeit gelassen, damit ich mir in der Küche nur noch eine Kleinigkeit zu essen schnappen kann und dann los muss. Ich möchte weder Papa noch Mama begegnen und schon mal gar nicht mit ihnen kommunizieren. Wobei, dass ich mit Papa kommuniziere ist ja sowieso ziemlich selten.
Als ich die Küche betrete sehe ich sowohl Louis, als auch meine Eltern am Tisch sitzen. Sofort muss ich schlucken und nehme mir eine Banane aus dem Obstkorb, dann setze ich mich neben Louis.
„Sie ist nicht nur sinnlos, sondern auch sozial inkompetent." höre ich meinen Vater in seine Zeitung murmeln und muss schlucken. Sinnlos und sozial inkompetent. Er hätte mich doch nicht mal zurückgegrüßt, wenn ich ihm Guten Morgen gesagt hätte. Schon wieder merke ich die Frustration in mir aufsteigen und würde am Liebsten loslaufen, um in mein Zimmer zu verschwinden. Es reicht mir einfach.
„Was?" fragt Louis direkt und es ist nicht schwer zu bemerken, dass er ziemlich gereizt ist. Sofort ticke ich ihn an und schüttele leicht meinen Kopf. Er soll sich wegen mir jetzt nicht auch noch Stress mit Papa einhandeln, ändern würde es sowieso nichts.
Papa jedoch wirft ihm nur einen mahnenden Blick zu und gibt sich nicht mal die Mühe darauf zu antworten.
„Wir müssen los, sonst kommen wir zu spät." sagt Louis daraufhin nur noch genauso gereizt und zieht mich mit sich zum Auto. Ich bin ihm dankbar dafür, dass er uns aus dieser Situation befreit hat, ich kann mir sowas nicht ständig anhören. Das ich sinnlos sei, macht er mir schon oft genug durch sein Verhalten bewusst.
Nachdem wir bei der Schule angekommen sind, mache ich mich einfach schnell auf den Weg zum Raum und tue so als hätte ich meine Freunde auf dem Schulhof nicht gesehen. Ich kann da jetzt einfach nicht drauf. Aus dem Augenwinkel sehe ich auch Jonah, der mich glaube ich anguckt. Es interessiert mich nur in diesem Moment nicht, es ist mir einfach egal. Ich sprinte schon förmlich durch die Schule, weil ich Angst habe mich könnte sonst jemand erkennen oder ansprechen, irgendwie lächerlich. Trotzdem brauche ich gerade einfach meine Ruhe, ich muss nachdenken und mich beruhigen. Als ich den Raum schlussendlich erreicht habe, lasse ich mich erleichtert auf einen Stuhl fallen. Ich bekomme kaum mit wie sich der Raum langsam füllt und auch der Unterricht zieht vollkommen an mir vorbei.
Erst als die Schulklingel die Pause einläutet werde ich aus meiner Starre gerissen und packe mechanisch meine Schulsachen in die Tasche. Ich beschließe mich nicht in die Mensa zu setzen, sondern auf den Schulhof zu gehen und mir da eine Bank zu suchen. Gesagt, getan.
Erschöpft lasse ich mich auf die Bank fallen und schließe einen kurzen Augenblick lang die Augen. Die Erschöpfung ist jetzt wieder deutlich spürbar und ich würde wirklich nichts lieber tun als mich hinzulegen. Vielleicht sollte ich das direkt tun, wenn ich wieder Zuhause bin. Als ich meine Augen wieder öffne, gucke ich mich um. Nicht viele sind hier auf dem Pausenhof, die meisten werden wohl in der Mensa sein und dort was essen.
Trotzdem sehe ich Jonah, wie so oft an einer Wand gelehnt. Neben ihm stehen Henry und Collin, welche gerade in ein Gespräch vertieft zu sein scheinen. Ich merke, dass Jonah versucht Augenkontakt aufzubauen und ganz kurz überzeuge ich mich auch davon diesen zu erwidern. Sofort schießen mir aber Erinnerungen in den Kopf, die ich einfach nur verdrängen möchte, weswegen ich meinen Blick erschöpft von ihm abwende. Bestimmt fünf Minuten sitze ich dann einfach so da, ohne irgendwas zu machen, bis ich höre wie jemand relativ leise meinen Namen ruft.
Cole, Vally und Owen.
Ich zwinge mich einmal tief durchzuatmen und setze dann ein Lächeln auf.
„Hey." begrüße ich die drei vor mir und gebe mir wirklich alle Mühe so zu wirken, als wäre nichts. Das habe ich schon so oft geschafft, das schaffe ich auch heute. Sofort grinst Vally.
„Heyy." antwortet sie mir gut gelaunt und lässt sich neben mich auf die Bank fallen. Ich liebe Vally wirklich, aber an Tagen wie diesen geht mir ihre gute Laune manchmal wirklich auf die Nerven.
„Was machst du denn schon so schnell hier draußen?" fragt mich Cole leicht verwundert und ich lächele einfach weiter.
„Das Wetter ist so gut, deswegen dachte ich, dass ich ja schon mal ne Bank freihalten kann." antworte ich dann sofort ohne groß nachzudenken. Das ist mittlerweile Routine für mich. Es fällt mir nicht mehr sonderlich schwer spontane Antworten auf Fragen zu finden, das konnte ich schon oft genug üben. Die anderen scheinen es mir abzukaufen, da sie nichts weiter drauf erwidern und sich ebenfalls mit auf die Bank gesellen. Das einzige was ich in diesem Moment inständig hoffe ist das sie einfach ruhig sind. Mein Kopf schmerzt, ich brauche absolut Ruhe.
„Ich schreibe gleich einen Latein Test." höre ich Vally jammern und tue einmal so als würde ich wirklich darüber nachdenken und sie bemitleiden, dann lasse ich auch dieses Gespräch komplett an mir vorbeiziehen.
Einmal kurz schweift mein Blick wieder zu Jonah, doch auch diesmal wende ich ihn direkt wieder ab und starre stattdessen einfach Löcher in die Luft.
DU LIEST GERADE
His smile
Teen FictionJonah Brooks. Mit seinen wunderschönen grünen Augen und den kastanienbraunen, perfekt gestylten Haare könnte er glatt als Model durchgehen. Und dann sein Lächeln erst, verdammt ich liebe sein Lächeln. Leider zeigt er es viel zu selten, um genau zu s...