Kapitel 28

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Langsam öffne ich meine Augen und gähne einmal. Ich kann ganz ehrlich sagen, dass ich mich endlich wieder ausgeschlafen fühle. Mit einem Blick auf die Uhr kann ich erkennen, dass es mittlerweile auch schon 11:49 Uhr ist. Okay, dann ist es auch echt kein Wunder, dass ich nicht mehr müde bin.

Gestern Abend bin ich eigentlich direkt ins Bett gegangen, nachdem Jonah mich nach Hause gefahren hat. Nachdem ich Louis dann noch Bescheid gegeben habe, dass ich jetzt im Bett liege, bin ich dann auch relativ schnell eingeschlafen. Ich schätze ich war einfach wirklich kaputt von dem Tag. Es ist viel passiert gestern, über das ich mir alles erstmal richtig klar werden muss. Ja, ich kann an der Situation nichts ändern, aber das alle kam trotzdem recht plötzlich. Ich muss mir darüber bewusst werden, was alles passiert ist und vor allem wie ich damit jetzt umgehe.

Seufzend erhebe ich mich aus meinem Bett. Vielleicht sollte ich mich auch einfach von dem ganzen Drama ablenken. Es bringt mir doch auch irgendwie nichts da jetzt die ganze Zeit drüber nachzudenken. Das macht mich emotional doch nur fertig.

Ich gehe zu meinem Kleiderschrank und ziehe mich erstmal um. Nachdem ich die weinrote Jogginghose mit Streifen an den Seiten und ein schwarzes T-Shirt angezogen habe, mache ich mir noch einen lockeren Zopf, dann verlasse ich auch schon mein Zimmer. Unschlüssig stehe ich nun also im Flur. Was jetzt?

Irgendwie bin ich es nicht mehr wirklich gewohnt nichts zu tun zu haben. Am Wochenende bin ich normalerweise immer verplant und in der Schulzeit hat man ja bis nachmittags wenigstens Schule. Klar ist der Unterricht oft nen bisschen nervig, aber es ist ja trotzdem schön seine Freunde zu sehen und in den Pausen etwas mit ihnen zu machen.

Ich beschließe einfach nach unten zu gehen, um etwas zu essen zu machen. Louis wird sich freuen, wenn ich etwas zu essen koche, vorausgesetzt ich bekomme es hin. Kochen ist zugegebenermaßen nicht so meins. Ich vergesse oftmals darauf zu achten, wenn's anfängt zu kochen und dann verbrennt mir alles. Wenn ich mir aber Mühe gebe und ein Rezept befolge sollte es ja klappen.

Freudig laufe ich also die Treppen runter und stehe motiviert in der Küche. Was soll ich kochen?

Ich strecke mich, um an die Rezeptbücher oben auf dem Schrank ranzukommen und nehme das Größte in die Hand. Hier sollte ich wohl was finden. Schnell blättere ich durch die Seiten und bleibe bei einem Rezept hängen. Nudel-Schinken-Gratin.

Das hat Opa früher immer für uns gekocht und Louis und ich haben es abgöttisch geliebt. Bitte lass uns alle Zutaten dafür haben. Schnell laufe ich zur Abstellkammer und merke, dass wir tatsächlich alles dafür hier haben. Sofort gehe ich vollgepackt mit den ganzen Zutaten zurück in die Küche und lege alles auf die Arbeitsplatte. Dann wollen wir mal.

Nach einer halben Stunde Vorbereitung kann ich das Gratin nun endlich in den Backofen schieben und atme erleichtert auf. Ich weiß jetzt wieder warum ich so wenig koche. Es macht mir einfach absolut keinen Spaß und ist ohne Musik unerträglich langweilig. Wieso bin ich auch so faul und konnte mich nichtmal dazu bewegen meine Musikbox von oben zu holen?

Naja. Schulterzuckend stelle ich mir einen Wecker, damit ich nicht die Zeit vergesse und mache mich auf den Weg nach oben. Ich sollte Louis schon mal wecken, er braucht immer ewig lange um richtig wach zu werden. Grinsend bei dem Gedanken schwinge ich leise die Tür auf und stutze direkt. Das Zimmer ist hell erleuchtet und seine Rolladen sind nicht zu. Komisch.

Direkt wandert mein Blick zu seinem Bett und es ist leer. Louis ist nicht in diesem Bett. Sofort fängt mein Herz schneller an zu klopfen. Wo ist er?

Tausend Gedanken schwirren in meinem Kopf rum und mein Atem verschnellert sich drastisch. Louis bleibt nicht einfach von Zuhause weg ohne Bescheid zu sagen, das hat er noch nie gemacht. Angst macht sich in mir breit und mein Hals schnürt sich zu. In meinem Kopf spielen sich alle möglichen Szenen ab, die passiert sein können. Die Jungs hatten doch keinen Unfall. Oder?
Sofort löst sich eine Träne aus meinem Augenwinkel und mein Atem wird immer unkontrollierter, während ich wie versteinert das Bett angucke.

„Lia?" höre ich dann plötzlich eine Stimme hinter mir und drehe mich ruckartig um. Vor mir steht er. Louis.

Ich spüre sofort, wie mir ein riesiger Stein vom Herzen fällt und sich meine Atmung langsam aber sicher normalisiert. Er mustert mich kurz, bevor sein Blick besorgt wird und er weiter auf mich zukommt.

„Was ist los?" fragt er direkt und guckt mir direkt in die Augen.

„Du.. Du warst nicht in deinem Zimmer." sage ich einfach und lege meine Arme um ihn. Fest drücke ich ihn an mich und bin einfach nur froh, dass es ihm gut geht.

„Ich war nur schnell duschen, alles ist gut." sagt er leise und schließt jetzt auch seine Arme um mich. Erst jetzt fällt mir auf wie übertrieben meine Reaktion eigentlich gewesen ist. Wie konnte ich denn komplett ausblenden, dass dieses Bett nicht gemacht ist? Wie konnte ich denn vergessen, dass er sich auch im Badezimmer aufhalten konnte?

Meine Verlustängste sind dermaßen groß, dass ich mir immer direkt das Schlimmste ausmale. Ich bin gar nicht darauf gekommen, dass er duschen sein könnte. Stattdessen habe ich gedacht er hätte einen Verkehrsunfall gehabt. Ganz normal ist das glaub ich auch nicht.

Louis sagt nichts dazu, sondern hält mich einfach in seinen Armen fest und streicht mir langsam mit der Hand über den Kopf. Mir ist klar, dass er sich gerade wieder den Kopf darüber zerbrechen wird, warum ich so emotional reagiert habe und warum ich durch die kleinsten Vorfälle schon emotional am Boden bin. Er wird sich Sorgen machen.

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht." flüstere ich also nur und er löst sich langsam und leicht lächelnd wieder von mir.

„Ich hab doch gesagt ich pass auf." erwidert er. Ich nicke einfach nur und jetzt schleicht sich auch ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Louis hält was er verspricht.

„Wie war es gestern noch?" frage ich ihn ernsthaft interessiert und sehe wie er beginnt zu grinsen. Es freut mich ihn so zu sehen, es muss wohl wirklich gut gewesen sein.

„Echt lustig eigentlich. Schade aber, dass du und Jonah nicht mehr mitgekommen sind." antwortet er daraufhin und ich sehe, dass er es ernst meint. Er hätte mich gerne dabei gehabt. Mir ist es aber ehrlich gesagt auch wichtig, dass er mal Zeit alleine mit seinen Freunden verbringt. Klar verstehe ich mich mit den allen gut und Louis hat mich gerne dabei, aber trotzdem ist es sein Freundeskreis. Ich bin gerne dabei, aber eins zwei Mal sollen sie einfach auch mal was unter sich machen.

Ich werde von meinem klingelnden Handywecker aus den Gedanken gerissen und grinse Louis an.

„Ich hab Nudel-Schinken-Gratin gemacht. Der müsste jetzt fertig sein."

Sofort sehe ich wie seine Augen aufleuchten und er zum Schrank rennt. Dort zieht er sich ein T-Shirt und eine Jogginghose an, bevor er an mir vorbei sprintet und ich nur noch lautes Poltern von seinen Schritten auf der Treppe höre. Lachend schüttele ich den Kopf. So ein Idiot.

His smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt