Kapitel 42

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„Oh." antworte ich einfach nur auf seine Aussage, er wäre doch der Typ gewesen und muss mir verkneifen zu lachen. Er stand genau da und ich dachte er wäre der Falsche, das ist wirklich erstaunlich. „Da hat mir mein Gehirn doch glatt einen Streich gespielt."

„Meinst du nicht eher es war der Alkohol?" fragt er jetzt und guckt mich kritisch an, daraufhin verdrehe ich nur meine Augen. Wehe, er kritisiert mich jetzt.

„Ach und selbst wenn." sage ich danach nur und gehe gar nicht richtig auf seine Frage ein. Dann war es halt der Alkohol, na und?

„Was machst du denn überhaupt hier?" fragt jetzt Jonah und lässt auch mal wieder mein Handgelenk los, auch wenn ich dem ein wenig hinterher trauere. Das hat sich gar nicht so übel angefühlt. Generell sieht er so gut aus, wie er da jetzt mit verschränkten Armen steht und auf mich heruntersieht. Selbst der kritische Blick durch seine grüne Augen sieht heiß an ihm aus. Ich könnte wirklich sabbern, wenn mir das nicht zu peinlich wäre.

„So Sachen halt." antworte ich einfach nur schulterzuckend auf seine Frage und sofort zieht er eine Augenbraue in die Höhe. Es geht ihn halt auch irgendwie nichts an. Er hat mich am Strand abgewiesen.

„Ahja, so Sachen also?" hinterfragt er die ganze Situation jetzt nochmal genauer und und lässt seinen Blick prüfend über mich wandern.

„Ja, wichtige Sachen." erwidere ich und stemme selbstsicher meine Hände in die Hüften. Es ist nunmal einfach so.

„Du bist absolut betrunken."

„Ist das ein Vorwurf?" frage ich daraufhin sofort und gucke den Typen vor mir durch zusammengekniffene Augen an. Ich bin mir nicht sicher, ob er nüchtern ist, aber zugegebenermaßen wirkt er so.

„Naja du siehst nicht so aus, als wärst du mit dem Taxi hergefahren oder gebracht worden. Dementsprechend nehme ich an, du bist nicht mehr ganz in der Lage gute Entscheidungen zu treffen." erklärt er mir und mein skeptischer Blick wird während der Erzählung immer ausgeprägter. Will er mir damit sagen, dass ich nicht mehr klar denken kann?

„Du unterstellst mir jetzt also, dass ich zu betrunken bin, um klare Gedanken zu fassen?" fasse ich meine Erkenntnisse wieder zusammen und gucke ihm stur in seine Augen, er jedoch guckt auf die Zigarette zwischen seinen Fingern und führt diese dann an seinen Mund, um einen Zug zu nehmen. Dann bläst er den Rauch langsam wieder aus und seine Augen wandern zu mir.

„Du bist von wo hier her gelaufen?"

„Von Zuhause." kommt es nun trotzig von mir und er macht eine Handbewegung, die mir anscheinend zeigen soll, dass das Problem genau hier liegt. Ich jedoch gucke ihn einfach weiterhin verständnislos an. Was soll ich denn sonst machen, wenn es Zuhause gruselig ist?

„Diskutiere doch einfach nicht mit mir." füge ich noch hinzu, weil ich langsam wirklich ein bisschen genervt von seinen Kommentaren bin, er guckt mich jedoch nur weiterhin skeptisch an. Kann er das bitte lassen?

„Okay." kommt es nüchtern von ihm und ich gucke ihn an. Wie jetzt okay?

„Wie?" frage ich verwirrt, weil ich eigentlich nicht wirklich damit gerechnet habe, das er unser Gespräch hierdurch enden lässt.

„Ja okay. Ich diskutiere nicht mit dir." Lässig lehnt er sich gegen die Wand der Kneipe neben uns und schaut mich weiterhin an, was mich wirklich fast auf die Palme bringt. Warum bitte ist er so?

„Okay." gebe ich nun etwas beleidigt von mir, da er dieses Gespräch einfach so enden lassen hat und gucke unschlüssig durch die Gegend. Was mache ich jetzt? Hier neben ihm stehen möchte ich auch nicht, wenn wir uns nichtmal mehr unterhalten.

„Ich werde jetzt meinen Bruder suchen gehen." sage ich entschlossen, weil mir nichts anderes mehr einfällt und mache auf dem Absatz kehrt. Kurz muss ich die Augen schließen, weil vor meinen Augen alles verschwimmt, dann aber mache ich mich auf den Weg zum Eingang der Bar.

„Lia!" höre ich Jonah noch dumpf hinter mir rufen, aber ehrlich gesagt ist mir das in dem Moment nicht so wichtig. Vielleicht liegt das aber auch daran, das ich den Ruf gar nicht so richtig als eine Aufforderung stehen zu bleiben wahrnehme. Stattdessen schlängele ich mich an den Türstehern vorbei ins Innere der Bar und bleibe mitten in der vollen Kneipe stehen. Irgendwo hier muss er doch sein.

Ich habe wirklich die ganze Bar mit meinen Blicken nach ihm abgesucht, aber nirgends ist er zu finden. Ich gehe also demotiviert zur Bar und lehne mich gegen den Tresen. Wo könnte ich noch suchen?

Langsam drehe ich mich zur Seite, nur um einen Typen anzugucken, der ein wenig älter als ich zu sein scheint und sich voll und ganz seinem Bier widmet.

„Hey." sage ich einfach und gucke den Typen weiterhin an, der sich erst verwirrt umguckt und mich dann erblickt.

„Hey?" Das scheint eher eine Frage zu sein, wahrscheinlich weil wir uns nicht kennen und ich hier einfach sehr merkwürdig ohne ein Getränk in der Hand rumstehe.

„Hast du zufällig meinen Bruder gesehen?" frage ich daraufhin einfach nur, weil es mir sinnvoll erscheint mögliche Zeugen über ihn zu befragen. Vielleicht hat ihn einer von all den Menschen hier gesehen.

„Sieht er denn genauso schön aus wie du?" fragt der Fremde jetzt etwas mutiger und ich gucke ihn nur kurz von der Seite an, bevor ich angewidert wieder weg sehe. Dafür hab ich ihn definitiv nicht angesprochen.

„Also hast du ihn gesehen oder nicht?" hake ich weiter nach und sehe wieder seinen interessierten Blick aus dem Augenwinkel, bevor ich selbst auch hingucke, weil es mir sonst einfach zu gruselig wird. Der Fremde setzt gerade dazu an etwas zu sagen, als sich plötzlich eine Hand an meine Taille liegt. Als ich zur Seite gucke sehe ich auch schon Jonah, der mit ein wenig Abstand neben mir steht.

„Was machst du hier?" flüstert er dann in mein Ohr und guckt mich erwartungsvoll an. Ich schätze er möchte eine Erklärung.

„Ich unterhalte mich." erkläre ich einfach nur das offensichtliche und zucke mit meinen Schultern, da ich es nicht als nötig empfinde ihn darüber zu unterrichten, dass ich lediglich meinen Bruder und keine neue Bekanntschaft suche.

„Ist das dein Bruder?" fragt jetzt der Fremde und ich schüttele bloß meinen Kopf. Definitiv nicht.

„Ist das dein Freund?" fragt er dann weiter und mustert den Jungen, der noch immer seine Hand auf meiner Taille liegen hat. Ich muss zugeben, dass diese Frage wirklich berechtigt ist.

„Nein." antworte ich trotzdem schnell, da das wohl definitiv nicht der Realität entspricht. Ich meine ich hätte nichts dagegen ihn öfter zu küssen, aber der feine Herr neben mir ist ja der Meinung ich solle mich nicht in ihn verlieben.

„Ich bin eher ihr Freund, als du es jemals sein wirst."

His smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt