Kapitel 11

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Nebelschwaden waberten um mich herum. Sie streckten ihre dünnen Finger nach mir aus. Instinktiv wich ich zurück, doch ich konnte mich nicht rühren. Panisch blickte ich an meinen Armen und Beinen entlang. Nichts. Da war nichts, was mich festhielt. In diesem Moment erschien eine Gestalt vor mir. Von den Gesichtszügen erinnerte sie mich an einen Elben, doch die Statur war nicht schlank genug dafür. „Wer seid Ihr?", rief ich in der gemeinsamen Sprache. Die Gestalt gab keine Antwort. Sie schritt auf mich zu und hob die rechte Hand. Ein Dolch lag darin. Erneut versuchte ich mich von meinen unsichtbaren Fesseln zu befreien. Zwecklos. Die Gestalt war mittlerweile so nah, dass ich ihren Geruch aufnehmen konnte. Sie roch nach Wald und Blut. „Was wollt Ihr von mir?", erkundigte ich mich. Meine Stimme zitterte deutlich. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. „Wo ist das Sternamulett?", knurrte die Gestalt und hob den Dolch. „Welches Sternamulett? Davon habe ich noch nie gehört", stammelte ich. „Lügnerin!", schrie die Gestalt und stach mit dem Dolch in meine linke Schulter. Brennender Schmerz ergoss sich über meinen linken Arm. Ein Schrei entwich mir. Die Gestalt lächelte. „Wo ist das Amulett?", wiederholte sie ihre Frage. „Wie bereits gesagt, ich habe keine Ah..ah!" Mein Satz ging in einem weiteren Schmerzensschrei unter. Die Gestalt hatte die Klinge des Dolches an meinem rechten Unterarm entlanggeführt. Wann reichte der Blutverlust, um mich ohnmächtig werden zu lassen? „Wo. Ist. Es?", keifte sie. „Elbereth, steh mir bei", dachte ich und schüttelte den Kopf. Die Gestalt hob zum dritten Mal ihre Waffe und stach sie direkt in mein Herz. Schweißnass hob ich den Kopf und stellte fest, dass ich mich in meinem Zimmer in Lorien befand. Von Gandalf keine Spur. Barfuß schlüpfte ich aus dem Raum und suchte ihn. Er stand an der Brüstung des Fletts und spähte nach draußen in die Nacht. „Was machst du hier draußen?", flüsterte ich und blieb neben ihm stehen. Er drehte sich zu mir um. Sorge trat in seinen Blick. Was hatte er in meinen Augen gesehen? „Nachdenken. Was hast du geträumt, mein Herz?" Stück für Stück erzählte ich ihm meinen Traum. Nachdem ich geendet hatte, hob Gandalf mein Kinn leicht an. „Ich lasse nicht zu, dass dir etwas dergleichen geschieht. Niemals. Nicht, wenn ich es verhindern kann", wisperte er. In seinem Blick lag so viel Sorge und Liebe, dass ich unwillkürlich zu zittern anfing. „Gandalf, ich ...", setzte ich an, doch er legte seine Lippen auf meine und unterbrach mich somit. Meine Lippen reagierten automatisch und ich umarmte ihn. „Du solltest noch etwas schlafen", riet er mir schließlich. „Was ist mit dir?", forschte ich nach. „Bist du nicht müde?" „Mein Körper ist immer noch rüstig", lächelte Gandalf. „Nun gut, wenn du meinst. Gute Nacht", sprach ich und drehte mich um. „Warte!", sprach da Gandalf, als ich gerade an der Schwelle stand. Langsam fuhr ich herum. „Ja?" Er kam auf mich zu. „Du solltest nach so einem Traum nicht alleine sein", erklärte er, woraufhin meine Mundwinkel zuckten. Das schaffte tatsächlich nur Gandalf. Schweigend betraten wir das Schlafgemach und ich legte mich wieder ins Bett. Der Zauberer legte sich neben mich. „Schlaf ruhig, Nienná. Wenn du einen weiteren Albtraum hast, bin ich für dich da", hauchte er. „Hannon le", gähnte ich und schloss die Augen. Als ich wieder erwachte, war die andere Seite des Bettes erneut leer. Verwirrt setzte ich mich auf und blinzelte, um den Rest von Schlaf aus meinem Körper zu vertreiben. Da fing meine Nase den Geruch von Blut auf. Pfeilschnell eilte ich aus dem Raum. Keine Spur von Gandalf. Der metallene Geruch kam von oben. Rasch kletterte ich die Leiter des Fletts nach oben. Blutstropfen lagen auf dem Boden. Mit einem mulmigen Gefühl folgte ich der Spur. Sie endete bei der Brüstung des Fletts. Wo steckte Gandalf nur? Meine Kehle bildeten die Laute, um seinen Namen zu rufen, doch da entdeckte ich ihn plötzlich. Er saß auf einer Bank. Leise gesellte ich mich zu ihm und nahm neben ihm Platz. „Wo warst du?", wollte ich wissen. „Noch einmal an der Stelle von gestern", erklärte er und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. Es misslang. „Du bist verletzt", sprach ich und blickte auf seine Hände. Sie waren über und über mit Verletzungen überzogen. Verletzungen, die von Krallen eines Bären stammten. „Das ist nichts. Sie werden im Nu wieder verheilen", versuchte er mich zu trösten. „Gandalf! Du hast eine Spur von unserem Gemach bis hierher gelegt. Das sind keine flachen Wunden", widersprach ich sofort. Etwas schärfer als beabsichtigt. „Lass mich sehen, was ich tun kann", bat ich und streckte meine Hände nach seinen aus. Er zögerte kurz und hielt sie mir dann hin. Seine Handflächen sahen noch schlimmer aus als die Handrücken. Ich murmelte mehrere Wörter der elbischen Sprache und sofort schlossen sich die Wunden. „Verbinde sie und ich mach dir eine Salbe aus mehreren Heilkräutern. Wenn du sie eine Woche lang schonst, sollte die Haut nicht wieder so leicht aufreißen", wies ich ihn an. Er nickte. „Danke, Nienná. Es tut mir leid, dass ich ohne ein Wort aufgebrochen bin. Es wäre schlauer gewesen auf dich zu warten, aber ich wollte das so schnell wie möglich untersuchen. Verzeihst du mir?" „Sch", machte ich und drückte vorsichtig seine Hände. „Es gibt nichts zu verzeihen, Liebster. Natürlich verstehe ich, warum du aufgebrochen bist. Du möchtest dies erledigt haben, damit mich nichts mehr bedrohen kann. Glaubst du, ich würde nicht genauso handeln?" Nun gelang ihm ein echtes Lächeln. „Du bist so zauberhaft, Nienná. Ich liebe dich." „Milin len", erwiderte ich und presste meine Stirn an seine. „Für immer."


My love is eternal - Herr der Ringe Fanfiction (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt