Meine Augen konnten gar nicht schnell genug von einer Seite zur anderen huschen. Das war es. Die Stelle, die ich seit einer Woche gesucht hatte. Da hörte ich ein Pferd wiehern. Etwas genervt, da ich meine Lektüre unterbrechen musste, hob ich den Kopf und das Buch fiel beinahe aus meinen Händen. „Elriel", begrüßte ich meine alte Freundin und sprang von dem Stein auf. Die Elbenmaid hielt an und schwang sich aus dem Sattel. „Nienná, schön dich zu sehen", lächelte sie und umarmte mich erst einmal. „Was führt dich hierher?", wollte ich wissen und ließ sie wieder los. Die blonde Elbin holte Luft. „König Aragorn bittet dich und Gandalf zu sich, nach Minas Tirith", entgegnete sie. „Ist in Gondor alles in Ordnung?", erkundigte ich mich sogleich. „Momentan schon. Es geht um Aragorns Sohn. Er wurde bei einem Ausritt von einer merkwürdigen Gestalt angegriffen. Die Heiler konnten sich um ihn kümmern und es geht ihm gut, aber der König macht sich Sorgen, was das zu bedeuten hat", berichtete Elriel mir. „Was sagt Arwen denn dazu?", forschte ich nach. „Sie kann ihm leider nicht viel helfen, aber da du und Gandalf doch so viel wisst und so belesen seid ... Er dachte, ihr könntet etwas Licht ins Dunkel bringen." „Wir brechen sofort auf", versicherte ich ihr. „Warte, dann gebe ich Gandalf schnell Bescheid." Mit diesen Worten drehte ich mich um und kletterte die Leiter des Fletts nach oben. „Gandalf?", rief ich. Schritte. Der Zauberer erschien in meinem Blickfeld. „Was ist los, Liebste?", hakte er nach. „Elriel ist da, Aragorn braucht uns. Wir müssen so schnell wie möglich nach Minas Tirith gelangen", erzählte ich rasch. Sorge trat in die blauen Augen meines Gemahls. „Gut, ich packe noch schnell zusammen", sprach er und verschwand. Nachdem ich die Pferde aus dem Stall geholt hatte, kehrte ich zu Elriel zurück. Sie saß bereits wieder auf ihrer Fuchsstute. Gandalf stand neben ihr. Über die rechte Schulter hatte er seine braune Tasche geschwungen. „Seid ihr soweit?", wollte Elriel wissen. Aus ihrer Stimme hörte ich deutlich die Ungeduld heraus. „Ja", nickte ich und schwang mich auf den Rücken meines Pferds. „Gut, dann lasst uns reiten." In Minas Tirith angekommen, begaben wir uns auf direktem Weg zur Feste. Wir wurden hineingelassen. Ein mulmiges Gefühl überkam mich, während wir eintraten. Aragorn erwartete uns im Thronsaal. Er sah älter aus, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte. Schatten umrahmten seine Augen. Als er uns entdeckte, lächelte er etwas. Arwen saß links von ihm. „Meine Freunde", begrüßte der König uns und erhob sich, um uns entgegenzulaufen. „Es ist viel zu lange her." Meine Mundwinkel huschten ebenfalls nach oben und ich verbeugte mich leicht vor ihm. „Wir sind so schnell geritten wie wir konnten. Verzeiht, dass wir nicht eher bei Euch sein konnten", hauchte ich. Aragorn schüttelte den Kopf. „Nienná, es ist schon gut." Er trat zu Gandalf hinüber und legte seine Hände auf die Schultern des Zauberers. „Wie bin ich froh dich zu sehen, mein alter Freund. Hoffentlich kannst du uns mit deinem Rat weiterhelfen." „Nun, ich werde sehen, was ich tun kann, Eure Hoheit", erwiderte Gandalf höflich. „Wunderbar. Mein Sohn wird euch alles berichten. Folgt mir bitte." Damit trat er aus dem Saal und brachte uns in ein Zimmer. Ein kleiner Junge saß auf einem Bett. Als wir eintraten, leuchteten die Augen des Jungen. „Vater", strahlte er und stand auf. Aragorn schloss den Jungen kurz in die Arme. „Mein Sohn, darf ich dir zwei langjährige Freunde von mir vorstellen?" Aragorn bedeutete Gandalf und mir näher zu kommen. Wir traten vor. Die Augen des Jungen huschten von Gandalf zu mir und blieben bei mir hängen. „Ihr seid eine Elbenfrau, nicht wahr?", erkundigte er sich mit glockenheller Stimme. „Das ist richtig, mein Prinz", bestätigte ich. „Erzähl ihnen von deinem Ausritt", bat sein Vater ihn. „Sie werden möglicherweise dieses Rätsel lösen können." Der Junge nickte. Er sah Aragorn so ähnlich. Nur etwas in seinem Gesicht erinnerte mich an Arwen. „Es geschah so plötzlich. In einem Moment ritt ich noch friedlich durch den Wald, im nächsten flog ein Pfeil auf mich zu", begann er mit der Geschichte. „Konntet Ihr sehen, wer den Pfeil abgeschossen hat?", meldete sich Gandalf zu Wort. „Nur ganz kurz. Er trug einen schwarzen Umhang und war etwa so groß wie meine Mutter. Außerdem ..." Der Prinz kniff die Augen zusammen. „... stand da ein Tier bei ihm. Es war ... ziemlich groß und ein Grauen ging von ihm aus. Vielleicht kam das auch von der Gestalt, ich weiß es nicht mehr, denn dann traf mich der Pfeil an der Schulter und ... mein Pferd brachte mich zurück. Das ist alles, was ich sagen kann." Gandalfs und mein Blick trafen sich. Wir dachten beide dasselbe für einen Moment. „Konntet Ihr den Pfeil bereits identifizieren, mein König?", erkundigte ich mich bei Aragorn. „Leider Nein, Nienná. Die Wachen ritten noch einmal zu der Stelle des Überfalls und stießen auf die Spuren eines Bärs. Die Gestalt war offenbar ein Mensch, oder ein Elb", informierte er mich. „Habt Ihr Euch dies genauer angesehen?", erklang Gandalfs Stimme. „Ihr seid einer der besten Waldläufer, die ich kennengelernt habe, Aragorn." Der Angesprochene schwieg für einen Moment. Sein Blick huschte zu seinem Sohn, dann zu mir und wieder zurück. Da begriff ich. „Besprecht das nur unter euch, ich passe solange auf deinen Sohn auf", bot ich ihm an. Aragorn nickte. „Nienná, bist du sicher?", forschte Gandalf nach. „Geh nur, Liebster", beschwichtigte ich ihn. Aragorn und Gandalf verließen das Zimmer. „Seid Ihr die Nienná, die meinen Vater auf seiner Fahrt nach Mordor begleitet hat?", hakte da der Prinz nach und nahm wieder auf seinem Bett Platz. „Die bin ich", lächelte ich und setzte mich neben ihn. Die Augen wurden groß. „Stimmt es, dass Ihr eine Zauberin seid?" „Nun, ich kann manches bewirken, aber deswegen bin ich noch lange nicht so mächtig wie Gandalf", entgegnete ich. Der Prinz nickte daraufhin. In diesem Moment ging die Tür wieder auf. Aragorn schaute herein. „Nienná, dein Mann erwartet dich in eurem Gästezimmer, das ich für euch habe herrichten lassen", teilte er mir mit. „Dankeschön, Aragorn. Das wäre jedoch nicht notwendig gewesen", meinte ich und stand auf. „Für meine Freunde ist dies das Mindeste, das ich tun kann", winkte er ab. „Bis bald, mein Sohn." Dieser nickte und winkte mir noch einmal, als ich sein Zimmer verließ. Aragorn brachte mich zu dem Gästezimmer. Vor der Tür hielt er an. „Wenn ihr etwas in Erfahrung bringt, dürft ihr jederzeit nach mir rufen lassen. Noch ist unklar, womit wir es zu tun haben, aber ich möchte nicht, dass es zu einem weiteren Krieg kommt, wie wir ihn erst vor Kurzem hatten", wisperte er. „Selbstverständlich, mein König. Wir tun, was wir können", versprach ich ihm. Er deutete eine Verbeugung an und ich machte einen Knicks. Anschließend betrat ich das Gästezimmer. Gandalf stand bei dem Fenster und blickte nach draußen. „Hast du schon einmal etwas von den Nachtalben gehört?", wollte er von mir wissen, ohne sich umzudrehen. Nachtalben. Das Wort kam mir bekannt vor. „Doch, ich meine, mal etwas über sie gelesen zu haben", erwiderte ich. „Sie sollen jedes Licht verabscheuen und streben danach alles Licht auszulöschen. Sie können den Menschen furchtbare Träume schenken und Tieren der Finsternis ihren Willen aufzwingen." „Dein Gedächtnis ist ausgezeichnet, Nienná", bemerkte Gandalf. „Es stimmt alles, was aus deinem Mund kam. Offenbar gehören diese Wesen doch nicht dem Reich der Legenden an, wie wir immer dachten." Wenn das stimmte, warum sollten sie dann Aragorns Sohn angreifen? „Was sollten sie dann mit Aragorns Sohn vorgehabt haben?", erkundigte ich mich und schritt auf ihn zu. Er fuhr zu mir herum. Tränen glitzerten in seinen Augen. „Sicher bin ich mir nicht und ich hoffe, dass sich meine Ahnung nicht erfüllen wird. Auf uns wartet viel Arbeit, Nienná. Wir sollten so viel wie möglich über die Nachtalben in die Finger bekommen und uns gründlich über sie informieren. Nur dann verstehen wir, weshalb sie hier sind", meinte er. Der Ausdruck in seinen Augen zerriss mir fast das Herz. Rasch überbrückte ich den Abstand zwischen uns und umarmte ihn. „Ich bin hier", raunte ich. „Wir finden eine Lösung dafür, mein Liebster und ich werde nicht ruhen, bis ich einen Weg gefunden habe, wie wir etwas gegen diese Wesen unternehmen können." Gandalf strich sanft durch mein Haar und trat zurück. „Übernimm dich nicht, mein Herz. Wenn ich dich verliere, gibt es keinen Trost für mich in dieser Welt." Einen Augenblick wusste ich nicht, was er damit ausdrücken wollte. „Keine Sorge, mein Liebster. Die Nachtalben werden sich nicht zwischen uns stellen. Du hast mein Wort." Gandalf nickte und nahm mein Gesicht in seine Hände. „Ich liebe dich." „Ich liebe dich auch", hauchte ich. Seine Lippen fanden meine und ich schloss die Augen.
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My love is eternal - Herr der Ringe Fanfiction (Pausiert)
FanfictionDiese FF fängt am Ende des dritten Teils an und spielt noch nach den Filmen. Sie ist etwas anders, wie man am Schluss merken wird. Dennoch viel Spaß Alle Rechte bezüglich der Charaktere und Schauplätze, die aus den Büchern und Filmen bekannt sind, l...