Kapitel 46

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"So und jetzt?" frage ich nun also, als wir vor meiner Haustür angekommen sind und gucke Jonah an. Wir haben noch eine ganze Weile in dem Park verbracht und Sterne angeguckt. Ich kenne jetzt noch das Sternbild des kleinen Bärs und weiß, welcher Stern der Polarstern ist. Es war schön einfach so dort zu liegen und mit ihm in die Sterne zu gucken. Wir haben nicht mal viel geredet, hatten keinen Körperkontakt. Wir lagen einfach auf dieser Wiese und sind unseren Gedanken nachgegangen.

"Es ist schon spät."

"Ja das stimmt." stimme ich ihm zu und muss die Enttäuschung in meiner Stimme verbergen. Ich hätte ihn gerne noch weiter bei mir gehabt. Ich genieße seine Anwesenheit und wünschte wirklich ich könnte immer so etwas mit ihm haben. Ich möchte immer wieder mit ihm zusammen von einer Party abhauen und immer wieder mit ihm Sterne angucken. Ich möchte immer wieder mit ihm sein.

"Ja also dann.." Enttäuschung macht sich in mir breit und ich spüre, wie sich alles in mir zusammenzieht. Er soll hierbleiben. Okay, ich muss mich zusammenreißen. Jonah ist nicht mein Freund.

Die Enttäuschung ignorierend wende ich meinen Blick wieder zu ihm und erkenne seine Verunsicherung. Ich schätze er weiß nicht, wie er sich mir gegenüber jetzt verhalten soll. Wahrscheinlich fragt er sich, ob er mich zur Verabschiedung umarmen soll oder lieber nicht.

Doch dann fasst er anscheinend den Entschluss, dass eine Umarmung angemessen ist und kommt einen kleinen Schritt auf mich zu, bevor er seine Arme ausbreitet. Mein Herz macht einen Satz und ich kann mir das Lächeln nicht verkneifen. Schnell schlüpfe ich in seine Arme und kuschele mich an seine Brust. Ich fühle mich hier so wohl.

Auch seine Arme drücken mich nun fest an sich und direkt fühle ich mich glücklich und geliebt. Mir ist bewusst, das er wahrscheinlich nicht das Selbe empfindet oder das er es zumindest nicht zulassen wollen würde, aber geliebt fühle ich mich hier trotzdem. Ich fühle mich beschützt.
Dieser Gedanke macht mich glücklich.

"Sollen wir reingehen?"

"Bitte was?" frage ich in sekundenschnelle und das wirklich ohne Absicht. Das war jetzt einfach so ein Reflex, weil ich mit dieser Frage wirklich nicht gerechnet habe. Viel eher habe ich damit gerechnet, dass er sich gleich umdreht und nach Hause geht.

"Ach naja, ich kann auch nach Hause gehen." wird er nun mutiger und zieht sich einen Schritt zurück, weswegen ich nun alleine dastehe. Trotzdem liegt sein provokanter Blick direkt auf mir.

"Nein." erwidere ich daraufhin einfach und gucke ihn mit einer Augenbraue hochgezogen kritisch an. Jetzt hat er mir schon Hoffnung gemacht. Und genau in diesem Moment bin ich wieder froh Alkohol zu mir genommen zu haben, anders wäre es gar nicht zu dieser Situation gekommen. Ich meine ich kann auch gut ohne Alkohol Spaß haben, aber manche Sachen traut man sich mit Alkohol im Blut dann doch eher.

"Gut, dann schließ auf." fordert er mich auf und sofort breitet sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus, welches meine Freude über seine Worte denke ich sehr gut wiederspiegelt. Und als ich Jonah wieder angucke lockern sich auch seine Gesichtszüge. Er schaut mich amüsiert an und fängt an zu lächeln? Ist dieser Mensch vor meinen Augen wirklich Jonah? Er lächelt?

"Du lächelst." stelle ich sofort klar und er guckt mich weiterhin amüsiert an.

"Stell dir vor Lia, ich bin auch nur ein Mensch." lächelt er jetzt weiter und ich bin in diesem Moment wirklich nur überfordert. Klar war es mein Ziel ihn wieder öfter Lächeln zu sehen, aber ich war nicht darauf vorbereitet das es funktioniert. Ich meine wie? Ich dachte das wäre nicht möglich, wenn man nicht gerade zu seinen engsten Freunden gehört?
Mein Herz fängt wie wild an zu klopfen, als ich ihn da so betrachte. Er sieht sorglos und unbeschwert aus. Er sieht wunderschön aus. Vor allem aber zum ersten Mal seit Ewigkeiten sieht er wieder glücklich aus.

"Aber du lächelst nie." spreche ich nun aus meiner Verwirrung heraus und er schüttelt leicht seinen Kopf.

"Doch, zwar eher selten, aber es passiert." Diese Worte beschließe ich einfach so hinzunehmen, einfach weil ich die Stimmung nicht kaputt machen möchte. Ich habe Angst, das ich ihn zu sehr in die Enge treibe, wenn ich jetzt weiter nachfrage. Ich nicke also einfach nur und drehe mich um, dann schließe ich die Tür auf und betrete unser Haus.

Jonah folgt mir langsam und nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen haben guckt er mich einfach nur an. Plötzlich steigt die Nervosität in mir auf. Ich stehe hier tatsächlich gerade mit Jonah Brooks alleine in meinem Haus. Er ist freiwillig mit mir hier. Wie konnte das eigentlich alles passieren?

"Es tut mir leid, was ich am Strand zu dir gesagt habe." kommt es plötzlich von dem Jungen vor mir und ich gucke ihn einfach nur an. Ihm tut leid was er gesagt hat? Heißt das er hat seine Meinung vielleicht geändert? Mein Herz klopft wie wild und tausende Gedanken fliegen durch meinen Kopf. Ich möchte das mit ihm. Ich möchte es wirklich versuchen.

"Ist schon okay." erwidere ich darauf hin vorsichtig, ich meine ich hab eventuell auch ein bisschen überreagiert. Er hat mir ja nur gesagt wie er es sieht und ich bin komplett ausgerastet.

"Wollen wir oben weiter reden?" frage ich dann noch anschließend, einfach weil das mit Sicherheit angenehmer ist als hier im Flur zu stehen, wo Louis jede Sekunde reinplatzen könnte. Er nickt sofort, weshalb ich mich langsam in Bewegung setze und auf mein Zimmer zusteuer. Dort angekommen setze ich mich sofort auf mein Bett und beobachte Jonah, der sich interessiert in meinem Zimmer umsieht, bevor er sich dann neben mich setzt.

Langsam wandert sein Blick zu mir und auch ich gucke ihn an. Es ist immer noch erstaunlich ihn hier zu haben, ich muss zugeben das ich niemals damit gerechnet hätte. Klar hab ich an dem Plan festgehalten, aber erstens habe ich nicht damit gerechnet, das er funktioniert und zweitens auch nicht damit, das er sich in so eine Richtung entwickeln würde.

"So und jetzt?" stellt er nun die Frage, die ich eben schon an der Haustür gestellt habe und guckt mich an. Eine sehr gute Frage ehrlich gesagt. Darüber habe ich nicht nachgedacht als ich ihn mit zu mir nach Hause genommen habe.

"Keine Ahnung." antworte ich also und gucke wieder zur Seite in sein Gesicht, welches schon wieder viel zu nah an meinem ist. Ein Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus und ich konzentriere mich auf meine Atmung, einfach damit ich gleich nicht wieder über ihn herfalle. Ganz kurz wandert mein Blick runter zu seinen Lippen, aber dann reiße ich mich wieder zusammen und schaue ihm in die Augen.

"Oh echt nicht?" fragt er jetzt leiser und sein Blick wandert nun auch kurz runter zu meinen Lippen, bevor er mir wieder in die Augen guckt. Ich denke er weiß ganz genau, wie schwer es mir gerade fällt mich zu beherrschen, alleine schon weil er mir so verdammt nahe ist.

"Nein." Und das ist absolut gelogen. Ich weiß sehr gut, was ich jetzt gerne machen würde, aber ich weiß auch genauso gut, dass das einfach keine gute Idee für mich wäre.

Trotzdem sitzen wir nun da und gucken uns einfach nur in die Augen, während die Stimmung immer angespannter wird.

"Wir sind ja jetzt nicht mehr in der Öffentlichkeit." kommt es dann klar von Jonah, bevor er sich nun komplett zu mir beugt und seine Lippen fordernd auf meine presst.

His smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt